Lenny Kravitz auf Burg Clam: Album light, Konzert heavy

Zweieinhalb Stunden mit vielen Klassikern und einem „jugendlichen“ Altstar

Nineties-Rockstar Lenny Kravitz hat jüngst mit „Blue Electric Light“ ein irritierend „leichtes“, insgesamt ziemlich belangloses Album veröffentlicht – umso überraschender und erfreulicher, dass der mittlerweile 60-Jährige am Sonntagabend auf Burg Clam (OÖ) ganz wie in alten Zeiten ein richtig „heavy“ Konzert für die zahlreich erschienenen Fans hinlegte – und die Maierwiese zweieinhalb Stunden musikalisch und showmäßig quasi mit purem 1990er Macho-Schweiß regelrecht flutete.

Die Frage im ersten Songtitel des Abends war reine Formsache: „Are You Gonna Go My Way“ – natürlich folgten die Fans ihrem Idol nach so einem Kracher als Opener. Kravitz – auch mit 60 in knappe Designer-Jeans und eine schwarze Lederjacke gehüllt, darunter ein schwarzes Netz-Top, damit nur ja alle beste Sicht auf sein beachtliches Sixpack haben – jagte asap „Minister of Rock’n’Roll“ hinterher. „TK421“, ein Titel von „Blue Electric Light“, der eigentlich nur durch das massiv körperbetonte Video glänzt, wurde live ziemlich verschärft und kam dann doch ganz gut beim Publikum an; ebenso wie das im Konzert deutlich gehärtete „Paralyzed“.

Bewährte Hits

Weit überwiegend bediente sich Kravitz aber aus seiner langen Liste bewährter His, von „Stillness of Heart“ über „It Ain’t Over ‚Till It‘s Over“ bis zu „Again“. Das war die Erfolgsgarantie der Show, gemeinsam mit einer bestens disponierten Rockband samt dem Langzeit-Sologitarristen Craig Ross. Das Triple aus „Always On The Run“, „American Woman“ und „Fly Away“ sorgte für einen richtig starken Abgang zum Ende des regulären Sets.

Epische 16 Minuten

Die erste Zugabe war eher ein Durchhänger: „Human“ aus „Blue Electric Light“. Aber Lenny Kravitz hat alles gleich wieder gutgemacht: Er beendete sein Clam-Konzert mit einer epischen 16 Minuten-Version seiner ganz persönlichen Hymne „Let Love Rule“ – mit viel Publikums-Gesängen und einem Fan, den er spontan auf die Bühne holen ließ, weil dieser ein Transparent hochhielt, wonach das sein 50. Lenny Kravitz-Gig war. Dafür wurde er vom Altstar mit einem Bier versorgt und einem Plektron beschenkt. Und die Gäste in den vordersten Reihe bekamen zahllose Autogramme, Widmungen und Selfies von und mit dem bestens gelaunten „jugendlichen“ Lenny Kravitz, der während der Fan-Chöre leutselig an der Barriere des Front of Stage-Bereiches spazierte.

Von Werner Müllner

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