600.440 Besucherinnen und Besucher hat die Europäische Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024 bisher (Stand 19. November) gezählt. Allerdings ist erst ein Teil der Veranstaltungen ausgezählt, bilanzierte man am Freitag in einer Pressekonferenz in Bad Ischl. Eine Schätzung, wie viele Besucher es letztendlich werden, wollte man nicht abgeben.
Mehr als zwei Drittel der bisher 600.440 gezählten Besucher sind den von der Kulturhauptstadt selbst, teils in Kooperation mit Partnern, umgesetzten Projekten zuzurechnen, der Rest den rund 100 assoziierten Projekten. Von den eigenen sind aber erst 58 Prozent ausgezählt, von den assoziierten bisher gar nur 27 Prozent. Wie viele es insgesamt werden, könne man derzeit noch nicht seriös sagen. Nicht enthalten sind auch Gratis-Veranstaltungen. 2.800 Projektbeteiligte und Kunstschaffende aus 73 Ländern waren am Programm beteiligt.
Schweeger mit Nachhaltigkeit zufrieden
Mit Fokus auf Nachhaltigkeit ist man zufrieden: „Was die Kulturhauptstadt Europas dieser Region hinterlässt, sind etliche neubelebte Museen und bisherige Leerstände, die revitalisiert und zu Kunstorten umfunktioniert wurden“, resümierte die künstlerische Leiterin Elisabeth Schweeger, „zugegebenermaßen keine monumentalen neuen Bauwerke, aber das war angesichts der vergleichsweise bescheidenen Mittel auch nicht geplant.“ Und sie betont: „Es ist nicht vorbei, es geht weiter.“
Das Budget der Kulturhauptstadt lag bei schmalen 31 Millionen Euro. Davon kamen rund 630.000 Euro aus Ticketeinnahmen, der Rest waren Förder- und Sponsorengelder. Ausgabenseitig entfielen 15,8 Millionen Euro auf das künstlerische Budget, 6,9 Millionen auf Personalkosten, 4,7 Millionen auf die Verwaltung und 3,6 Millionen Euro auf das Marketing, so die kaufmännische Geschäftsführerin Manuela Reichert. „Diese Kiste zu rocken, war sehr schwer, aber wir haben es geschafft“, ist sie mit dem Output angesichts der knappen Ressourcen zufrieden.
Vergleich mit Linz09 schwierig
Zum Vergleich: Der unterlegene Kulturhauptstadt-Mitbewerber St. Pölten hätte um die 70 Millionen Budget gehabt. Und die einstige Kulturhauptstadt Linz09 hatte vor 15 Jahren mehr als das Doppelte des Salzkammerguts zur Verfügung. Sie erreichte damit allein im Jahr 2009 über 2,8 Mio. Besucher und ein Nächtigungsplus von gut zehn Prozent. Im Salzkammergut lag letzteres bei rund 2,2 Prozent, die Bannestadt Bad Ischl erzielte allerdings einen mit Linz vergleichbaren Wert. Die Besucherzahl lassen sich mangels belastbarem Endergebnis im Salzkammergut noch nicht vergleichen, es wäre aber ohnehin „Äpfel mit Birnen“, gibt Schweeger zu bedenken.
Denn fair vergleichen lassen sich Linz und das Salzkammergut nicht. Da es im ländlichen Raum wenig große Veranstaltungsräume gibt, war das Programm 2024 weitgehend kleinteilig und dezentral. Zu den Besuchermagneten zählten die drei Ausstellungen im Rahmen des Leitprojekts „Reise der Bilder“ mit dem Kunstmuseum Lentos zum Thema Raubkunst in Linz, Bad Aussee und Lauffen, die internationale Aufmerksamkeit erhalten und insgesamt rund 50.000 Gäste angezogen haben.
Kleine Museen profitierten
Das beschauliche Kammerhofmuseum Bad Aussee, das als Teil dieser Trilogie die Schau über den in der NS-Zeit im Salzkammergut umtriebigen Kunsthändler Wolfgang Gurlitt beherbergte, verdreifachte seine Besucherzahl von 2.370 im Jahr 2023 auf 7.457, rechnete Geschäftsführerin Sieglinde Köberl vor. Das auch inhaltlich generalsanierte Stadtmuseum Stadt Bad Ischl zählte seit seiner Eröffnung im Juli 4.800 Besucher und damit fast doppelt so viel wie im gesamten Jahr 2022. Ähnliche Effekte sah man auch im Museum und im Gedenkstollen Ebensee.
Die Ausstellung von Simon Schwartz „Verborgen im Fels. Der Berg, das Salz und die Kunst“ in den Salzwelten Altaussee (Mitte März bis Ende Oktober) zählte 31.256 Besucher, die Schau „Sudhaus – Kunst mit Salz & Wasser“ in Bad Ischl (21. Jänner bis Ende Oktober) 24.762 Gäste. Die mit der OÖ Landes-Kultur GmbH veranstaltete Ai-Weiwei-Ausstellung „Transcending Borders. Dialog mit der Hallstattkultur“ im Kaiserpark in Bad Ischl zählte 58.868 Besucher, die Ausstellungen der Academy of Ceramics in Gmunden bisher rund 27.000. Rund 10.000 Leute haben zumindest eines der 30, großteils spontanen, Open-Air-Konzerte von Hubert von Goisern besucht.
Kritik an Open Call
Rückblickend eher ungeschickt sei der Open Call zu Beginn der Programmierung gewesen, meint der Geschäftsführer der Salzkammergut Tourismus-Marketing GmbH Michael Spechtenhauser. Denn es wurden über 1.000 Projekte eingereicht, von denen man nur 50 nehmen konnte. Folglich wurden über 950 abgelehnt, was für große Enttäuschung gesorgt habe. Andererseits sieht er nun noch viele künstlerische Schätze im Salzkammergut, die in den kommenden Jahren gehoben werden können.