„Die Reise der Pinguine“ lockte 2005 weltweit Millionen Zuschauer in die Kinos. Nun ist der Franzose Luc Jacquet wieder in die antarktische Eiswüste gereist. Diesmal will er wissen, warum er von dem weißen Kontinent nicht loskommt.
Im Jahr 1992 zog es ihn das erste Mal in die antarktische Eiswüste des Südpols. Um das Verhalten der Kaiserpinguine zu studieren. Seitdem ist Jacquet immer wieder in das extreme Gebiet gereist, über das er zahlreiche Dokumentarfilme gedreht hat. Darunter „Die Reise der Pinguine“, sein im Jahr 2006 oscargekrönter Welterfolg.
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Mit Drohnen in Schwarz-Weiß gefilmt
„Rückkehr zum Land der Pinguine“ ist für Jacquet ein „Liebesbrief an die weiße Wüste“. Wie er in dem Film sagt, sei die Antarktis ein Ort der Sehnsucht, der eine magnetische Anziehungskraft auf ihn ausübe.
In dem Film versucht der studierte Ökologe und Tierbiologe das Unerklärliche zu erklären, nämlich das, was ihn seit über 30 Jahren antreibt, zu dem einsamsten, kältesten und windigsten Kontinent unseres Planeten zu reisen.
Fasziniert von den grandiosen Landschaften, die mit Drohnen in kontrastreichem Schwarz-Weiß gefilmt wurden, beschreibt er aus dem Off seine Erinnerungen, Reflexionen, Gefühle. Er zeigt die Nostalgie des Reisenden, der nie aufhört, in die Antarktis zurückzukehren, um den Kaiserpinguin wiederzusehen. Das Tier, das ihn 2005 bekannt gemacht hat.
Die Bilder der weißen Wüste aus Eis und der dortigen Tiervielfalt sind beeindruckend. Das dumpfe Reiben und Krachen kollidierender Eisberge, die Rufe der Blauwale, der schrille Liebesgesang der Seeleoparden: Jacquet lässt die Natur atmen.
Doch der Film blickt auch auf das Unschöne. Die Reise beginnt in Patagonien, an der Spitze der Anden. Hier offenbart sich der schädliche Einfluss des Menschen auf die Natur. Wo einst ein Wald stand, ist das Land heute trocken und dezimiert. Der Larsen-Gletscher, der sich einst kilometerweit erstreckte, ist praktisch verschwunden.
Zwischen ökologischem Manifest und Reisetagebuch
Jacquet hat eine Mischung aus ökologischem Manifest und Reisetagebuch gedreht, in dem er mit starker Zeitlupe, Unschärfe- und Soundeffekten spielt. Eine Personalisierung, die er bewusst gewählt habe, weil er sich nicht hinter der neutralen Form des Dokumentarfilms verstecken wollte, wie er erklärte. Sprecher in der deutschen Fassung ist Ronald Zehrfeld.
Der Film ist voller Emotionen und die Bilder sind herrlich und selten. An den Erfolg von „Die Reise der Pinguine“ wird er aber wohl nicht heranreichen. Der Zuschauer bleibt auf Jacquets Reise zu den Ursachen seiner Faszination etwas außen vor.
Von Sabine Glaubitz