Vor 100 Jahren in Wien uraufgeführt, steht Emmerich Kalmans „Gräfin Mariza“ im diesjährigen Sommer auf dem Spielplan der Operette Langenlois. Am Donnerstagabend ist die opulente Inszenierung von Peter Lund vor dem fein herausgeputzten Schloss Haindorf vom Premierenpublikum mit viel Beifall aufgenommen worden: ein veritables Fest für Augen und (mit kleinen Einschränkungen) Ohren.
In seinen Begrüßungsworten erklärte Intendant Christoph Wagner-Trenkwitz, dass der Name Mariza auf der zweiten Silbe zu betonen sei. Aus dem Kontext von Libretto und Musik lässt sich das glaubhaft argumentieren – auch wenn der Akzent auf dem „i“ angesichts herkömmlicher Aussprachepraxis ungewohnt klingen mag. Dadurch ließe sich die versöhnliche Begegnung zwischen ungarischem und slawischem Wesen ableiten, meint Wagner-Trenkwitz.
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Lund, der auch das Bühnenbild gestaltet hat, versteht es gut, den weitläufigen Raum zu nützen, und wird dabei von intelligentem Lichtdesign (Christoph Rosenberg) und dezenter Farbgebung bei den Kostümen (Daria Kornysheva) professionell unterstützt. Das ebenso unaufdringlich wie präzise aufspielende Strauss Festival Orchester unter der umsichtigen Leitung von Lorenz C. Aichner verleiht der Musik Revue-Charakter, mit viel Rücksichtnahme auf die – ohnehin (manchmal zu sehr) verstärkten – Sänger und mit Gespür für Übergänge und dynamische Nuancen.
In der Titelrolle kann Cornelia Horak ihre Qualitäten ausspielen: eine stimmlich souveräne, quirlige, aber auch kapriziöse Gräfin. Als Baron Koloman Zsupan brilliert Erwin Belakowitsch mit köstlicher Komik – eine prächtige Landadel-Karikatur, wie auch das Verehrer-Trio Robby, Tobby und Ladislaus und nicht zuletzt Marco Di Sapia als trefflich arroganter Fürst Populescu. Ulrike Steinsky ist eine imponierende, erstklassige Manja, Tina Josephine Jaeger – erstmals bei der Operette Langenlois – macht ihre Sache als Lisa tadellos. Angestrengt in der Höhe klingt hingegen Oliver Ringelhahn als Graf Tassilo.
Wagner-Trenkwitz als Tante Bozena
Natürlich bringt sich auch Wagner-Trenkwitz selbst ein (wär auch schade, täte er’s nicht) und räumt nicht nur als launiger Liebenberg, sondern vor allem im Finale als Tante Bozena im Birgit-Sarata-Style jede Menge Lacher ab. Die alten Schlager wie „Komm mit nach Varazdin“ entfalten ihre Ohrwurm-Wirkung jedenfalls auch heute noch unwiderstehlich: Nicht zu überhören im Abgang des Publikums.