Salzkammergut 2024: Beteiligte Gemeinden optimistisch

„Nicht immer schmerzfreier“ Planungsprozess, aber Hoffen auf nachhaltige Effekte

23 Salzkammergut-Gemeinden aus Oberösterreich und der Steiermark sind an der Kulturhauptstadt Europas 2024 beteiligt. „23 für 24“ lautet der Slogan, der sie verbindet. Anders als in Bad Ischl, wo Konflikte der Lokalpolitik für Negativschlagzeilen sorgten, zeigt eine APA-Rundfrage unter anderen Gemeinden wenige Monate vor Programmstart: Kritik an den Organisatoren oder Abläufen wird nur hinter vorgehaltener Hand geäußert oder sachte angedeutet. Offiziell herrscht Optimismus.

Altaussee, Altmünster, Bad Aussee, Bad Goisern, Bad Ischl, Bad Mitterndorf, Ebensee, Gmunden, Gosau, Grünau, Grundlsee, Hallstatt, Kirchham, Laakirchen, Obertraun, Pettenbach, Roitham, Scharnstein, St. Konrad, Steinbach, Traunkirchen, Unterach und Vorchdorf — auf diese lange Teilnehmerliste ist die künstlerische Leiterin Elisabeth Schweeger stolz.

Es sind sehr diverse Gemeinden, von ihrer Größe wie von ihrer Geschichte, von ihrer Bekanntheit wie von ihren Nächtigungszahlen. Auch die Intensität ihrer Beteiligung an dem am 19. Jänner 2024 startenden Programm ist unterschiedlich. Und noch nicht jeder weiß auch bereits, was wirklich gespielt wird …

„Naturgemäß sind noch nicht alle exakten Termine bekannt, aber weitgehend die Inhalte der Veranstaltungen für 2024“, heißt es etwa aus Scharnstein. Man sei „mit mehreren Projekten ein wichtiger und spannender Veranstaltungsort im Kulturhauptstadtjahr 2024. Zudem wurden bereits 2023 Kulturveranstaltungen, die Teil des Kulturhauptstadt-Programmes sind, erfolgreich umgesetzt“, so Kurt Krautgartner, Leiter des Gemeindeamts.

Bei mehreren übergreifenden Projekten ist man beteiligt, als „Referenzprojekt“ der Kulturhauptstadt wird etwa ein Kindermusical der Landesmusikschule beworben: „Das verhexte Museum“. Voll des Lobes ist man hier, wie in den vielen anderen befragten Gemeinden, für das Kulturhauptstadt-Planungsteam. Dieses sei „absolut zuvorkommend, kompetent und jederzeit erreichbar“, betont man in Scharnstein.

180 offizielle, 70 eigene Projekte in Gemeinden

In Gmunden liegt der Schwerpunkt auf Projekten, die mit Keramik zu tun haben. „Wir sehen uns sehr gut vertreten und sind uns natürlich bewusst, dass die Projekte fair auf alle 23 teilnehmenden Gemeinde aufgeteilt werden müssen“, meint Josef Aigner, in Gmunden für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Auch Bad Mitterndorf fühlt sich „ausreichend im Programm vertreten. Wenn auch die Gemeinde verpflichtet sein wird, ein Budget außerhalb des Kulturhauptstadt-Projektes bereit zu stellen, um zusätzliche kulturelle Veranstaltungen anbieten zu können“, lässt Diana Syen, die Assistentin der Bürgermeisterin, durchklingen, dass man eigene Ideen (und eigenes Geld) brauche, um den Anschub richtig nützen zu können. Zu bisher fixierten 180 offiziellen Projekten der Kulturhauptstadt kommen bis dato über 70 assoziierte Projekte in den Gemeinden.

