Ein neuer „ZiB Talk“ und „Im Zentrum“-Nachfolger, mehr Dokus und Reportagen, zwei neue Datingformate, ein Ethik-Videopodcast, 50 Prozent mehr Serien, sportliche Highlights, „Dancing Stars“, Schwerpunkte zu Jubiläen und ein starker Fokus auf den Online-Player: Auch 2025 wird im ORF kein Testbild zu sehen sein. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sprach am Dienstag bei der Programmpräsentation von der Realisierung des wahren ORF-Akronyms: „Online Radio Fernsehen“.
Mit Spannung erwartet wird der bereits seit längerem angekündigte Nachfolger des Diskussionsflaggschiffs „Im Zentrum“. Er soll mit Jahresbeginn 2025 erstmals zu sehen sein. Details dazu wollte Weißmann nicht verraten, man befinde sich derzeit in der Pilotierung und Casting. Neu etabliert wird wochentags im Spätabend ein „ZiB Talk“ zu politischen Themen, was wohl die Infolücke nach dem Aus der „ZiB3“ füllen dürfte. Neuzugang im „ZiB“-Universum ist zudem ein Podcast. Um den 70. Geburtstag der „Mutter aller Nachrichten in Österreich“ im kommenden Jahr zu würdigen, wird es im Hauptabend eine „Zeit im Bild“-Show geben.
Lesen Sie auch
Abseits der Nachrichtensendungen setzt der ORF auch auf neue Doku- und Reportageformate – etwa „ansichtssache“, das mittwochs auf ORF 1 zu sehen sein wird und etwa Vegan-Aktivisten auf Schweinebauern, Immobilien-Millionäre auf Armutsbetroffene und Pazifisten auf Soldaten treffen lässt. Am Donnerstag serviert ORF 1 künftig monatlich das True-Crime-Format „Aktenzeichen Betrug“ (Arbeitstitel), wobei Verbrauchern gegen Hacker, Scammer und andere Abzocker geholfen werden soll.
Die 40-teilige Dokumentation „Österreich – Die ganze Geschichte“ wird mit der 2. Staffel fortgesetzt, während sich „Universum“ etwa der Weltenbummlerin Taube, den Löwen der Skelettküste und Saalbach widmet. Eine sechsteilige Serie namens „Die Spaltung der Welt“ spürt der Entwicklung Europas von 1939 bis 1962 nach. Mit der „Großen Universum-Show“ wird der beliebten Natursendung 2025 ein „einzigartiges Quiz“ gewidmet.
Leichtere Kost serviert Silvia Schneider, die in einer neuen Sendung namens „So isst Österreich besser!“ gemeinsam mit u.a. Haubenkoch Max Stiegl gesündere Ernährung ins Zentrum rückt. Menschen, die ihr Leben umkrempeln, stehen im Mittelpunkt von „Neuer Job – Neues Leben“. Somit bediene man auch das Interesse jüngerer Menschen an Themen wie Lebensmittelindustrie und gesunder Ernährung oder richtiger Jobwahl, so ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, die anmerkte: „Wir sind stolz auf die Vielfalt aller Programme und wir treten an, um ein ORF für alle zu sein“.
Zwei neue Datingformate namens „Das Herzblatt Taxi“ und „Willst du mit mir gehen?“ sind zuerst auf der Streamingplattform ORF ON zu sehen, bevor sie linear ausgestrahlt werden. Beim „Herzblatt Taxi“ wird in einem E-Bus quer durch alle Bundesländer geflirtet, während sich bei „Willst du mit mir gehen?“ ein Single auf Wanderung begibt und nur einer oder eine von vier Kandidatinnen und Kandidaten den Weg bis zum Ende mitgehen darf. Insgesamt werden 10 Mio. Euro in den Online-Bereich „umgeschichtet“, wie Weißmann und Groiss-Horowitz erklärten. Vier Mio. Euro davon stammen aus dem künftig redimensionierten Angebot an US-Serien am Nachmittag sowie aus internen Strukturmaßnahmen sowie effizienterer Produktion, wie es auf APA-Nachfrage hieß.
