Satirische Märchenoper eines lang vergessenen Komponisten im Musiktheater

„Die heilige Ente“ von Hans Gál feiert am Samstag in der BlackBox Premier

Der 1890 in Niederösterreich geborene Komponist Hans Gál erlebte 1923 seinen Durchbruch mit der Uraufführung seiner satirischen Märchenoper „Die heilige Ente“ (Libretto Karl Michael von Levetzow und Leo Feld). Das Linzer Landestheater möchte an diesen lange Zeit vergessenen Komponisten erinnern, wenn es das Werk wieder auf eine österreichische Bühne bringt. Premiere ist am Samstag, 14. Dezember, um 20 Uhr in der BlackBox des Musiktheaters.

Dieses Werk entwickelte sich in den Zwanzigerjahren zu einem wahren Renner auf den Theaterbühnen. Doch aufgrund seiner jüdischen Abstammung fand Gáls glanzvolle Karriere nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ein jähes Ende und zwang ihn in die Emigration nach England.

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Die Handlung taucht in die Ferne eines märchenhaften Chinas ab, wo die Götter aus purer Langeweile heraus tüchtig Verwirrung unter den Menschen stiften. Dreh- und Angelpunkte der Geschichte sind dabei eine munter quakende Ente, die plötzlich abhandenkommt, die Kraft der Liebe, die Macht des Opiums und eben ziemlich verpeilte Götter.

Gál und seine Librettisten Karl Michael von Levetzow und Leo Feld nutzen das Setting eines märchenhaften China, in dem sie „Die heilige Ente“ ansiedeln, um die politischen Verhältnisse ihrer Zeit der 1920er-Jahre und ihrer Umwelt zu spiegeln und zu konterkarieren.

So erweist sich die Gewaltherrschaft, die der Mandarin in dem Werk ausübt, als düstere Prophetie in Hinblick auf den damals bereits virulenten Faschismus. Gleichzeitig blitzt in der Oper aber auch ein utopisches Moment auf, wenn der arme Underdog Yang dank einer Manipulation durch die Götter bei einem kollektiven Drogenrausch an die Macht kommt.

Dass er hier dann quasi in einem Nebensatz nicht nur die Todesstrafe, sondern auch alle Machthaber, Priester und selbst die Götter abschafft, damit die Menschen endlich frei sind, erweist sich in den politischen instabilen, präfaschistoiden Gesellschaften im Mitteleuropa der 1920er-Jahre als eine aufscheinende Utopie von enormer anarchischer Sprengkraft. Diese gießt Gál in eine sarkastisch-heitere Tonsprache, die sich in den Liebesszenen aber auch in spätromantisch-rauschhafte Klänge hineinsteigern darf.

In den Hauptrollen der gekürzten Bearbeitung für Kammerorchester von Rainer Schottstädt aus 2003 sind Martin Achrainer als Mandarin, Saskia Maas als seine Gemahlin Li und Martin Enger Holm als Kuli Yang Martin Enger Holm zu erleben. Es inszeniert Gregor Horres.