Ein randvoll ausverkauftes Konzert als Abschluss der Reihe „Klassik am Dom“, begeisterte Fans voller Enthusiasmus und Tanzfreude, ein Superhit nach dem anderen aus dem schier unerschöpflichen Repertoire.
Auch nach fünf Jahrzehnten Bühnenpräsenz hat Peter Cornelius nichts an Elan eingebüßt. Seit den 1970er Jahren ist er aus der heimischen Musikszene nicht wegzudenken. Es sind seine Dauerbrenner wie „Reif für die Insel“ oder „Du entschuldige i kenn di“, welche ihn zu einem der erfolgreichsten Singer/Songwriter im deutschsprachigen Raum gemacht haben.
Lesen Sie auch
„Reif für die Insel“ sei für ihn früher ein Lebenszustand gewesen, verrät Cornelius dem Publikum von der Bühne herab, das Leben würde diesem Titel immer wieder neue Aktualität verleihen. Und so scheint es auch das Publikum zu sehen, denn, wie bei kaum einem anderen Song wird hier laut mitgesungen, mitgeklatscht und donnernd applaudiert. Ein Song, der den Lebensnerv vieler Menschen trifft und mit dem sie sich identifizieren.
„Reif für die Insel“, mittlerweile zu einem geflügelten Wort geworden, kommt hier im Übrigen in einer mitreißenden, tanzbaren Reggae-Version daher, was der Nummer noch mehr Authentizität verleiht als im Erscheinungsjahr 1982.
So gut wie alle alten Hits, die hier beim Open-Air am Linzer Domplatz erklingen, präsentieren sich in einem frischen, zeitgemäßen Arrangement, seien es „Die Wolk’n“, „Der Kaffee ist fertig, „Segel im Wind“, „Irgendwann im nächsten Leb’n“ oder „Sanft ist unser Kampf“.
Eine ausgewogene Mischung aus Blues- und Funkrock, Soul und Folk wurde den Kompositionen aus den 70ern und 80ern hinzugefügt. Cornelius hat sich dafür mit einer exzellenten Musikergarde umgeben, die ihn am Keyboard, Bass und an den Drums in der klassischen Bandversion begleitet.
Als Leadgitarrist und Frontman versteht er es durch zahlreiche Gitarrenwechsel, die fast nach jedem Song erfolgen, seiner Musik stets den entsprechenden Raum zu geben. Dabei erweist sich Cornelius als Meister an der Gitarre, der mit mittlerweile 73 Jahren nicht nur rein äußerlich Ähnlichkeit mit der britischen Gitarren-Ikone „Slowhand“ Eric Clapton aufweist, sondern auch in seinem virtuosen Spiel quer über alle Riffs Anleihen beim Großmeister nimmt.
Seine zahlreichen Aufenthalte in den USA haben Cornelius‘ Spiel reifen lassen, was eindringlich in den Blues-lastigen Liedern aus der zweiten Reihe mit anspruchsvollen Interpretationen hörbar wird.
Etwa bei „Hinterhofprinzessin“ und „Ganz Wien hat den Blues“, bei dem Cornelius seinem Instrument eine Solo-Extended Version entlockt, die zum Niederknien ist, und eindeutig zeigt, was der Anfang 1990 für das Album „Enigma“ Grammy-Nominierte auf den Saiten an virtuosem Können draufhat.
Der Altmeister ist in jeglicher Hinsicht also reifer geworden, „Reif für die Insel“ ist er aber noch lange nicht. Standing Ovations und nicht enden wollender tosender Applaus für das fulminante, zweistündige Linzer Livekonzert sind ein eindeutiger Beweis dafür.
Von Barbara Duftschmid