Angesichts des Starkults, der von der an Interessenten-Schwund leidenden Klassik-Szene betrieben wird, seufzt so mancher Musik-Experte: „Wir müssen wieder vom „Wer und Wo“ zum „Was und Wie“ kommen!“
Nun, allein schon die Überschrift zum Programmheft des dritten Konzerts im Großen Abo des Brucknerhauses, das am Dienstagabend großes Publikumsinteresse auslöste, tendiert zum „Wer und Wo“. Dort steht in großen Lettern: „Hrusa, Trifonov & Bamberger Symphoniker“, und etwas kleiner: „Brucknerhaus Linz“. Das „Was“ schien so zunächst sekundär zu sein; jedoch das eigentliche Konzert bewies mit seinem vermeintlichen „Mauerblümchen“-Programm und vor allem mit dessen Interpretation, dass dem „Wie“ an diesem Abend besonderes Gewicht zukam.
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Totale Empathie mit dem Werk
Zunächst demonstrierte Daniil Trifonov in seiner Sicht auf Antonin Dvoraks selten zu hörendes Klavierkonzert in g-Moll op.33, dass er mit Recht als einer der weltweit führenden Pianisten gilt. Der Virtuose verfügt über einen extrem kultivierten und wandlungsfähigen Anschlag und entwickelt totale Empathie mit dem Werk; so pflegte er eine feine Partnerschaft zum in diesem Opus sehr eigenständig auftretenden Orchester, das mit edlem Klang und nobler Zurückhaltung die vom Solisten aufgeworfenen musikalischen Fragen beantwortete. Dass dieser Dialog durchgängig und eindrucksvoll gelang, dafür zeichnete auch das souveräne und sehr flexible Dirigat Jakub Hrusas verantwortlich.
Die impulsive Art des eine Weltkarriere anpeilenden Dirigenten ließ schließlich im zweiten Teil des Konzerts die 4. Sinfonie Ludwig van Beethovens zusammen mit dem glänzend aufspielenden Orchester zum besonderen Ereignis werden. Dies gelang speziell durch das Betonen dynamischer und agogischer Kontraste: Hitzige Tempi und Forte-Ausbrüche wechselten oft mit beschaulichen Kantilenen; die vielen melodiösen Einfälle des Komponisten konnten zumal im legendär „runden“ Klang des Orchesters so richtig aufblühen.
So erlebte das „Was und Wie“ eine von manchen herbeigesehnte Renaissance, die vom voll besetzten Haus mit jubelndem Applaus quittiert wurde. Als Zugabe rauschte eine temperamentvolle „Figaro-Ouvertüre“ durch den Saal, die trotz des nicht enden wollenden Beifalls keine Nachfolgerin fand.
Von Paul Stepanek