Hört, wie es im Christbaum klingt

Ungewöhnliche Weihnachts-Schau mit vielen „Aha“-Momenten im Schloss

Grüne Weihnachten mit Lametta
Grüne Weihnachten mit Lametta © OÖ Landes-Kultur GmbH/Maritsch

Was steckt hinter den Ritualen, die rund um die Weihnachtszeit von so großer Bedeutung sind? Wer hat den Weihnachtsbaum zu uns gebracht? Wie viele Weihnachtssterne werden pro Advent verbraucht? Warum küssen wir uns unterm Mistelzweig? Kann es ein ordentliches Weihnachtsfest ohne Lametta geben? Und: Wie klingt denn ein Christbaum von innen?

Wenn Sie diese Fragen begeistern, dann sollten Sie das nach dem Lockdown wiedereröffnete Schlossmuseum in Linz besuchen. Dort wartet die traditionelle Krippenausstellung (s. unten), aber auch eine wirklich originelle, witzige und trotzdem besinnliche Schau unter dem Titel „Wintergrün“.

Am Anfang war der Baum

Wohlduftender Waldboden, leises Vogelgezwitscher führen in den ersten Raum, wo lediglich ein kleines Nadelbäumchen wartet. Ruhe kehrt ein. Sollte so Weihnachten nicht sein?

Doch damit geben sich die meisten Menschen heute nicht zufrieden. Keine Zeit im Jahr ist mit so vielen Traditionen und Legenden gefüllt, wie die angeblich stillste. Das Team rund um Thekla Weissengruber, Leiterin des Bereiches Volkskunde und Alltagskultur, hat so ziemlich alles zum Thema „Grün“ zusammengetragen. Den Anfang macht ein Exponat, von dem wohl die wenigsten gehört haben, eine Xylothek. In Holzbüchern mit Rinde als Rücken sind die Bestandteile von 100 Bäumen verewigt. Hervorgehoben zwei Stars der Weihnachtszeit: Fichte und Tanne. Wer nicht vertreten ist in diesem Kleinod von 1827: die Nordmanntanne, die hatte zu diesem Zeitpunkt nämlich noch keiner gefunden. Das tat erst später ein gewisser Herr Nordmann. Heute sind übrigens 80 Prozent der Weihnachtsbäume in unseren Wohnzimmern Nordmanntannen. Und wie noch ganz oft in dieser Ausstellung kommt erstmals der Gedanke hoch: Ah, das hab ich nicht gewusst!

Die Disziplinen der OÖ Landes-Kultur GmbH. vermischen sich in dieser Ausstellung gekonnt. Kunsthistorisches findet wie selbstverständlich seinen Platz neben Naturwissenschaftlichem und Alltagskultur. Und dazwischen immer wieder diese „Aha“-Momente. Oder wussten Sie, dass Grün die Lieblingsfarbe Mohammeds war? Der Grund: Grün ist in der Wüste äußerst selten und damit wertvoll. Napoleon Bonaparte hat die Farbe nicht viel Glück gebracht. Er ließ sein Schlafzimmer auf St. Helena mit grünen Tapeten ausstatten – die Farbe enthielt jedoch Arsen, das sich bei feuchtem Klima löste. Hoffnung und Gift liegen oft gefährliche nahe beieinander. Der Rest ist Geschichte … oder eine gute Legende. Apropos Legende: Um grüne Pflanzen zur Winterszeit ranken sich viele. In Filmbeiträgen werden sie in der Schau vermittelt – von den Tränen eines Hirtenknaben, die die Christrose hervorbrachten, bis zur unglücklich verliebten Naturgöttin Amaryllis. Wunderschöne Geschichten, auch wenn die Naturwissenschaft hier wohl andere Versionen liefern würde.

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Kotzgrün, Avocadogrün, Blassgrün … „Es gibt über 100 ausgewiesene Grüntöne“ erklärt Thekla Weissengruber – viele davon sind im Schlossmuseum bis zum 2. Februar 2022 zu finden und bringen richtig spannende Geschichten zum Vorschein. So wurde etwa der erste Weihnachtbaum in Linz, und damit das dazugehörige Grün, 1818 aufgestellt.

Am Ende der Konsum

Ganz nach dem Motto „Everything is better with Lametta“, also „Alles ist besser mit silbrigen Streifen“, ist ein Raum zum Thema Konsum gestaltet. Wer hat noch das stille Bäumchen im Kopf?

Eine Sache ist noch zu klären: Irgendwie sphärisch klingt so ein Christbaum von innen. Das beweist die Soundinstallation von Wolfgang Fadi Dorninger, der ein Loch in einen Baum gebohrt und hineingehorcht hat. Herrlich.

Von Mariella Moshammer