Ein riesiges brennendes Schiff vor dem Brucknerhaus, Hunderte Blitze, gigantisches Donnergrollen aus 200 Lautsprechern — die Welt geht unter, die Apokalypse beginnt. Mit dieser symbolischen Darstellung des Untergangs der Menschheit zog die fesselnde Inszenierung der international gefeierten US-amerikanischen Opern- und Musicalregisseurin Francesca Zambello von Beginn an das Publikum in ihren Bann. Mehr als 100.000 Besucher waren gekommen, um das heurige Spektakel der Visualisierten Klangwolke „Odyssey — A Journey through Worlds“ im Linzer Donaupark live mitzuerleben. Zur symbolischen Heldinnen-Odyssee wurde die Video-und Sound-Weltreise im Lauf der folgenden Stunde auch für mehr als 400 Artisten, Tänzer und Musiker.
Auf drei Schiffen spielt die Geschichte eines mutigen Mädchens, das als einziges in seiner Heimat die Katastrophe überlebt. Es macht sich zu einer Reise auf, die an der Donau beginnt und zu Flüssen wie dem Nil, dem Jangtse, dem Mississippi und dem Amazonas weitergeht. Hier findet es Kulturen, die ein friedfertiges Leben mit Tanz und Musik führen. Gleich Odysseus kehrt die Heldin mit reichen Erfahrungen und neuem Wissen zurück und kann ihre Heimat wieder zum Leben erblühen lassen.
Lesen Sie auch
Zambello setzt bei ihrer schillernden Inszenierung drei Schleppkähne und eine Tanzbühne auf der Donau ein, auf denen die Künstler mit facettenreichen Choreografien und atemberaubendender Akrobatik auftraten. Musikalisch begleitet wurden sie dabei von Werken der amerikanischen Star-Komponistin Laura Karpman, die auch für das Sounddesign verantwortlich zeichnete, sowie von sinfonischen Donauwalzer-Klängen von Johann Strauß, Opernarien von Giuseppe Verdi und Musik von Antonin Dvorák. Berührend auch der Jugendchor des Linzer Landestheaters und die herausragende amerikanische Sopranistin Amber Monroe, die als Solistin ihr Linz-Debüt gab.
Die Visuelle Klangwolke war dieses Jahr fest in professionellen Frauenhänden, wie etwa auch das phänomenale Videodesign von Katy S. Tucker, die mit ihren Lichtskulpturen und Visuals die Schiffe in bunte kulturelle Welten verwandelte und als farbenprächtiges Gesamtkunstwerk in allen Regenbogenfarben erstrahlen ließ.
Insgesamt geriet die Klangwolke zu einem dramatisch packenden, aufrüttelnden Gesamtkonzept. Herzen und Köpfe hat Zambello mit ihrer gelungenen Inszenierung bewegt. Tosender Applaus war dafür die beste Bestätigung.
Barbara Duftschmid