„How To Build A Truth Engine“: Suche im düsteren Infokrieg

Die Wahrheit steht massiv unter Beschuss. Verlieren wir sie, steht die Zivilisation vor dem Untergang. Friedrich Moser macht mit seiner Dokumentation „How To Build A Truth Engine“ gleich zu Beginn klar, was im „Infokrieg“ auf dem Spiel steht – und es schaut derzeit nicht gut aus. Mit Ausflügen in die Neuro- und Computerwissenschaft wie auch den Investigativjournalismus begibt sich Moser auf die Suche nach Zutaten für einen potenziellen „Wahrheitsmotor“. Ab Donnerstag im Kino.

Der Einsatz von (Des-)Information zur Manipulation ist nicht neu, sondern über Jahrhunderte erprobt. Mittlerweile sind Fake News, Verschwörungstheorien und Co., befeuert durch künstliche Intelligenz sowie soziale Netzwerke und deren Algorithmen, jedoch allgegenwärtig. Während Lügen schon zweimal um den Globus gelaufen sind, bindet sich die Wahrheit gerade erst die Schuhe, heißt es an einer Stelle im Film wenig erbaulich, aber wohl wahr. Moser („A good American“, „Terrorjagd im Netz“) machte sich auf zu ergründen, ob das zwingend so sein muss. Der gebürtige Oberösterreicher besuchte dafür Spezialisten aus Wissenschaft und Journalismus, die sich dem Kampf für die Wahrheit verschrieben haben.

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Beeindruckende „New York Times“-Recherchearbeit

Eindrücklich fällt ein Aufenthalt bei der „New York Times“ aus. Dort spricht der Filmemacher mit Reportern aus dem Team für visuelle Investigation, die unter Rückgriff auf Satelliten- und Handydaten auf beeindruckende Weise u.a. Kriegsverbrechen aufdecken. Die Arbeit geht nahe. So befassten sie sich etwa mit dem Massaker im Kiewer Vorort Butscha. Zahlreiche Leichen wurden nach dem Abzug der russischen Truppen auf den Straßen vorgefunden, viele davon Zivilisten. Rasch hieß es aus Moskau, dies sei inszeniert, was aber u.a. von der „New York Times“ durch akribische Arbeit als Lüge überführt werden konnte.

Nur wen erreicht das noch? Der Journalist Michael Nikbakhsh (Ex-„profil“, „Dunkelkammer“) bemerkt, dass täglich unzählige Schlachten um Aufmerksamkeit und Deutungshoheit ausgefochten werden und das Misstrauen gegenüber traditionellen Medien groß sei. Journalismus würde zusehends seine Rolle als „Gatekeeper“ verlieren, Botschaften immer öfters – ohne journalistischen Spamfilter – auf eigene Faust unter die Leute gebracht.

Ist also Hopfen und Malz verloren? Nicht unbedingt. So zeigt Moser auch auf, wie Wissenschafter daran arbeiten, Verschwörungserzählungen im Netz rasch identifizieren zu können. Gepaart mit zusehends besserem Wissen über die Funktionsweise des menschlichen Gehirns und einem neuen Umgang mit Infos besteht Anlass zur Hoffnung.

Abstraktes Thema toll bebildert

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Diese blitzt in den 135 Minuten des Dokumentarfilms – für den George Clooney seinen Namen als Executive Producer zur Verfügung stellte – aber nur selten auf. Nachdenkliche Gesichter und bedeutungsschwangere Musik unterstreichen den Ernst der Lage, der trotz des abstrakten Themas mit tollen Bildern eingefangen wird.

Moser selbst hält sich zurück, lässt lieber die Wissenschafter und Journalisten wie auch die teils harten Bilder von Toten oder dem Fake-News-getriebenen Sturm auf das US-Kapitol für sich sprechen. Ein einordnender Überbau des von einem Standort zum nächsten springenden Geschehens täte gut. So bleibt ein Film, für den man Geduld und viel Konzentration aufbringen muss. Angesichts der gegenwärtigen Lage ist das aber eine Anstrengung, die hoffentlich viele auf sich nehmen.