Ob sie mit diesem Buchtitel ihren Spitznamen noch geändert bekommt, ist ungewiss: „Ein Schätzchen war ich nie“ nannte Uschi Glas ihre Biografie, die sie zu ihrem 80. Geburtstag am Samstag (2. März) veröffentlicht. Doch das „Schätzchen der Nation“ wird wohl bis zum Lebensende ihr Ruf bleiben, obwohl der Spitzname der Breite des schauspielerischen Schaffens von Glas und ihrem Charakter wohl nie gerecht wurde.
Glas kam am 2. März 1944 im niederbayerischen Landau als jüngstes von vier Kindern zur Welt. Die Kindheit beschreibt sie im Nachgang als nicht unglücklich, aber fordernd. Der Traum, vom Land in die Großstadt München zu ziehen, kam beim strengen Vater gar nicht gut an. Doch Glas setzte sich durch. Per Zufall fiel sie auf einer Party einem Filmproduzenten auf, der ihr eine Nebenrolle in dem Edgar-Wallace-Krimi „Der unheimliche Mönch“ verschaffte.
Durchbruch mit „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“
Auf den Krimi folgte 1965 der Durchbruch mit dem Western „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“. Bald danach kam das Angebot für „Zur Sache, Schätzchen“ – ihre bis heute bekannteste Rolle. Ihre Agentin und auch ihre Filmfirma hätten das Engagement in der Low-Budget-Produktion abgelehnt, sie habe sich aber dagegen aufgelehnt.
Der Erfolg gab ihr Recht. Der Schwarz-Weiß-Film wurde zu einem Kultstreifen des jungen deutschen Films. Legendär wurde die Szene, in der Glas auf einem Polizeirevier plötzlich ihr Kleid fallen lässt und in einer Spitzenkorsage dasteht. Eigentlich hätte sie nach dem Wunsch des Regisseurs nackt sein sollen – aber Nacktaufnahmen lehnte die Schauspielerin immer ab.
Glas wurde als „Schätzchen“ zu einem Superstar, bekam ihren ersten Bambi und wurde vom Publikum verehrt. Bei den auch international erfolgreichen Regisseuren des sogenannten jungen deutschen Films hatte Glas aber keine Chance. Grund war nach Einschätzung der Schauspielerin ihre politische Haltung.
Während die Kunstszene politisch eher links stand und an der Seite von SPD-Politiker Willy Brandt stand, war und ist Glas bis heute politisch konservativ. Sie stand damals CSU-Legende Franz Josef Strauß nahe. „Nach dem ‚Schätzchen‘ war dann Schluss für mich – ich wurde abgestempelt als die schwarze Ziege“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“.
Im Fernsehen zur Berühmtheit
Dafür wurde sie im Fernsehen zur Berühmtheit. Sie spielte in erfolgreichen Fernsehserien wie „Der Kommissar“, „Polizeiinspektion 1“ oder „Unsere schönsten Jahre“. 1989 wurde „Zwei Münchner in Hamburg“ ein großer Erfolg, wie häufig in ihrer Karriere spielte Glas hier an der Seite von Elmar Wepper.
Im Lauf der Zeit schien Glas allerdings mit ihrem Publikum zu altern. Sie bekam zwar immer Aufträge, aber der Schwung ihrer erfolgreichsten Karrierephase war plötzlich weg. Dazu kam das Scheitern ihrer Ehe mit Bernd Teewag, mit dem sie drei Kinder hat. „Ich habe mich damals komplett zurückgezogen und eine Trauerphase durchlebt“, erinnerte sie sich gerade in der Illustrierten „Bunte“.
Die Krise liegt inzwischen lange zurück. Seit fast 20 Jahren ist sie in zweiter Ehe mit Dieter Hermann verheiratet. Und ihre Karriere bekam in den vergangenen Jahren eine ganz neue Note – nämlich die Fähigkeit zur Selbstironie. Glas spielte 2013 brillant die ausgebrannte Lehrerin Ingrid Leimbach-Knorr im Kinoerfolg „Fack ju Göhte“.
Der späte Erfolg führte dazu, dass Glas plötzlich auch jungen Menschen wieder ein Begriff ist. In ihrem Verein Brotzeit, der täglich an 15.000 Kinder Frühstück verteilt, hätten die jüngeren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer mit ihrem Namen nichts anfangen können. „Seit den Filmen freuen sie sich an den Schulen, wenn Ingrid Leimbach-Knorr vorbeikommt.“
Biografie „Ein Schätzchen war ich nie“ von Uschi Glas, Mosaik Verlag, 224 Seiten, 25,50 Euro