Unterhalten sollen auch diverse Shows. Dabei setzt der ORF demnächst (8. November) auf ein Casting für „Dancing Stars“, um im März 2025 dann die 16. Staffel der Tanz-Show zu zeigen. Welches große Show-Format im Herbst 2025 gezeigt werden könnte, wollten die Verantwortlichen noch nicht verraten. Unterdessen moderieren Andi Knoll und Fanny Stapf eine dreiteilige Show zu 70 Jahre TV voller „Magic Moments“ und Promi-Gästen. Der runde Geburtstag für das Fernsehen ist nicht das einzige Jubiläum im kommenden Jahr. So widmet sich der ORF mit multimedialen Schwerpunkten etwa auch 200 Jahre Johann Strauss Sohn, 80 Jahre Zweite Republik, 80 Jahre Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen oder 55 Jahre Austro-Pop. FM4 feiert seinen 30. Geburtstag und setzt im kommenden Jahr etwa auf neue Podcast- und TikTok-Formate.
Im Bereich Ethik und Gesellschaft liefert der ORF mit „Die entscheidende Frage“ einen neuen 25-minütigen Videopodcast mit jeweils zwei Gästen. Darin werden Fragen wie „Soll ich Oma beim Sterben helfen?“ und „Ist es unsolidarisch, freiwillig Teilzeit zu arbeiten?“ diskutiert. Fortgesetzt werden „Willkommen Österreich“, „Gute Nacht Österreich“, „Maschek“ und „Science Busters“. Auch im Quizbereich ist mit „Q1“, „Smart 10“ und der „Millionenshow“, die 2025 ihr 25-jähriges Jubiläum feiert, für Kontinuität gesorgt.
Sportlich steht die alpine Ski-WM in Saalbach, die nordische Ski-WM in Trondheim, die Formel 1 (gemeinsam mit ServusTV) die Fußball-WM-Qualifikation der Herren und die Fußball-Europameisterschaft der Frauen an. Auch überträgt der ORF vier Spiele der österreichischen Bundesliga und die wichtigsten Spiele des ÖFB-Cup. Auf ORF Sport+ sind u.a. Eishockey-, Schwimm- und Leichtathletik-Weltmeisterschaften zu sehen.
Im Fiction-Bereich wartet der ORF mit Fortsetzungen der Serien „Biester“, „School of Champions“, „Die Macht der Kränkung“, „Tage, die es nicht gab“ und „Alles finster“ auf. Auch „Weber und Breitfuß“ bekommen zwei neue 45-Minüter, während im Krimibereich fünf neue „Landkrimis“, neue Folgen von „Soko Linz“ und „Soko Donau“, „Die Toten von Salzburg“, „Blind ermittelt“, „Tatort“ und Co ausgestrahlt werden. Neben zahlreichen österreichischen Filmen wie „Des Teufels Bad“, „Club Zero“ und „Persona Non Grata“ ist mit „Oppenheimer“, „Barbie“, „Tár“ und „Jurassic World – Ein neues Zeitalter“ auch Hollywood-Kino eingeplant.
Mit dem Start der Streamingplattform ORF ON vor mehreren Monaten ging auch der Kanal ORF KIDS live. Am 22. Oktober startet eine zugehörige App. Neben der bewährten „ZiB Zack Mini“ vermittelt auch „Demokratino“ Politikwissen. Freude am Tanzen steht im Zentrum von „Tanzen mit den Stars“, während „Was geht?“ Themen, die Kinder bewegen, beleuchtet. Schließlich wolle man die im EBU-Durchschnitt (Europäische Rundfunkunion, Anm.) starke Reichweite bei jungen Menschen halten bzw. ausbauen: Derzeit stehe man mit 89 Prozent Reichweite auf Platz 2 hinter Belgien, so Weißmann.
Fazit der Programmvorschau: Künftig hat der ORF 50 Prozent mehr Serien im Programm – „so viele wie noch nie“, so Weißmann. So werde man das ganze Jahr über (bis auf die Sommermonate) „durchgehend eigenproduzierte Serien“ zeigen können. Darüber hinaus wurden 76 neue Sendeplätze für nicht-fiktionales Programm für die jüngere Zielgruppe geschaffen. Weißmann: „Content für alle eben.“