Kulturhauptstadt: Neun Kunst-Antworten auf Umgang mit Natur

Reichen von Apokalypse bis respektvoller Behandlung - Ausstellung „Green“ in Altmünster bis 16. November in einem ehemaligen Tapezierer-Geschäft

Elke Antonia Schloter und Volker Koch, „Give us, dear" © Kulturhauptstadt 2024/Böhler & Orendt

„Was machen wir mit der Natur, was macht die Natur mit uns?“, diesem Fragenkomplex sind acht Künstlerinnen und Künstler sowie ein Künstlerduo in den vergangenen Jahren nachgegangen. Ihre ernüchternden bis mahnenden Antworten hat Kurator Gottfried Hattinger gesammelt und zeigt sie in Altmünster am Traunsee in der Ausstellung „Green. Kunst mit Natur“ für die Europäische Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024 bis 16. November.

„Raubbau an der Natur“

Das leer stehende Geschäft eines ehemaligen Tapezierers wurde dazu zum temporären Kunstraum. Im früheren Geschäftsbereich empfängt eine übergroße Skulptur der Deutschen Elke Antonia Schloter und Volker Koch „Give us, dear“ (2013) die Besucher. Ein behaartes Monster liegt am Boden, hunderte winzige, menschliche Wesen haben es wie Parasiten überfallen, beuten es aus. Diese Installation stehe stellvertretend für den „Raubbau an der Natur“, wie er mit dem Tagebau betrieben werde, sagte Hattinger bei einer Presseführung vor der Eröffnung Freitagabend.

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Kostbarer Lichtblick

Danach geht es hinauf in den Dachstuhl, dort erwartet einen nach dem schmerzvollen Anblick der ausgelaugten Natur ein Lichtblick. Die Arbeit „Acker Field“ (2013) von Asta Gröting leuchtet als güldene Sonne von der Wand. Die Deutsche hat mit Epoxidharz einen rund zwei Meter mal zwei Meter großen Abdruck eines frisch gepflügten Ackers angefertigt. Diese Ackerscholle überzog sie mit 24-karätigem Gold, um somit die Kostbarkeit des Bodens für die Nahrung zu versinnbildlichen.

Der Tiroler Lois Hechenblaikner hat sich aktuell in „Hinter den Bergen“ mit seiner Heimat auseinandergesetzt, was ihn unweigerlich zum Thema Massentourismus brachte. Alten schwarz-weiß Fotografien, die eine heile Welt zeigen, setzte er Farbfotos von heute gegenüber, wählte dazu einen vergleichbaren Bildausschnitt. So wurde aus einem Holzzaun auf einer Alm ein Zaun mit unzähligen Skiern, anstelle eines mit einer Sense hantierenden Bauern schlägt heute auf der Wiese ein Golfer Bälle.

Wenn die Natur selbst Kunst schafft

Uku Sepsivart aus Estland lässt mit „Biotoopia“ (2021) selbst die Natur Kunst erschaffen, indem er abgenagte Baumstämme von Bibern nur mehr geringfügig zu Holzskulpturen bearbeitet. Darstellungen von Computer erzeugten Naturkatastrophen oder Bodenvergiftung durch Überdüngung als Resultat des wirtschaftlichen Fortschritts lauten andere Antworten der Künstler, die allesamt Natur heute als vom Menschen gemachten Problemfall darstellen. Aber auch ein respektvoller Umgang mit ihr wird in der kleinen Schau mit weiteren Exponaten von Sonja Braas, Mirko Baselgia, Krištof Kintera, Katrin Hornek und Gabriele Schuller zum Thema.

„Green“ wurde im Zusammenhang mit der Microfarmers Conference (Konferenz für eine Landwirtschaft der Zukunft), die am Sonntag, 20. Oktober, in der Forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen stattfindet, konzipiert. Das eintägige Meeting – organisiert von der Österreichischen Klein- und Bergbäuerinnen-Vereinigung – versteht sich als Plattform für einen Dialog zu Landwirtschaft, Lebensmitteln und Umwelt und zur Entwicklung konkreter Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern.