Landestheater Linz: Inspirierendes Programm für schwierige Zeiten

Der Spielplan für die Saison 2024/2025 unter dem Motto „Wie will ich leben“ bringt in bewährter Manier Klassiker wie Uraufführungen

„Wir leben in einer Zeit, die unserer Gesellschaft viele Sicherheiten nimmt, in der viele Umbrüche stattfinden“, betont Landeshauptmann Thomas Stelzer bei der Präsentation des Spielplanes des Linzer Landestheaters für die Saison 2024/2025 am Montag im Musiktheater. Die Themensetzung für die kommende Saison durch Intendant Hermann Schneider unter dem Motto „Wie will ich leben“ sei daher ein Glücksgriff. Schneider geht damit nicht nur auf Immanuel Kant ein, dessen Geburtstag sich heuer zum 300. Mal jährt, sondern holt dessen Philosophie in die Gegenwart, quasi als Aufruf der Kunst, unser Urteilsvermögen einzusetzen. „Niemand soll sich scheuen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen“, zitiert Schneider den großen Philosophen, der damit den Leitsatz der Aufklärung lieferte. Klimakrise, Kriege, Konflikte würden uns prägen, wir darüber drohen, die Orientierung zu verlieren. Die Kunst als Vehikel, um wieder in ruhigere Fahrwasser zu steuern. Und die kommt am Landestheater Linz in bewährter Manier als Mix aus Klassikern und Uraufführungen daher.

Schon das Jahresheft regt zum Nachdenken an. Sämtliche Bilder sind KI-generiert, die dafür mit Inhalten von Stücken gefüttert wurde, also reine Fiktion. „Wollen wir so leben?“, fragt Schneider. Das Highlight des Jahres sei jedenfalls für ihn der neue Schauspieldirektor David Bösch. Und der arbeite in der kommenden Saison noch mit einer von seinem Vorgänger Stephan Suschke und Dramaturg Andreas Erdmann konzipierten Stückauswahl. Am Beginn steht William Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ (Premiere: 14. September).

Am 5. Oktober feiert die „Trilogie der Sommerfrische“ von Franzobel Uraufführung, danach kommt die „Liebelei“ von Arthur Schnitzler (25. Oktober) – eine Kooperation mit den Salzkammergut Festwochen, die zuvor einige Male im Stadttheater Gmunden zu sehen sein wird – nach Linz. Mit dabei auch wieder bekannte Gesichter: Susanne Lietzow wird „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ von Tennessee Williams (6. Dezember) inszenieren, Sara Ostertag die Erstaufführung von „The Broken Circle“ (Johan Heldenbergh/Mieke Dobbels, 1. Februar 2025) und Stephanie Mohr jene von Lars von Triers „Der Boss vom Ganzen“ (28. Februar 2025). Ebenfalls am Programm des Schauspiels stehen die Komödie „Oh Gott!“  von Anat Gov (20. September), „Monte Rosa“ von Theresa Dopler (15. Dezember), „Die Tonight, Live Forever oder Das Prinzip Nosferatu“ (EA) von Sivan Ben Yishai (2. Februar 2025) sowie die Komödien „James Brown trug Lockenwickler“ (Yasmina Reza, 21. März 2025) und „Gespräche mit Astronauten“ (Felicia Zeller, 12. April 2025). Anlässlich 80 Jahre Kriegsende wird im Mai 2025 dann „Die Flucht“ von Lida Winiewicz und Ernst Waldbrunn über ein jüdisches Künstlerschicksal in der NS-Zeit zu sehen sein.

„Kracher“ und Zeitgenössisches

Im Bereich Oper kündigt sich neben „Krachern“ wie Mozarts „Die Zauberflöte“ (ab 21. September), mit der die Saison startet, Puccinis „Madama Butterfly“ (7. Dezember) und Wagners „Der fliegende Holländer“ (25. Jänner) ein mutiges modernes Programm an: Mit „Il Viaggio (Die Reise)“ von Alois Bröder (19. Oktober) steht ebenso eine Uraufführung an wie mit der musikalischen Geschichte „Unsere Kinder der Nacht“ von Helmut Jasbar (ab 12 Jahre, 19. Jänner 2025) und „Adam und Eva“ von Mike Svoboda (2. Mai 2025), mit „Die Heilige Ente“ von Hans Gal (14. Dezember) eine Neufassung. „Das schlaue Füchslein“ wird in Linz zu „Die gerissene Füchsin“ (29. März), so der Originaltitel von Komponist Leos Janacek, für Opernchef Markus Poschner ein Werk, „das schon lange auf meinem Speisezettel steht“ und das von Peter Konwitschny inszeniert wird. Die Operette ist mit Franz Lehárs „Paganini“, inszeniert von Thomas Enzinger, vertreten (12. Oktober). Dessen erfolgreiche „Fledermaus“-Regie folgt als Wiederaufnahme ab 25. Oktober. Mozarts „Zauberflöte“ wird auch in einer Fassung „für kleine Leute 6+“ ab 13. April 2025 zu erleben sein.

Musicalensemble wächst

Musicalchef Matthias Davids gehe es seit jeher nicht um Blockbuster, sondern vor allem darum, auch das Unbekannte auf die Bühne zu bringen. „Seine Arbeiten sind aber vielfach zu Blockbustern geworden“, freut sich Schneider. Wie erfolgreich man in der Sparte ist, zeigt auch, dass das Ensemble von elf auf 13 Mitglieder aufgestockt wird, alle derzeitigen Darstellerinnen und Darsteller bleiben am Haus. Am 8. September wird mit der Europäischen Erstaufführung von „Wonderland“ von Frank Wildhorn, Jack Murphy, Jennifer Paulson-Lee und Gabriel Barre die Saison eröffnet. Inszenieren wird Christoph Drewitz, der zuletzt u.a. für „Priscilla“ verantwortlich zeichnete. Die zweite große Produktion „Something Rotten!“ (16. November) von Karey und Wayne Kirkpatrick sowie John O’Farrel inszeniert Davids. Zudem kommt der Musicalthriller „Sweeney Todd“ von Stephen Sondheim und Hugh Wheeler (Inszenierung Simon Eichenberger, ab 15. Februar 2025) auf die Bühne. Der neue Schauspielchef David Bösch führt ebenfalls Musicalregie, allerdings im Schauspielhaus in „Rent“ von Johnathan Larson (26. April 2025).

Tanzchefin Roma Janus konnte für die nächste Saison zwei Weltstars gewinnen: Emanuel Gat, der mit „Lovetrain 2.0“ (26. Oktober), so kündigte Schneider es an, ein „fulminantes Spektakel“ in Linz zeigt. Als zweiter berühmter Choreograf stellt sich Sidi Larbi Cherkaoui mit „Fall“  (1. März 2025) ein, einer Produktion, „die sonst nur in anderen Weltstädten zu sehen sei“ (Schneider). Unter dem Titel „Living Room“ (18. Mai 2025) gibt es ein Eigenprogramm von Tanz Linz.

Das Junge Theater unter der Leitung von Nele Neitzke startet wie das „große Schauspiel“ mit Shakespeare („Romeo & Julis Short Cuts“, 15. September), im Programm finden sich auch Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ (25. Februar 2025), „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren und als Produktion zur Weihnachtszeit „Der gestiefelte Kater“ (17. November).

Der Vorverkauf für die kommende Saison ist bereits angelaufen, der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Königstorfer freut sich über die laufende Spielzeit: Die 16.351 verkauften Abos seien nah dran am Rekord von 16.700 Abos der Eröffnungssaison des Musiktheaters 2014/2015.

Von Melanie Wagenhofer 

 

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