Satie: Freuden der Fantasie

Toller Abend mit Steinhauer und Kotte im Brucknerhaus

Erwin Steinhauer im Linzer Brucknerhaus
Erwin Steinhauer im Linzer Brucknerhaus © Reinhard Winkler

Was die Ankündigung des ersten Abends der Reihe „Wortklang“ im Brucknerhaus versprach, lösten Erwin Steinhauer als bestens disponierter Rezitator und die junge Pianistin Mira Kotte mit großem Erfolg am Freitag vor vollem Haus augenzwinkernd ein: „Erik Saties sämtliche Werke (leicht gekürzt)“. Es gelang dem bestens harmonierenden Duo, nicht nur die richtige Mischung aus bekannten und selten zu hörenden Klavierwerken zu finden, sondern auch sozusagen „wörtlich“ tief in die faszinierend widersprüchliche und tragikomische Welt der literarischen Zeugnisse Erik Saties einzutauchen.

Mitra Kotte präsentierte ein feines und weites Spektrum des pianistischen Ausdrucks und entführte das staunende Publikum in neue emotionale Sphären Satie´scher Musik; Steinhauer hingegen zeichnete in kunstvollen stimmlich-mimischen Variationen zwischen beißender Ironie und großer Empathie ein stimmiges Porträt der Persönlichkeit des innerlich zerrissenen, aber revolutionären Ausnahmekünstlers.

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Saties Musik gilt mit ihrer nur scheinbar einfachen, transparenten Struktur als Protest gegen den Pomp der Spätromantik, vor allem gegen den „teutonischen“ Richard Wagner. Diese Haltung hinderte Satie nicht daran, stolzer „Normanne“ zu sein und den französischen Vornamen „Eric“ in das nordische „Erik“ zu verwandeln. Sein an Dadaismus und Surrealismus grenzender Hang zu Kontraposition und extremer Überzeichnung führte ihn zu Werktiteln wie „Schlaffes Präludium für einen Hund“, „Bürokratische Sonatine“, „Unappetitlicher Choral“ oder „Drei vornehme Walzer von widerwärtiger Geziertheit“. Er spricht auch über „Ewige Stunden von kurzer Dauer“ und „Memoiren eines Gedächtnislosen. Was ich bin“.

Schon die ausgeklügelte Dramaturgie des Abends mit Steinhauer und Kotte spiegelt das Bild des Widerspruchs in sich: Kotte spielt „Vexations“ (Quälereien) mit beharrlicher Hingabe, Steinhauer liest gleichzeitig aus „Verborgene Winkel meines Lebens“ in einem Crescendo des Unmuts über das nicht enden wollende Klavierspiel. Die überwältigende Revue der Satiren Saties endet mit dem Ausruf: „Ich heiße Erik Satie! Wie alle!“

Stürmischer Beifall für ein außergewöhnliches Ereignis!