Rauschendes Fest für den großen Jubilar am Linzer Hauptplatz

Fantastisch gestimmtes Bruckner Orchester bot mit musikalischen Gästen vor 5.000 Besuchern Sternstunden-Open AIr zum Bruckner-Geburtstag

Tausende jubelten dem Bruckner Orchester unter freiem Himmel zu. © Reinhard Winkler

Hoch oben in den majestätischen Regenwolken wird Anton Bruckner als Genius Loci es wohl vergnügt mitverfolgt haben, das Gratis-Freiluftkonzert am Linzer Hauptplatz, das zu einer Sternstunde im Jubiläumsjahr für den Großmeister des sinfonischen Schaffens geriet.

Unter ihm zahlreiche begeisterte Zuschauer auf den Balkonen und Dächern der anliegenden Stadthäuser, die wie die anderen rund 5.000 Besucher vor der riesigen Freiluftbühne einem fantastisch gestimmtem Linzer Bruckner Orchester (BOL) unter der Leitung von Chefdirigent Helmuth Poschner samt Stargästen begeistert zujubelten.

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Heimspiel vor 5.000

Ein Heimspiel sozusagen, denn wie Landeshauptmann Thomas Stelzer in seinem Eröffnungsstatement hervorhob, war Anton Bruckner hier im Stadtviertel rund um den Hauptplatz viel unterwegs und hatte im Alten Dom seine Wirkungsstätte.

©Reinhard Winkler

Und so würdigte das musikalische Programm mit Bruckner-Bezug den Meister mit einem bunten, musikalischen Reigen, darunter der klassische Nummer-1-Hit aus seinem sinfonischen Schaffen, das Scherzo aus der 4. Sinfonie in Es-Dur, welches das BOL leicht und frisch interpretierte, passend zu einer lauen Sommernacht.

Eine Sinfonie, in der Bruckner schon 1880 die Vision von grandiosen, musikalischen Weiten vorwegnahm, die später etwa vom Filmkomponisten John Williams in seiner Musik für die legendäre Hollywood-Filmreihe „Star Wars“ aufgegriffen wurde, und deren Hauptthema sowie der „Imperial March“ als Sternen-Highlights beim Open Air erklangen.

Ebenso wie die berühmte Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell“ von Gioachino Rossini, dessen Werke Anton Bruckner seinerzeit im Alten Hoftheater an der Linzer Promenade als glühender Bewunderer gehört hatte. Und schließlich ein dramatischer „Walkürenritt“ von Richard Wagner, dessen avantgardistische Kompositionen Anton Bruckner maßgeblich beeindruckten. Musik, die an diesem Abend zusammen mit den drohenden Gewitterwolken eine unheimlich starke Stimmung über den Hauptplatz heraufbeschwor.

Parforce-Ritt durch die Gattungen auf dem Cello

Nicht weniger spannend und auf ein großes musikalisches Genie verweisend, zuvor das Cellokonzert von Friedrich Gulda, in dem dieser humorvoll einen kompositorischen Parforce-Ritt durch sämtliche musikalische Gattungen unternommen hatte.

©Reinhard Winkler

Der Bregenzer Chellist Kian Soltani, der das Werk bereits als 15-Jähriger einstudiert hatte, gab diesen schwierigen Mix aus Volksmusik, Jazz und Klassik virtuos und mit viel Spaß zum Besten, begleitet von der erstklassigen Bläserfraktion des Bruckner Orchesters und Beifallskundgebungen des Publikums nach jedem der fünf Sätze.

Folkshilfe, eine Popband im Bruckner´schen Sinn

Weiterer Höhepunkt dann der Auftritt der oberösterreichischen Band Folkshilfe, die gemeinsam mit dem Bruckner Orchester drei umjubelte Hits zum Besten gab, die Komponist Johannes Berauer für großes Orchester arrangiert hatte. Eine junge, aufstrebende Popband im Bruckner’schen Sinne mit volksmusikalischen Wurzeln also.

„Owa Vom Gas“ im breit angelegten Bigband-Sound als mahnender Fingerzeig gegen die Selbstoptimierung und den Konsumrausch der Gesellschaft, das Liebeslied „Schena Mensch“ als besinnliche Ode an das Gute im Menschen und schließlich „Kummama“, bei dem das eifrig mittanzende Publikum kurzerhand in einen mehrstimmigen Chor umfunktioniert wurde, was für alle bedeutete: „Da kumma ma net drumherum“ beim Mitsingen.

Fiktive Freudentränen von Anton Bruckner über das Open Air dann zum Schluss der mitreißenden Sternstunden, als sich die Regenwolken über dem Linzer Hauptplatz entluden und ein äußerst gelungener Feier-Abend zu Ende ging.

Von Barbara Duftschmid