Ende gut, alle gut! Das Publikum im Ausweichquartier des Barockschlosses Zell an der Pram tobt nach Ende der ersten Operette der Musikgeschichte, Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ vor Begeisterung.
Was war geschehen? Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Pramtaler Sommeroperette kam das Team um Erfolgsintendant Harald Wurmsdobler auf die Idee, die Handlung in eine Schulaula eines Mädchengymnasiums in den 1980er-Jahren zu verlegen, wo Professorinnen und Professoren die historischen Figuren aktuell persiflieren. So schlüpft etwa die Geschichtsprofessorin Hera in die Rolle der Juno, die Sportlehrerin Dike mimt Eurydice. Die Rechnung des Dramaturgen Claus J. Frankl geht freilich nicht auf, zumal die Regie von Manuela Kloibmüller nach der ersten Szene auf die Ausgangssituation vergisst.
Dafür sorgen alle Beteiligten dafür, dass dem Publikum bei der Premiere trotzdem ein Musikspektakel der Extraklasse geboten wurde. Im praktikablen Bühnenbild (Tobias Engelhardt) und mit den gigantisch vielfältigen Kostümen (Petra Teufelsbauer) entfacht Kloibmüller und vor allem Choreograf Daniel Morales Perez ein Feuerwerk lebendiges Musiktheaters, das nahtlos auf das Publikum überstrahlte. Besonders zu erwähnen, vier junge Damen der OÖ Tanzakademie, die nahezu im Dauereinsatz für spektakuläre Momente sorgen.
Die Damen und Herren aus der Schul-Grundkonzeption gaben ihr Bestes: Rita Lucia Schneider als Juno und Beate Korntner als überwältigend präsente Eurydice führten die Riege an, Reinhard Mayr als Jupiter und der allzu schmächtige George Kounoupias als Orpheus waren ebenso einsatzfreudig am Werk wie Wurmsdobler, der sich vom Pedell der Schule in den bemitleidenswerten Styx verwandelte und mit dem Hit „Als ich noch Prinz war in Arkadien“ reüssierte.
Clemens Frank, Michael Zallinger, Eva Falkner und Johanna Stacher trugen zum Gelingen ebenso bei wie Musiktheater-Legende Christa Ratzenböck. Die sINNfonietta unter der Leitung von Gerald Karl ist durchaus als einer der Höhepunkte des Abends einzustufen. Am Ende eines außergewöhnlichen Operettenabends waren alle glücklich, abgesehen von Puristen, die Partitur und Libretto aus 1858 mehr schätzen als ein Konglomerat der Jetztzeit.