Der erstmals vom Gesetz vorgeschriebene und nun veröffentlichte ORF-Transparenzbericht weist nicht nur die höchsten Gehälter samt Namensnennung im öffentlich-rechtlichen Medienhaus auf, sondern schlüsselt sie auch nach Geschlecht auf. Hier zeigt sich, dass Frauen, die ca. 47 Prozent der Belegschaft ausmachen, weit häufiger in niedrigeren Gehaltsklassen vertreten sind. Männer dominieren dagegen die oberen.
709 der 3.422 im Bericht angeführten ORF-Mitarbeiter verdienen bis zu 50.000 Euro im Jahr brutto. Zwei Drittel davon sind Frauen. In die zweitniedrigste Kategorie (50.000 bis 75.000 Euro) fallen 1.110 Personen – davon 54 Prozent Frauen. In der nächsthöheren Kategorie (75.000 bis 100.000 Euro) sind dagegen bereits Männer mit 63 Prozent der 955 erfassten Personen führend. Noch deutlicher fällt das Ergebnis bei den Gehältern von 100.000 bis 150.000 Euro aus: 73 Prozent der 556 ORF-Mitarbeiter sind in dieser Kategorie männlich. Zwischen 150.000 und 200.000 Euro verdienen 63 Personen beim ORF, drei Viertel davon Männer. Auf über 200.000 Euro kommen 29 ORF-Mitarbeiter, 72 Prozent davon Männer.
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ORF-Chef Roland Weißmann schmerzt dieser „evidente Gender-Pay-Gap“, wie er in einem Mail an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter festhielt. Aber „über Jahrzehnte gewachsene Strukturen“ würden sich nicht innerhalb kurzer Zeit verändern lassen. Ihm als ORF-Chef seien Gleichstellung und Diversität jedenfalls wichtig.
Mehr als 300.000 Euro verdienen Ö3-Moderator Robert Kratky (ca. 444.000 Euro), ORF-Manager Pius Strobl (ca. 426.000 Euro) und ORF-Chef Weißmann (ca. 426.000 Euro). Damit liegen sie alle drei vor Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), der 2022 ein Gehalt in Höhe von rund 317.000 Euro bezog. Der ORF ist damit aber nicht alleine: Im Jahr 2022 waren in 26 Unternehmen der öffentlichen Wirtschaft die Jahresbezüge der Spitzenmanager laut eines Rechnungshof-Berichts höher als das Kanzlergehalt. Die höchsten durchschnittlichen Vorstandsbezüge bezahlten die Post (1,99 Mio. Euro) und der Verbund (1,46 Mio. Euro).
ORF-Topverdiener haben aber einen deutlichen Vorsprung gegenüber Managern in staatsnahen Kultureinrichtungen. Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, verdiente 2022 267.100 Euro. Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, kam auf 260.200 Euro. Staatsoperndirektor Bogdan Roščić bezog 256.200 Euro und Albertina-Generaldirektor Albrecht Schröder 214.300 Euro.
Nach Kritik von ÖVP und FPÖ an den hohen Gehältern für das ORF-Management meldete sich am Dienstag auch die SPÖ zu Wort. „Die veröffentlichten sehr hohen Gehälter im ORF-Management sind völlig unverständlich. Solche Gagen darf es nicht mehr geben“, wurde SPÖ-Mediensprecherin Muna Duzdar in einer Aussendung zitiert. Es sei unverständlich, dass es einerseits exorbitant hohe Managergehälter gebe und andererseits im Radiobereich viele junge Personen prekär beschäftigt seien.
Neben den Gehältern weist der ORF-Transparenzbericht 2023 auch Zahlen zu Werbeeinnahmen und -ausgaben auf. Am meisten nahm der ORF im Werbebereich mit ORF 2 (rund 79 Mio. Euro) ein. Dahinter folgt Ö3 (ca. 58 Mio. Euro) und ORF 1 (ca. 50 Mio. Euro). Für Eigenwerbung wandte der ORF in Summe rund 12,7 Mio. Euro auf. Die ORF-Dachmarkenkampagne „ORF. Für dich und mich und alle“ ließ sich das öffentlich-rechtliche Medienhaus rund 1,7 Mio. Euro kosten. Die begleitende Marktforschung zeigt, dass 43 Prozent der Befragten die Kampagne oder der Slogan aufgefallen sind.
Ein großer Teil des ORF-Budgets fließt in Eigen- und Auftragsproduktionen. Insgesamt 511,6 Mio. Euro und damit in etwa die Hälfte des Umsatzes wendet der ORF dafür auf. Fernsehproduktionen machen mit ca. 377 Mio. Euro den größten Brocken aus, gefolgt von Hörfunk (ca. 112 Mio. Euro) und Online (ca. 23 Mio. Euro). Koproduktionen machten zusätzlich rund 27,5 Mio. Euro aus.