Einige ihrer Bücher spielen in ihrer Heimatregion, dem Hausruckviertel, und es liegen ihnen immer wieder – auch biografische – Geschichten, die das Leben erzählt, zugrunde.
Jetzt hat die aus Eferding stammende Schriftstellerin Karin Peschka, Trägerin des OÖ. Landeskulturpreises, im Auftrag der OÖ KulturEXPO für das Theaterspectacel Wilhering Anton Bruckner in den Fokus ihrer literarischen Arbeit gerückt und ihr erstes Theaterstück geschrieben: „Bruckners Affe“ feiert am 10. Juli am Gelände des Stiftes Wilhering Premiere und liegt auch frisch gedruckt als Buch (Otto Müller Verlag, 100 Seiten, € 24) vor.
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VOLKSBLATT: Welchen Bezug haben Sie zu Bruckner und seiner Musik?
KARIN PESCHKA: Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich einige Jahre nur wenig mit klassischer Musik beschäftigt habe. Aber das Stück hat für einen wunderbaren Wiedereinstieg gesorgt. Ich habe wiederentdeckt, wie viel mir klassische, vor allem auch Bruckners Musik gibt.
Einige Ihrer Bücher spielen in Ihrer Heimatregion und es liegen ihnen immer wieder, auch biografische Geschichten, die das Leben erzählt, zugrunde. Wie sind Sie zu „Bruckners Affen“ gekommen?
Das war eine Auftragsarbeit. Die Idee stammt von Norbert Trawöger, der Linzer Komponist Rudolf Jungwirth hat die musikalischen Agenden übernommen. Da ich mit Rudolf schon viele Projekte realisiert habe, hat er mich für den Text vorgeschlagen. Ich hab sofort zugesagt und mir erst dann gedacht: Oha, ich hab ja noch nie ein Theaterstück geschrieben! Das war eine große Herausforderung, aber ich habe sie sehr gern angenommen. Es macht das Leben spannender, wenn man sich etwas traut, oder?
Wie haben Sie für das Buch recherchiert?
Ich habe viele Bruckner-Kompositionen gehört und Biografien gelesen, aber das Wichtigste waren die gesammelten Briefe von, über und an Anton Bruckner, weil ich einfach wissen wollte, wie er geschrieben hat, welche Worte er verwendete. Ich wollte ihn kennenlernen, mich in seine Sprache hineindenken und zum Anekdotenhaften Abstand gewinnen. Auch, um im Stück den üblichen Bruckner-Klischeebildern spielerisch begegnen zu können.
Die Stückentwicklung geschah gemeinsam mit Regisseur Joachim Rathke und Dramaturgin Doris Happl. Das Stück soll auch eine ganz andere Seite von Bruckner zeigen: wie er als junger Mensch war, welche Herausforderungen er stemmen musste, um so weit zu kommen. Er hat zuerst als Hilfslehrer sein Geld verdienen müssen und dann seinen Weg systematisch und konsequent verfolgt. Das war mit vielen Zweifeln und viel Hingabe verbunden. Bruckner war eine sehr, sehr spannende Persönlichkeit.
Was ist dran an der Begegnung von Bruckner mit dem legendären Affen?
Bruckner hat den Affen tatsächlich in Wilhering gesehen bei einer seiner Sommerfrischen, man weiß, dass dort ab und zu ein Affe gehalten worden war. Es wird gemunkelt, dass Bruckner durch diese Begegnung zum Trio im dritten Satz der 1. Sinfonie inspiriert wurde. Wenn man da genau hinhört, sieht man den Affen zwischen den Notenzeilen herumhüpfen. Das kann ich bestätigen.
Wie wollen Sie Bruckner in Ihrem Buch zeigen?
Ich glaube, dass Bruckner eine überaus komplexe Persönlichkeit hatte, und dass er mit seiner Musik verheiratet war. Er hat sich ihr absolut hingegeben, war sehr genau, hat immer wieder etwas bis ins kleinste Detail umgearbeitet. Das war keiner, der etwas hingeworfen und gesagt hat, da, fertig. Er wollte seine Kompositionen vielleicht genau so weitergeben, wie er sie selbst hörte und dabei möglichst wenig Raum zur Interpretation lassen. Das ist schwierig und in der Literatur auch nicht viel anders: Man hat seine eigenen Bilder und versucht, sie zu transportieren.
Welchen Figuren begegnet man in Wilhering?
Es geht darum, dass wir Bruckner nicht nur als alten Mann zeigen, sondern seinen Weg zurückverfolgen bis in seine Jugend. Für mich ist die Schlüsselszene die Begegnung mit dem Affen im dritten Akt. Sehr präsent ist etwa auch Kathi Kachelmayr, Bruckners Haushälterin, aber jede Figur spielt eine wichtige Rolle, auch die kleinste. Auf die historischen Gegebenheiten haben wir, was die Eckpfeiler unserer Wanderung durch Bruckners Innenwelten betrifft, schon genau geachtet: seine Zeit als Hilfslehrer in Windhaag, seine Verabschiedung in Wien, der Tod seines Vaters usw.. Dazu kommen natürlich die künstlerische Freiheit der literarischen Darstellung und jene der Inszenierung.
Sie bedienen sich auf sehr humorvolle Art und Weise Kritikern und Fans, um ein vielschichtiges Bild von Bruckner zu zeichnen.
Das war für mich eine spannende Geschichte, weil ich Bruckner sehr ernst nehme, aber das Stück auch eine gewisse Leichtigkeit braucht. Was sich gut kombinieren lässt, ohne eine Witzfigur aus Bruckner zu machen.
Haben Sie Gemeinsamkeiten zwischen sich selbst und dem Komponisten entdeckt? Vielleicht auch etwas typisch Oberösterreichisches?
Parallelen zwischen mir und Bruckner zu suchen, ist schon ein wenig vermessen. Aber da ist natürlich die Herkunft, das Verständnis für die Heimat. Für mich ist Heimat das, wo ich im Dialekt reden kann, wenn ich müde werde. In Bruckners Briefen spürt man, denke ich, sprachlich wenig von seiner Herkunft, andererseits ist er für seinen Dialekt in Wien auch belächelt und verspottet worden. Dabei ist die lokale Mundart die erste Sprache, die man lernt, und die wird von Kindern gar nicht mehr so selbstverständlich gesprochen, wie das in meiner Kindheit und Jugend noch normal war, auch in der meines Sohnes. Aber vielleicht täusche ich mich.
Und wie Bruckner habe auch ich länger gebraucht, um richtig durchzustarten. Mein Weg war ein verschlungener, bis es so weit war, dass ich jetzt hier sitzen kann und mit Ihnen über meine Literatur sprechen. Vielleicht ähnle ich Bruckner ein kleines Bisschen in der Ernsthaftigkeit, mit der ich mich der Arbeit widme.
Sind Sie manchmal bei den Proben zum Stück mit dabei?
Ich werde bei der Generalprobe mit dabei sein und bei mehreren Aufführungen, weil so viele Freunde von mir kommen möchten. Und ich war einmal bei einer Leseprobe, es war wunderschön zu sehen, wie lebendig der Text ist.
Interview: Melanie Wagenhofer