Diesen Weg geht man auch in Gmunden: Die Traunseestadt hat dafür einen eigenen Verein „Gmunden24dreißig“ (www.gmunden24dreissig.com) gegründet. Dieser soll Vernetzungs-, Unterstützungs- und Umsetzungsplattform gleichermaßen sein, um eigene Projekte auf den Weg zu bringen. Mit den Salzkammergut Festwochen Gmunden, „Gmunden rockt“ oder dem „Musicalfrühling“ habe man sich bereits gut als Kulturstadt positioniert, doch sei nun in Infrastrukturprojekte wie der Renovierung des Stadttheaters, der Entwicklung des ehemaligen Stadtgartens zu einem Kulturzentrum oder dem Kammerhof Museum Gmunden neuer Schwung gekommen. Auch eine weitere Perspektive gibt es: „2024 war Anstoß zur Bewerbung der Stadt Gmunden als UNESCO Creative City“, so Aigner.

Hallstatt will keine Großveranstaltungen

In Hallstatt sind nur „kleine Kulturaktivitäten im Ort“ wie Symposien zu Baukultur, Tourismus und Hallstatt-Zeit geplant. Der überrannte Ort war in der Bewerbung ein Referenzpunkte dafür, auf Gefahren des Overtourism hinzuweisen und aktiv Alternativen zu entwickeln. „Wir haben stets kundgetan, dass in Hallstatt keine Großveranstaltungen durchgeführt werden sollen, da wir durch den enormen Tagestourismus ohnedies stark ,belastet‘ sind“, lässt Bürgermeister Alexander Scheutz wissen.

Um eine große Sache hat man dagegen in Unterach am Attersee gekämpft — vergeblich. „Da wir bei unseren Projekten sehr lange intensive Verhandlungen für ein Großprojekt hatten, das letztlich aus finanziellen Gründen nicht zur Durchführung gelangt, wurden in den letzten Monaten intensiv andere Projekte adaptiert. Wir freuen uns, dass wir nun endlich in die Phase der Vertragsabschlüsse kommen und unsere Projekte definitiv sind“, schildert Christina Burda, Unteracher Koordinatorin für die Projekte zur Kulturhauptstadt 2024, den „nicht immer schmerzfreien“ Prozess. Man habe dabei „viel über die Kultur des Miteinanders gelernt. Zwischen der ersten Planungsphase, dem ‚Träumen‘, bis zur tatsächlichen Umsetzung, der ‚Realität‘, ist ein großer Unterschied.“ In Unterach habe man sich „mit Projekten eingebracht, die sich mit der Kultur des Zusammenlebens befassen“, meint Burda: „Letztlich geht es für uns mit der Teilnahme an dem Projekt ‚Europäische Kulturhauptstadt‘ auch um den Entwicklungsprozess, um das Nachdenken über die Frage, was alles Kultur ist, um die Kommunikationsprozesse, die damit in unserem Dorfalltag stattfanden und finden. Auch das ist Kultur.“

Auf nachhaltige Wirkungen der Kulturhauptstadt hofft man überall. In Bad Mitterndorf wünscht man sich „eine Erweiterung des kulturellen Horizonts unserer Kulturbetreibenden und unserer Bevölkerung“, in Scharnstein Impulse, „um die Zusammenarbeit, das Finden von Synergien in der gemeinsamen Kulturarbeit in den Almtalgemeinden und der gesamten Region zu intensivieren“. Hallstatt erwartet sich „eine bessere und hoffentlich nachhaltigere Infrastruktur den öffentlichen Verkehr betreffend“. Gmunden erhofft sich „nachhaltige Stadtentwicklung mit Qualitätstourismus statt Tagestourismus“ und, „dass 2024 dazu beiträgt, dass sich junge Menschen wieder hier ansiedeln“.

Christina Burda spricht zusammenfassend vermutlich allen aus der Seele: „Die Teilnahme ist für uns eine Chance, einmal eine ganz andere Dimension zu betreten. Alleine hätten wir als Gemeinde diese Bühne nie betreten können. Gemeinsam mit 22 weiteren Gemeinden ist es uns gelungen.“

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