Mit Elina Garanca wieder im Musikhimmel

Nach erst knapp einem Jahr sang die lettische Mezzosopranistin erneut im Linzer Musiktheater - Am Pult des Wiener Kammerorchesters Karel Mark Chichon

Welche Ehre für Linz und ein Freudenfest zum Wiedersehen!  Die Publikumselite wusste es zu schätzen und füllte am Freitag bis auf den letzten Platz das Musiktheater. Am Ende der gewohnte brüllende Stehapplaus und ein Abschied schweren Herzens erst vor einer nicht mehr gewährten fünften Zugabe.

Kommt der Weltstar, mit allen Gaben zusätzlich zu ihrer begnadeten Stimme gesegnet, wieder? Elina Garanca ist eine bildschöne, charismatische Erscheinung auf dem Bühnenparkett. Eigentlich war es wie immer gar nicht relevant, was sie diesmal sang, denn ihr Vortrag überzeugt immer von einem Idealfall, wie das Stück gestaltet wurde und zweifellos an eine Identifikation der Künstlerin mit dem Werk heranreichte.

Und doch sei ein ganz leiser Einwand gegen das Programm der „Primadonna assoluta“ gestattet. Es war von südländischem Inhalt und Flair angereichert, bekannten Namen der Komponisten und ihrer Sprache begegnete man mehr im ersten Teil. Da ließ die Operndiva Garanca allen Glanz ihrer Mezzostimme, ob in tiefen oder hohen Lagen aufblühen.

In einer Arie aus der Gounod-Oper „Sapho“, als Dalila in Camille Saint-Saens „Samson und Dalila“ und noch einmal bei Gounod in der Cavatine del Balkis aus „La Reine de Saba“. Dazwischen begeisterten orchestrale Auflockerungen nachdem das Wiener Kammerorchester den Abend mit dem schwungvollen Rákóczy-Marsch von Hector Berlioz eröffnet hatte.

Überraschendes Geigensolo

Eine besondere Überraschung war das Geigensolo der Konzertmeisterin des gastierenden Klangkörpers in Jules Massenets“ Symphonisches Intermezzo“ aus seiner Oper „Thais“. Von gesanglichen Höhepunkten allerdings anderer Güte ist für den zweiten Programmteil nach der Pause zu berichten. Er fand größtenteils auf unbekanntem Terrain statt, bewegte sich aber weiterhin in Frankreich, Spanien und den Rest der Welt.

Das Einführungsheft las sich wie ein Geschichtsunterricht (Walter Weidringer). Vermutlich – soweit man die Texte sprachlich verstehen konnte, ging es häufig um Liebe. Auf hohem kulturellen und geistigen Niveau widmete sich der Star, umgekleidet in hochroter Luxusrobe erschienen, mit Hingabe Liedern aus dem 19. Jahrhundert eines Barbieri, Chapi, Lecuona und Heitor Villa-Lobos, darunter Arrangements für Gesang und Orchester ihres dirigierenden Gatten Karel Mark Chichon.

Eine heimliche Liebeserklärung? Egal, ein Hochgenuss war es allemal, wie auch drei Neapolitanische Lieder, meist aus der Arrangeurhand des Pultmaestros. Als eine edle Geste an Österreich erklang vorher Straußens „Zigeunerbaron“-Ouvertüre, ehe Garanca zum endgültigen Schluss noch mit ihrer nicht mehr ganz aktuellen Traumrolle der Zigeunerin aus Bizets „Carmen“ eventuelle Gedanken an ein fachliches Ablaufdatum zerstreute. Ja, „die Liebe hat eben bunte Flügel“ und tragen das unvergleichliche Stimmwunder bei jedem Auftritt in den Himmel.

Von Georgina Szeless

 

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