Premiere von „Rust“: Mutter von toter Kamerafrau kommt nicht

Kontroverse um die für heute angesetzte Weltpremiere des Westerns „Rust“: Die Mutter der bei den Dreharbeiten getöteten Kamerafrau Halyna Hutchins wird aus Protest nicht zur Vorführung kommen. US-Schauspieler Alec Baldwin (66) weigere sich, sich bei ihr zu entschuldigen und Verantwortung für den Tod ihrer Tochter zu übernehmen, teilte Olga Solovey über ihre Anwältin Glora Allred mit. „Stattdessen will er ungerechterweise von der Tötung meiner Tochter profitieren.“

Drei Jahre nach dem Tod von Hutchins bei den Dreharbeiten soll der Film heute auf dem „Camerimage“-Filmfest in Polen seine Weltpremiere feiern. Geplant ist ein Auftritt von US-Regisseur Joel Souza. Schauspieler Baldwin wird nicht erwartet. Festivaldirektor Kazimierz Suwala hatte dem „Hollywood Reporter“ zunächst gesagt, dass auch die in der Ukraine lebende Solovey der Premiere beiwohnen, wenn es ihr möglich ist, dafür ihr Land, das sich im Krieg befindet, zu verlassen.

Tödlicher Schuss am Set

Die aus der Ukraine stammende Kamerafrau war bei den Dreharbeiten zu dem Western auf einer Filmranch in Santa Fe im Oktober 2021 tödlich verletzt worden. Hauptdarsteller und Produzent Baldwin hantierte bei der Probe für eine Szene mit einer Waffe, als sich ein Schuss löste. Regisseur Souza wurde bei dem Vorfall von dem Projektil an der Schulter getroffen und verletzt. Untersuchungen ergaben später, dass in dem Colt eine echte Kugel steckte. Hutchins hinterließ einen Ehemann und einen Sohn.

Die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed, die am Set für Waffensicherheit zuständig war, wurde im vergangenen Frühjahr wegen fahrlässiger Tötung zu 18 Monaten Haft verurteilt. Die Frage, wie die scharfe Munition ans Set gelangte, ist bis heute nicht geklärt. Gutierrez-Reed und Baldwin hatten die Schuld an dem Vorfall wiederholt von sich gewiesen.

Baldwin war in einem separaten Verfahren ebenfalls wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden. Doch im Juli wurde der bereits angelaufene Prozess überraschend eingestellt. Die Verteidiger hatten der Staatsanwaltschaft die Vorenthaltung von Beweismitteln und damit grobes Fehlverhalten vorgeworfen.

Zivilklage könnte kommen

Der Ehemann der Kamerafrau, Matthew Hutchins, hatte sich mit Baldwin und der Produktionsfirma außergerichtlich auf eine Entschädigung geeinigt, allerdings hatte „Variety“ berichtet, dass es zu Unregelmäßigkeiten bei den Zahlungen gekommen ist. Deshalb würden der Witwer und sein Anwalt über eine erneute Klage nachdenken.

Zudem gehen die in der Ukraine lebenden Eltern und die jüngere Schwester mit einer Zivilklage gegen Baldwin und andere Beteiligte bei dem Dreh von „Rust“ vor. Dabei geht es um Entschädigungen für entstandenen Schmerz durch den Tod des Kindes.

Film trotzdem finalisiert

Die zunächst eingestellten Dreharbeiten wurden 2023 von Regisseur Souza im US-Staat Montana fortgesetzt. Baldwin spielt in „Rust“ den Banditen Harland Rust, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Zusammen mit seinem 13-jährigen Enkel muss er vor Kopfgeldjägern und Gesetzeshütern flüchten. Der Witwer der Kamerafrau wirkte als ausführender Produzent mit. Die Kamerafrau Bianca Cline setzte auf seinen Wunsch Hutchins‘ Arbeit fort.

Laut dem Direkter des „Camerimage“-Filmfestes gegenüber dem „Hollywood Reporter“ soll der Film in Torun gezeigt werden, weil Kamerafrau Hutchins noch vor Beginn der Dreharbeiten ihren Freundinnen gesagt habe, dies sei ihr Traum.

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