Kulturhauptstadt SKG 2024: Baukultur-Symposium setzt auf Bottom-up

„interventa Hallstatt“ bietet von 19. bis 22. September ein betont buntes und interdisziplinäres Programm - „Baukultur betrifft uns alle!“ - „Herausfinden, was wirklich zukunftsfähig ist“ =

In Hallstatt findet ab Donnerstag die „interventa" statt. © APA/Gindl

„Baukultur betrifft uns alle!„ Die Architektin Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs (the next ENTERprise) ist überzeugt davon, dass die Beschäftigung mit unseren baulichen Lebensumständen keine Fachfrage ist. Deswegen ist das Symposium zur Baukultur im ländlichen Raum, das sie mit der Kuratorin Sabine Kienzer organisiert, ein betont buntes und interdisziplinäres. Die “interventa Hallstatt“ findet ab Donnerstag, 19. September, im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut statt.

Entwicklung des regionalen Raums

Das Kulturhauptstadt-Programm widmet sich dezidiert auch den Zukunftsfragen zur Entwicklung des regionalen Raums. Dass diese Themen wie künftige Arbeitsplätze, Verkehrskonzepte, aber auch Bodenverbrauch oder Leerstandsmanagement umfassen, darüber herrscht Einigkeit.

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Dennoch überraschen sowohl die thematische Vielfalt wie die unterschiedlichen Angebote des viertägigen Symposiums in der HTBLA Hallstatt. „Wir wollten über die üblichen Verdächtigen hinausgehen“, erklärt Kienzer im Gespräch mit der APA. „Und wir wollten performative Formate anbieten und Eigenverantwortung ansprechen. Alle können sich beteiligen! Wir sehen das als einen Bottom-up-Prozess und nicht als Top-down.“

Das ist auch der Erkenntnis geschuldet, dass vor vielen gefährlichen Entwicklungen wie Klimawandel, Ressourcenverbrauch oder Biodiversitätsverlust seit langem gewarnt wird, die Politik bisher aber nur ungenügend darauf reagiert hat. Harnoncourt-Fuchs: „Wir glauben ganz stark daran, dass die Bevölkerung anfangen muss, Druck zu machen. Es muss endlich so weit kommen, dass man durch Nichtstun keine Stimmen gewinnen kann.“

Wie Umdenken gelingen kann

Sechs Bereiche möchte man bei der interventa Hallstatt behandeln: neue Lebenswelten, Raumproduktion und Landschaft, Identität, Mobilität, Kreisläufe sowie „zukünftige Spekulationen“. „Wie bei Akupunktur möchten wir mit einzelnen hinein gestochenen Nadeln Dinge in Gang bringen“, sagt Kienzer. Mehrere Gäste sollen davon berichten, dass ein Umdenken gelingen kann. So wird etwa die chinesische Architektin Xu Tiantian von ihren Erfolgen berichten, Infrastrukturprobleme in einer Region mit 400 Dörfern in den Griff zu bekommen, die deutsche Architektin Katja Fischer über zehn Jahre Transformationserfahrung in Thüringen.

Tischgespräche mit dem Publikum

Neben Architektur, Verkehrs- und Stadtplanung sind u.a. Philosophie und Soziologie, Gastronomie und Kunst vertreten. Das im Rahmen der Kulturhauptstadt initiierte „Wirtshauslabor“ sorgt für die Verpflegung, die deutsche Publizistin Ulrike Herrmann hält am Eröffnungsabend die erste Keynote über „Einstürzende Neubauten“ und nachhaltiges Bauen der Zukunft, ehe IIASA-Klimaforscher Keywan Riahi über Energieträger der Zukunft referiert. Bei Tischgesprächen soll der Spieß umgedreht werden: Die prominenten Referenten befragen das Publikum und nicht umgekehrt.

Künstlerische Interventionen

Man hat sich ein „Hochgeschwindigkeits-Workshop-Format“ ebenso einfallen lassen wie künstlerische Interventionen und ästhetische Reflexionen. Die Biologin und Literatin Andrea Grill wird die vier Tage in einen Text verarbeiten, der dem gegenübergestellt wird, was eine KI-Anwendung aus demselben Ausgangsmaterial macht. Die Auseinandersetzung mit den Problemen, Chancen und Technologien der Zukunft soll auch Spaß machen, glauben die Organisatorinnen.

Es gehe um den Austausch zwischen den Disziplinen wie mit internationalen Akteurinnen und Akteuren, sagen Harnoncourt-Fuchs und Kienzer. „Nur so kann man herausfinden, was wirklich zukunftsfähig ist. Was für das Salzkammergut wichtig ist, sind ja globale Themen.“ In der Kulturhauptstadt habe man begonnen, Netzwerke zu spinnen. Es sei wichtig, diese auch künftig zu nützen. „Wenn sie g’scheit sind, machen sie weiter.“ Dann könnte auch die „interventa Hallstatt“ keine Eintagsfliege bleiben.