Im Schiffmeisterhaus Grein, einem rosa Häuserkomplex gegenüber der Konditorei Schörgi, herrscht seit Mittwoch neues Leben. Der vielseitige Unternehmer Ernst Grillenberger aus Baumgartenberg erwarb und renovierte das historische Kopfgebäude am Eingang der Stadt. Mit einer eigenen Galerie im historischen Ambiente erfüllt sich die Kunsthistorikerin Eva Manner aus Perg einen langgehegten Wunsch, nachdem sie fünfzehn Jahre für Kunstförderung und Kunstankäufe in der OÖ-Kulturdirektion zuständig war. Zwei Räume bieten Platz für zeitgenössische Kunst, auf der großen Terrasse fesseln Metallskulpturen und ein weiter Blick über die Donau.
Das feinfühlig adaptierte Haus an der Donau ist auch neue Heimat für Christoph Lettners Fachgeschäft „Fundus Antiquitäten & Vintage“ sowie die Schokoladenmanufaktur der vis a vis gelegenen Konditorei Schörgi.
Erste Vernissage war am Mittwoch, Johann Jascha ist anwesend. Vor zwei Jahren feierte der Linzer Künstler mit einer großen Ausstellung im Lentos seinen 80. Geburtstag. In Grein bestreitet er die erste Ausstellung (bis 18. Mai). „Bestreitet“ – sein Lebensmotto. Schon als Student ließ er sich von keinen „-Ismen“ oder Moden vereinnahmen. Heute noch wettert er über die elenden Professoren, jene „Schleimherzigen“, an der seinerzeitigen Akademie. Aber auch den Aktionisten der 60er schloss er sich nicht an, sondern nahm in eigenen „Happenings“ künstlerisch stichhaltige Gegenpositionen ein, wobei er nichts bei den arrivierten Kollegen „einkaufte“.
Der lebenslängliche Revoluzzer ist Preisträger des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich und OÖ-Landeskulturpreisträger. Die retrospektive Werkschau aus fünf Jahrzehnten trägt den Titel „Durch die Zeiten/Arbeiten 1974 bis 2024“.
Linien prägen durch die Jahrzehnte seine Arbeiten. Linien, die all seinen Widerstand spiegeln, seismografisch zittrig, geradlinig sicher, auf den Punkt gebracht. Auf der Strecke nehmen sie alles mit, was Gesellschaft und ihre Individuen aus seiner widerständig radikalen Perspektive betrifft und berührt. Die Strichführung elektrisiert wie Stromleitungen, zündet zuweilen Farben an. Vielgeschlechtliche Gestalten und Dinge, entwachsen dem Liniengeflecht. Der Transformator Jascha schafft zugleich Raum für Stille und erzählt unter Hochspannung von Ruhe und Konstanz.
Unvermittelt brüllt Jascha los, verzerrt das Gesicht zu Grimassen, verrenkt sich. Sein finales poetisches Statement als Kontrapunkt zur gediegenen Eröffnungsrede von Johannes Jetschko demonstriert einmal mehr: „Ich war immer in Opposition zur Gesellschaft, zu den herrschenden Verhältnissen. Ich war immer ein Gegenpol“. Galerie und Ausstellung waren damit eröffnet. Sehr sehenswert. Ca. 40 Arbeiten, überraschend moderate Preise.
Info: www.galerie-manner.at
Von Eva Hammer