Indie-Band Ischia serviert feministische Sounds zum Tanzen

„Ein bissl verträumt, ein bissl sehnsüchtig, ein bissl abschweifend“, so charakterisierte Sängerin und Namensgeberin Adele Ischia der APA gegenüber die Musik ihrer Band Ischia. Und damit bringt sie die elf Songs des Debütalbums „Leave me to the future“, das am 13. September veröffentlicht wird, sehr gut auf den Punkt. Ein rockiger Dreampop mit eingängigen Refrains, der sich zwischen tanzbaren Melodien und melancholischen Einflüssen bewegt.

Adele Ischia und Hjörtur Hjörleifsson, Bassist der Band, verband schon lange Zeit eine enge Freundschaft sowie der gleiche Musikgeschmack. Doch erst vor ungefähr drei Jahren fingen sie an, gemeinsam Musik zu machen. Komplettiert wurden die beiden, die zusätzlich auch bei Endless Wellness spielen, bei dem Bandprojekt Ischia durch die Gitarristin Lena Kauntz, die die Gruppe kürzlich aber verlassen hat. Vor etwa eineinhalb Jahren stieß schließlich noch Schlagzeuger Philipp Hackl dazu.

Das Album startet mit rohen Gitarrenriffs in dem Song „Sides“, gefolgt von dem viel poppigeren Track „Is it gonna last“. Die melancholische Seite der Band tritt vor allem in den Liedern „Sorry Mama“ und „All the weight“ hervor. Durch diesen bunten Mix an Alternative-Rock und Shoegaze, durchzogen mit Popelementen, wird bereits am Beginn der Platte deutlich, dass sich die Gruppe nicht gerne in ein bestimmtes Genre einordnen lässt. „In den seltensten Fällen stellen sich Personen dann das vor, was man wirklich macht“, betonte die Sängerin. Doch müsse sie sich entscheiden, würde sie sich wohl dem Indie-Rock zuordnen, sagte sie.

Geschrieben werden die Songs in erster Linie von Adele Ischia selbst. „Ich bringe die Grundelemente mit, habe die Ideen und schreibe Texte, Melodien und Akkorde, die Bausteine sozusagen. Und mit denen komme ich zu Hjörtur, der sie anordnet und leicht variiert. Er schleift und bastelt dann sozusagen daran“, erklärte sie. Hjörleifsson ergänzte zustimmend: „Dadurch, dass wir uns so lange kennen, haben wir da keine Berührungsängste. Adele hat kein Problem damit, wenn ich irgendwo eingreife und auch andersrum.“ Im Proberaum werden die Lieder dann gemeinsam mit der Band arrangiert.

Ein besonderes Anliegen von Adele Ischia ist es, patriarchale Strukturen und toxische Maskulinität zu hinterfragen. Dies zeigt sich etwa in den Songs „Manbaby“ oder „Fake“. „Die Themen sind verschieden je nach Phase, Gefühl oder Lebenssituation. Aber ich habe prinzipiell einen politischen Anspruch, der manchmal subtiler und manchmal direkter ist“, sagte Adele Ischia. „Doch es geht oft um Männer, die mich mit ihrem Verhalten nerven.“ Trotzdem bleibt das Songschreiben für sie auch ein Faszinosum, das sie selbst nicht ganz begreift: „Es ist sehr viel halbbewusst oder unbewusst. Und eigentlich will ich es auch nicht immer so genau verstehen. Für mich soll es etwas Magisches beibehalten.“

Benannt ist das Album nach dem gleichnamigen Song „Leave me to the future“, eines der ruhigeren Lieder, das ganz ohne Schlagzeug auskommt. „Vor allem in Kombination mit dem Cover hat mir der Titel sehr gut gefallen, weil er viel Verschiedenes bedeuten kann. Er hat einen düsteren Anklang, aber kann auch genauso positiv und hoffnungsvoll gedacht werden.“ Hjörleifsson fügte hinzu: „Der Titel hat eine melancholische Note und das ist ein Element, das sich auch durch das Album durchzieht.“

Doch eine weitere Komponente zeichnet die Musik der Band aus: Humor. „So düster und unangenehm Dinge sind, Humor ist oft die beste oder einzige Form damit umzugehen“, erklärte die Frontfrau. Ischia liefert durch diese Mischung ein ambivalentes erstes Album, das sich zwischen Sentimentalität und Optimismus bewegt und introvertierte Parts mit rockigen Gitarrensounds sowie eingängigen Melodien kombiniert – Musik für alle Lebenslagen.

(Das Gespräch führte Anne Fliegel/APA)

Ischia live: 5. September beim Waves Vienna, 14. September beim Sturm und Klang Festival und am 27. September im Wiener B72; siluh.com

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