Die Musical-Comedy frei nach Shakespeares Hamlet „There is something rotten in the state of Denmark“ hatte nun im Linzer Landestheater ihre deutschsprachige Erstaufführung. „Hamlet oder Omelette, das ist die Frage“, die sich in der Folge stellt und hier in einer rund zweistündigen kurzweiligen und überaus lustigen Inszenierung von Regisseur Matthias Davids daher kommt.
Alles in allem ist „Something Rotten“ eine rasante Liebeserklärung an das Genre selbt, die die Autoren Wayne und Karey Kirkpatrick 2015 für den amerikanischen Broadway geschrieben haben.
Im Mittelpunkt der Handlung steht wie die Autoren selbst ein Brüderpaar, das als Theatermacher in einen literarischen Wettstreit mit William Shakespeare im London des Jahres 1595 tritt. Schließlich erfinden die Brüder mit Hilfe einer Wahrsagerin das allererste Musikal seiner Zeit, mit dem Titel „Omelette“ stark angelehnt an Shakespeares „Hamlet“ aber eben doch nicht ganz.
Auf dem Wege bis zur Uraufführung des Musicals im Musical gibt es eine Reihe von komischen und spaßigen Ereignissen und Verwechslungen voll mit schwarzem Humor und Musicalparodien, die sich klarerweise in einem Happy End auflösen. In den Songs, der Choreographie, den Kostümen und den Texten gibt es reihenweise Anspielungen auf andere Musicals wie „A Chorus Line“, „Cabaret“, „Cats“, „Fiddler on the Roof“ oder der „Rocky Horror Picture Show“. Ein Mekka also für Musicalfans, garniert mit zahlreichen Querverweisen auf Sheakespeares Dramen, was wiederum die Theaterfans freut.
Die Musik von „Something Rotten“ ist aber keineswegs ein Abklatsch berühmter Vorbilder. Die schmissigen und eingängigen Songs wie der Opener „Welcome to the Renaissance“, „God I hate Shakespeare“, Make an Omelette“ oder „A Musical“ sind vielseitig und originell.
Sie bieten einen bunten Strauß an verschiedenen Musikstilen, umgesetzt in einer herausragenden, anspruchsvollen Chorographie von Kim Duddy, bei der vor allem das Ensemble in fantasievollen, von der Renaissancemode inspirierten Kostümen von Adam Nee brilliert.
Von den kleinen bis zu den großen Rollen sprühen die Darsteller nur so vor Energie und Leidenschaft. Präsent und stimmlich sicher reißen sie das Publikum mit. Dafür sorgt auch Tom Bitterlich als musikalischer Leiter der virtuosen Live-Band „The Rotten Eggs“.
In den Hauptrollen gibt Gernot Romic den Theatermacher Nick Bottom charismatisch und facettenreich. Seiner überaus modern eingestellte Frau Bea verleiht Sanne Mieloo ein authentisch wirkendes, stimmlich starkes Profil. Den zweifelnden, Shakespeare verehrenden Bruder Nigel Bottom gibt Lukas Sandmann mit dem nötigen romantischen Touch.
Seine große Liebe verkörpert Valerie Luksch mit mädchenhafter Hingabe. Den erfolgsverwöhnten Superstar William Shakespeare gibt selbstsicher Christian Fröhlich, der dafür auch vom Publikum wie ein Rockstar gefeiert wird. Publikumsliebling Daniele Dett erobert als schräge Wahrsagerin von der ersten Minute an die Herzen der Zuschauer, indem sie alle Register ihres stimmlichen und komödiantischen Könnens zieht.
Eingebettet in ein klassisches, mobiles Bühnenbild von Andrew D. Edwards, etwa mit einer schrillen Shakes-Bier-Bar und schummrigen, gruseligen Unterwelten gerät die deutschsprachige Erstaufführung zu einem bunten, unterhaltsamen und rasanten Musical-Vergnügen.
Am Ende lang anhaltender und kräftiger Applaus mit Standig Ovations bei der Premiere für ein Stück, das man sich gerne auch ein zweites Mal anschauen kann.
Von Barbara Duftschmid