Rembrandt und Hoogstraten: Zwei Illusionskünstler im KHM

Der arme Herr Hoogstraten. Man hat es ja als Künstler ohnedies nicht leicht. Und wenn man dann auch noch für eine große Ausstellung mit Herrn Rembrandt zusammengespannt wird, liegt der Aufmerksamkeitsfokus vorsichtig formuliert nicht primär auf einem selbst. Dennoch gelingt dem Kunsthistorischen Museum in seiner großen Herbstschau ein spannendes Pas de deux zwischen Meister und Schüler – zwei Illusionisten vor dem Herrn.

Das Überraschende ist, dass das KHM damit erstmals überhaupt Rembrandt Harmenszoon van Rijn eine große Sonderschau widmet – und das, obwohl man mit sechs Werken eine der bedeutendsten Rembrandt-Sammlungen weltweit sein Eigen nennt. Nun spannt man den Übervater der barocken Lichtkunst mit seinem Schüler Samuel van Hoogstraten in einer vergleichenden Ausstellung zusammen, die 57 Werke umfasst, 29 davon vom Jüngeren der beiden.

Im Untertitel verweist man mit „Illusion und Farbe“ auf ein Charakteristikum, das die Künstler verbindet: Beiden gemein war das Ziel, nicht zuletzt mit Hilfe von Farbe gleichsam virtuelle Räume zu erschaffen, Illusionen für das Auge zu erzeugen. Der Raum der Betrachtenden wird in Bezug zum dargestellten Raum gestellt, mit gemalten Rahmen, fingierten Bühnen, ostentativ herausgestellten Bühnensituationen gearbeitet. Zwei analoge Meister der virtuellen Realität.

Auch mittels renommierter Leihgaben – nicht zuletzt aus dem Kooperationspartner Museum Het Rembrandthuis in Amsterdam – präsentiert man Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken aus allen Schaffensphasen. Dass man der Ikone Rembrandt seinen Nachfolger Hoogstraten gegenüberstellt, erscheint dabei durchaus sinnig, war dieser doch auch Zeitzeuge der pädagogischen Fähigkeiten und des künstlerischen Impetus Rembrandts und verfasste ein Buch über seine Zeit im Atelier des Meisters.

Es sei von Anfang an ihre Idee gewesen, die Arbeiten des „Outsiders“ Hoogstraten mit denen Rembrandts zusammenzuführen, betonte bei der Präsentation am Freitag Kuratorin Sabine Pénot. Die Werke sind nun nicht nur kunsthistorisch, sondern auch in der Geisteshaltung der Zeit verortet. Auch bietet man einen Einblick in die technische Analyse der knapp 400 Jahre alten Bilder, von Farbwerten bis Materialkunde. „Man muss hier mitbedenken, dass sich Rembrandt selbst als Forscher verstanden hat“, so Pénot.

In den seitlichen Kabinetten werden diese Einzelaspekte nochmals mittels Vergrößerungen und Repliken vertieft. Und als Forschende kann sich auch das Publikum betätigen, gibt es am Ende der Schau doch Mitmachstationen, bei denen man selbst aktiv ist. Apropos Publikum: Angesichts des gesteigerten Interesses führt man Zeitslots und einen langen Samstag ein, an dem bis 21 Uhr geöffnet ist.

„Es ist ein Abschiedsgeschenk, das ich mir gewünscht habe“, hob die mit Jahresende scheidende KHM-Generaldirektorin Sabine Haag hervor. Damit lasse sich nochmals unterstreichen: „Wir sind nicht das Nationalmuseum Österreichs – wir sind ein internationales Haus.“

„Rembrandt – Hoogstraten. Farbe und Illusion“ von 8. Oktober 2024 bis 12. Jänner 2025 im Kunsthistorischen Museum, Burgring 5, 1010 Wien. khm.at

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