Menschenscheu und rätselhaft: Autor Patrick Süskind wird 75

Ein nach Gerüchen jagender Mörder oder ein monologisierender Musiker: Die Protagonisten in den Werken von Patrick Süskind sind oft Außenseiter oder Einzelgänger – und auch der Autor des Welterfolgs „Das Parfüm“ selbst gilt als öffentlichkeitsscheu und rätselhaft. Süskind lebt sehr zurückgezogen. Es existieren nur wenige Interviews und Fotos aus der Vergangenheit von dem Autor, der am Dienstag 75 Jahre alt wird.

Geboren wurde Süskind am 26. März 1949 in Ambach am Starnberger See als Sohn des Schriftstellers und Journalisten Wilhelm Süskind, seine Mutter arbeitete als Sportlehrerin. Süskind wuchs in einem bildungsbürgerlichen Milieu auf, in einem „leicht protestantisch angehauchten Elternhaus“, wie aus einer seiner raren Angaben hervorgeht. Sein Bruder Martin Süskind war ebenfalls ein bekannter Journalist.

Nach der Matura studierte Süskind Mittlere und Neuere Geschichte in München und im französischen Aix-en-Provence. Bereits während des Studiums schrieb er Prosastücke. Mit dem 1980 entstandenen und ein Jahr später uraufgeführten Theaterstück „Der Kontrabass“ wurde Süskind als Dramatiker bekannt. Der Monolog eines Musikers über die Musik, die Welt und sein eigenes Leben wurde vielfach aufgeführt und in andere Sprachen übersetzt.

Welterfolg mit Debütroman „Das Parfüm“

Mit seinem Debütroman „Das Parfüm“ von 1985 schrieb Süskind einen Welterfolg, der sich allein neun Jahre lang auf der „Spiegel“-Bestsellerliste hielt, in fast 50 Sprachen übersetzt wurde und eine Gesamtauflage von rund 20 Millionen Exemplaren erzielte. Es ist die Geschichte um den Waisen Jean-Baptiste Grenouille, der im Paris des 18. Jahrhunderts geboren und mit einem übernormalen Geruchssinn ausgestattet lebenslang auf der Suche nach dem absoluten Duft ist und darüber zum Mörder wird.

„Das Parfüm“ war einer der größten Bucherfolge der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. 2006 wurde es von Tom Tykwer verfilmt und ein Kinohit. Süskind soll erst nach langem Zögern und auf Drängen seines Freunds Bernd Eichinger das Buch als Filmstoff freigegeben haben.

Drehbücher für „Monaco Franze“, „Kir Royal“ und „Rossini“

Großen Erfolg hatte Süskind auch mit zahlreichen, gemeinsam mit Helmut Dietl verfassten Drehbüchern für das Fernsehen, unter anderem für die Mehrteiler „Monaco Franze“ und „Kir Royal“ sowie für den Film „Rossini“, der zahlreiche Auszeichnungen wie den Deutschen Drehbuchpreis erhielt.

Süskind übersetzte zudem Texte zu Bildgeschichten des französischen Zeichners Jean-Jacques Sempé, der vor allem mit seiner Kinderbuchserie „Der kleine Nick“ bekannt wurde und mit dem Süskind eine lebenslange Freundschaft verband. Weitere Buchveröffentlichungen blieben nach seinem Bestseller „Das Parfüm“ indes rar. 1987 erschien die Erzählung „Die Taube“ über einen Pariser Angestellten, den der Anblick einer Taube in eine Lebenskrise stürzt. Es folgte noch knapp eine Handvoll weitere Werke wie der Essay „Über Liebe und Tod“.

Auch privat ist über Süskind, der in München, Seeheim am Starnberger See und im französischen Montolieu lebt und mit seiner Lebensgefährtin, einer Verlegerin, einen Sohn hat, nur wenig bekannt. Seit Mitte der 80er Jahre gab er keine Interviews mehr, auch existieren von ihm nur wenige alte Fotos.

Im April 2015 zeigte er sich bei der Beerdigung seines Freundes Helmut Dietl in München. Auf der vorangegangenen Trauerfeier spielte sein Sohn Jakob Süskind auf dem Klavier. 2016 verfasste Süskind das Nachwort zu Dietls Biografie „Ein bissel was geht immer“, in dem er sich an seine jahrzehntelange Freundschaft mit Dietl, an dessen Leben und das letzte Treffen mit dem krebskranken Freund erinnerte.

Neues war von ihm seitdem nicht mehr zu vernehmen. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb 2019 anlässlich seines 70. Geburtstags: „Der berühmteste Schriftsteller, der es beständig schafft, nicht berühmt zu sein, ist Patrick Süskind.“

 

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