Negative Erfolge und differenzierte Wahrheiten

„Wahlabend“: Politsatire von Werner Rohrhofer im Linzer Theater in der Innenstadt

Ein Politiker stolpert: „Wahlabend" im Linzer Theater in der Innenstadt © Hammer

Der Vizepräsident und Parteichef der EZP, der „Ersten Zukunftspartei“ hat die Wahl krachend verloren. Zwanzig Prozent der Wähler sind perdu. War es sein differenzierter Umgang mit der Wahrheit oder lästige Chats, die gemäß seiner Diktion den etwas negativen Erfolg begründen? Er kann es sich nicht erklären. Jedenfalls bietet er pro Forma seinen Rücktritt an. Pardauz, die Partei nimmt unverzüglich an. „Wer Parteifreunde hat, braucht keine Feinde.“ „Wahlabend“, eine realpolitische Groteske von Werner Rohrhofer feierte am Donnerstag eine überaus heitere Premiere im Theater in der Innenstadt.

Ein Politiker stolpert

Mit der ZiB–Signation startet die Wahlberichterstattung. Ein Journalist (Christian Leutgeb) kommentiert das Desaster. Der gescheiterte Politiker Johannes Klein, zum einen gestolpert über eine Sache auf Mallorca, zum anderen am Gspusi mit der Sekretärin, ergibt sich dem Rotwein und schon schießen ihm neue Ideen.

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Sein Comeback sieht er mit der Aktion „kostenlose Nasenkorrektur für alle“, kann doch eine schiefe Nase rein statistisch psychische Defekte bis zum Suizid auslösen. Doch weder ORF noch Print interessiert die Sache. „Eher kann man einen Pudding an die Wand nageln, als Demokratieverständnis bei den Medien finden“, sudert er über öffentliche Berichterstattung und demonstriert als Gegenbeispiel seine eigenen Reden bei glanzvollen Eröffnungen von Kläranlagen oder Bieranstichen.

Michael Kuttnig (führt auch Regie) brilliert als ein mit allen Wassern gewaschener Politiker, der noch im Scheitern mit Journalisten, Wählern, Privatbeziehungen und vor allem mit sich und seiner Eitelkeit ringt.

Christian Leutgeb moderiert und kommentiert völlig ungerührt am Rande. Zwischen allen weiblichen Funktionen rund um den Politikmacho changiert und erheitert Victoria Wais von Ehefrau zu Parteisekretärin und Chefin eines TV-Senders.

Neunzig Minuten köstliche Unterhaltung

Das Finale des Politikers und der gelungenen Komödie insgesamt läutet Lukas Rabeder ein. Der anfangs patscherte Pizzabote entpuppt sich als Undercover-Journalist, der das Gespräch heimlich aufgenommen hat. Wie sich in der Folge solche Chats auf Politkarrieren auswirken, darf man als bekannt voraussetzen.
Neunzig Minuten (mit Pause) köstliche Unterhaltung, eng an der Realität, daher sehr komisch.

Die nächste Premiere im Theater in der Innenstadt ist am 20. September angesagt: „Ein Bier geht um die Welt“, Gangsterkomödie von Werner Rohrhofer, die in den USA der 30er Jahre spielt.  In Amerika herrscht gerade Prohibition, Zwei Linzer werden ungewollt zu Schmugglern von OÖ-Bier und geraten ins Fadenkreuz von Polizei und rivalisierenden Banden. Die Story wird begleitet von jeder Menge echter Klavier- und Jazzmusik im Stil der 30er.