Leopold Museum huldigt dem Backhausen-Ornament

Entwurf Josef Hoffmanns für das Stiegenhaus des Palais Stoclet © APA/Backhausen-Archiv

Backhausen zählte zu den traditionsreichsten Möbel- und Dekorstoffproduzenten Österreichs. Das Unternehmen stattete im späten 19. Jahrhundert prestigeträchtige Prachtbauten der Gründerzeit mit hochwertigen Stoffen aus. Die Ausstellung „Poesie des Ornaments“ im Leopold Museum mit einer repräsentativen Auswahl aus dem Backhausen-Archiv gibt nun „erstmals einer breiten Öffentlichkeit Einblick in diesen kulturellen Schatz“, so Direktor Hans-Peter Wipplinger.

Die Schau mit 250 Exponaten beleuchtet einzelne Produktionsschritte, von den Entwürfen über Muster bis hin zur Anwendung der Stoffe. Anhand der Gegenüberstellung historischer Schwarz-Weiß-Aufnahmen außergewöhnlicher Interieurs und originaler Textilmuster wird ein Eindruck der Motivvielfalt und Farbenpracht der Stoffe gewonnen und das Zusammenwirken von Raum, Dekor und Einrichtung nachvollziehbar, wie die Kuratorinnen Ursula Oswald-Graf und Aline Marion Steinwender am Dienstag bei einer Presseführung betonten.

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Das Verkaufslokal von Backhausen befand sich gegenüber der Oper in dem von Theophil von Hansen errichteten Heinrichshof. Hochwertige Modestoffe, die Anfertigung von Möbel- und Vorhangstoffen, Damaste, Brokate und Teppiche aus Seide und Wolle bildeten die Hauptproduktionszweige des 1849 gegründeten Unternehmens, das auf den 1811 aus dem Rheinland nach Wien emigrierten Jakob Backhausen zurückgeht und im 174. Bestandsjahr schließen musste.

Backhausen arbeitete eng mit den Protagonistinnen und Protagonisten der Wiener Moderne zusammen, allen voran Otto Wagner, Koloman Moser und Josef Hoffmann. Im frühen 20. Jahrhundert zählte die Ausstattung von privaten Palais, Villen und Wohnungen in Kooperation mit der Wiener Werkstätte und den Secessionisten zu den lukrativsten Aufträgen. Backhausen wirkte in Verbindung mit den Kunstschaffenden auch an deren Ausstellungen mit.

Einer Zeitleiste folgend wandelt man in der Schau den vielfältigen Entwürfen entlang. Fotografien zeigen diese im räumlichen Kontext. Besonders beeindruckend sind große Displays, die den Gedanken des Gesamtkunstwerkes verdeutlichen: etwa ein wandgroßer Einblick in ein Schreibzimmer des Sanatoriums Purkersdorf, davor ein mit Möbelstoff bezogener Sessel, dazu Ornament-Entwürfe und ein Vorhang, ebenfalls von Backhausen. Oder an anderer Stelle eine Ansicht des Hauptraums des Cabaret Fledermaus, kombiniert u.a. mit einem Stück des dafür entworfenen Backhausen-Teppichs mit Muster von Josef Hoffmann.

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Es fällt schwer, einzelne Höhepunkte des Schaffens der Firma zu benennen. Zu den Anwärtern zählen Teppiche mit Entwürfen von Hoffmann für das Palais Stoclet in Brüssel, ein Hauptwerk des Architekten. Diese bringen den dort befindlichen berühmten Stoclet-Fries von Gustav Klimt noch besser zur Geltung, wie es sich in der Schau nachvollziehen lässt. Oder der Veloursteppich Dess. 8126 („Sanduhr“ genannt), 1911 ursprünglich für eine Ausstellung entworfen, den Kuratorinnen zufolge eines der prägnantesten Designs der Wiener Werkstätte. Die Präsentation „Poesie des Ornaments“ wird – wohin man auch schaut – jedenfalls ihrem Titel gerecht.

Das mehrere tausend Objekte umfassende Backhausen-Archiv steht seit 2022 unter Denkmalschutz und wurde dem Leopold Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Auch den laut Oswald-Graf „Schlüssel“ dazu, sechs von 1890 bis 1965 firmenintern chronologisch und detailliert geführte Bücher mit Einträgen zu Stoffproduktionen, darf man in einem Schaukasten im Museum bewundern.

„Poesie des Ornaments: Das Backhausen-Archiv“ im Leopold Museum, Museumsquartier Wien, 13.11.24-9.3.25, täglich außer Di 10-18 Uhr, an Feiertagen geöffnet, www.leopoldmuseum.org