Hamstern, hungern, helfen

Ausstellung im Schlossmuseum Freistadt zeigt Einkaufen nach dem Krieg

Die Regale waren leergefegt, Klopapiertürme stapelten sich im Einkaufswagen und ein kleines Päckchen Hefe wurde zum Tauschgut unserer Zeit. Manche verglichen die Corona-Pandemie und die damit einhergehende Lebensmittelknappheit mit der des zweiten Weltkrieges.

Wie die Lebensmittelbeschaffung nach dem Krieg tatsächlich ablief, zeigt die aktuelle Sonderausstellung „Einkaufen nach dem Krieg“ im Schlossmuseum Freistadt.

„Die Stunde Null“

Es ist Sommer 1945. Alliierte haben das Land besetzt, zahlreiche heimische Soldaten sind verschwunden, verletzt oder im Krieg gefallen, Kinder sind unbegleitet auf der Flucht. Der erste Schaukasten dokumentiert „Die Stunde Null“, das Ende der NS-Diktatur. Übrig bleibt ein Boden, dem man die Verwüstungen, die darauf stattfanden, ansieht.

Das zeigen einige der Ausstellungsstücke, darunter eine Gasmaske, die unter der Erde gefunden wurde. Zu einer Mischung aus Angst, Trauer und Schmerz, die das Volk umhüllt, gesellt sich ein weiterer ständiger Begleiter — beißender Hunger. Die nächsten beiden Schaukästen widmen sich der vorherrschenden Hungersnot: „Damals sank die Schwarzbrotration auf 500 Gramm pro Person und Woche“, so Kurator Fritz Fellner.

Keine Nahrung ohne Karte

In den Supermarkt gehen und nach Lust und Laune ein Menü zusammenstellen, im Jahr 1945 eine utopische Vorstellung. Vom Kleinkind bis zum Schwerstarbeiter wurde jede Person einer Gruppe zugeteilt, die dann entsprechende Lebensmittelkarten bekam. Jede Karte stand für ein Nahrungsmittel, das gekauft werden durfte. Wer keine Karte hatte, oder sein Kontingent bereits aufgebraucht hatte, bekam auch keine Nahrungsmittel.

„Mit den Lebensmittelkarten sollte die Aufteilung der immer knapper werdenden Ressourcen gewährleistet werden“, betont Fellner. Diese strenge Kontrolle zog sich durch alle Bereiche des Lebens. So durfte niemand ohne Ausweis das Haus verlassen, auch die Lebensmittelkarten konnten nur mit einem gültigen Ausweis bezogen werden. Allein in Freistadt mussten 12.000 Flüchtlinge und 20.000 Besatzungssoldaten mit Lebensmitteln versorgt werden.

Tabak gegen Brot

In den Städten, wo es keine Möglichkeit zur Selbstversorgung gab, wurde die Hungersnot immer dramatischer. Es entwickelte sich ein Schwarzmarkt, auf dem Schmuck, Tabak oder Kleider gegen Lebensmittel getauscht wurden. Die Hilfe durch internationale Programme und Care-Pakete nach Ende des Krieges ermöglichte schließlich den wirtschaftlichen Aufschwung und bekämpfte die vorherrschende Hungersnot.

Etwa vier Jahre später, im Jahr 1949 waren die Geschäfte erneut mit Waren und die Brieftaschen der Menschen mit Geld gefüllt.

Die Ausstellung über das Leben und Kaufen in der Nachkriegszeit kann bis Ende September (Samstag und Sonntag, 14 bis 17 Uhr) im Schlossmuseum besichtigt werden.

Weitere Infos: www.museum-freistadt.at

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