Manchmal reicht eine einzige Rolle, um zur Leinwand-Legende zu werden. Wenn es dann noch um einen ebenso abgebrühten wie raubeinigen Krokodiljäger geht und der Titelheld so unverschämt gut aussieht wie Paul Hogan, ist der Erfolg vorprogrammiert. Auch wenn es heute ruhig um den Schauspieler geworden ist, bleibt er wohl auf ewig „Crocodile Dundee“. Am Dienstag (8. Oktober) wird der Australier 85 Jahre alt.
Der erste Teil der Trilogie stammt aus dem Jahr 1986 und trug im deutschen Sprachraum den etwas wunderlichen Untertitel „Ein Krokodil zum Küssen“. Erzählt wird die Geschichte eines bei Aborigines aufgewachsenen, ziemlich schlichten Naturburschen namens Michael J. „Crocodile“ Dundee also – oder kurz Mick -, der zunächst im unwirtlichen Outback einer amerikanischen Reporterin das Leben rettet und dann mit ihr nach New York geht.
Australiens erfolgreichster Film
Die Abenteuerkomödie über den grobschlächtigen „Aussie“ mit dem trockenen Humor, der sich plötzlich im Großstadtdschungel zurechtfinden muss, gilt als Australiens erfolgreichster Film. Hogan avancierte dank seines Alter Egos Dundee zur Ikone.
Auch wenn der Humor des Kultstreifens ziemlich simpel ist, geht die geniale Plot-Idee auf. Sie stammt übrigens von Hogan selbst und kam ihm bei einem Besuch in New York, wo er sich auch im wahren Leben als Outsider fühlte. Für das Drehbuch, das er mit zwei Co-Autoren verfasste, wurde er für den Oscar nominiert.
Das Bild der Amerikaner von den Australiern
Mick Dundee mit seinem markigen Gesicht und dem großen Messer sei „ein mythischer Outback-Australier“, umschrieb Hogan einmal den von ihm erschaffenen Charakter. „Ein Grenzgänger, der durch den Busch wandert, Schlangen aufhebt und wegwirft, der vom Land lebt, der reiten und Bäume fällen kann und diese einfache, freundliche, entspannte Philosophie hat.“ Im Grunde verkörpere er genau das Bild, das Amerikaner von den Australiern hätten.
„Mick ist ein gutes Vorbild“, erläuterte der Filmstar damals dem australischen Magazin „TV Week“. „Der Typ hat nichts Boshaftes an sich, er ist menschlich. Und obwohl er keine Menschen tötet, ist er kein Weichei oder Feigling.“ Seine Performance wurde 1987 mit einem Golden Globe gewürdigt.
Ein Jahr später kam bereits das Sequel „Crocodile Dundee II“ in die Kinos, 2001 folgte „Crocodile Dundee in Los Angeles“. Beide konnten aber nicht mehr an den Erfolg des Originals anknüpfen. Angebote für weitere Fortsetzungen mit ihm in der Hauptrolle lehnte Hogan ab.
Vom Brücken-Anstreicher zum Filmstar
Im echten Leben wuchs er in Sydney auf und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, unter anderem als Anstreicher auf der weltberühmten Sydney Harbour Bridge. Mit 19 heiratete er seine Jugendliebe Noelene Edwards. Kurz darauf kam das erste von fünf gemeinsamen Kindern. Nach der Scheidung heiratete Hogan 1990 seine „Crocodile Dundee“-Filmpartnerin Linda Kozlowski, mit der er einen Sohn hat. Seit 2014 sind die beiden geschieden. Vor etwa 20 Jahren ließ er sich in den USA nieder, wo er im kalifornischen Venice Beach lebt.
Über eine der allerersten Talent-Shows war er 1971, erst mit 32 Jahren, zum Fernsehen gekommen. Mit der „Paul Hogan Show“, die er auch produzierte und als Co-Autor mitschrieb, wurde er in seiner Heimat zum Star und machte sich auch in Großbritannien und Südafrika einen Namen. Die deutschen Fernsehmacher verpassten der Comedy-Show, die in Australien von 1973 bis 1984 mit insgesamt 60 Folgen ausgestrahlt wurde, den recht dümmlichen Titel „Da lacht das Känguru“.
Dann kam die Rolle seines Lebens. „Ich bin ein ,One-Hit-Wonder´“, gab Hogan vor einigen Jahren gegenüber dem Lifestyle-Magazin „Stellar“ zu. „Aber der war eben ein Riesenhit.“ Die Langlebigkeit von „Crocodile Dundee“ sei schlicht unglaublich.
Dennoch, Hogan stand auch für andere Streifen vor der Kamera und schrieb Filmskripts. 2020 drehte er unter anderem mit John Cleese und Olivia Newton-John eine Komödie, die noch einmal mit seiner Paraderolle zu tun hatte: „The Very Excellent Mr. Dundee“ (auf Deutsch: „Come Back, Mr. Dundee!“). Der Streifen wurde von Kritikern zerrissen, aber die Zeitung „Sydney Morning Herald“ lobte immerhin, dass Hogans Charme „intakt und ungebrochen“ sei.
Aber zuletzt gab es besorgniserregende Nachrichten: Ende 2022 verriet Hogan im australischen Programm „A Current Affair“, dass er an Retroperitonealfibrose leide, auch Morbus Ormond genannt. Die seltene, chronische Erkrankung habe bei ihm zu enormem Gewichtsverlust geführt. „Ich habe mein gesamtes Körperfett verloren, meine Muskeln sind alle geschrumpft“, sagte er. Teilweise war er im Rollstuhl zu sehen.
Aber Anfang dieses Jahres präsentierte er sich bei der G“Day USA Arts Gala in Los Angeles bereits wieder in deutlich besserer Form. Wenige Monate zuvor hatte er bei einem Fernsehinterview über das Altwerden und dessen Folgen gesprochen. „Bis 79 war ich noch fit, und ich konnte es mit den meisten 40-Jährigen aufnehmen, als ich 80 wurde“, sagte er. Danach sei es in vielerlei Hinsicht bergab gegangen. Aber ab 80 sei das Leben „eben auch nichts mehr für Weicheier“, fügte Mr. Dundee hinzu.