Am Sonntag tritt das Bruckner Orchester Linz (BOL) mit seinem Chefdirigenten Markus Poschner seine erste Konzertreise nach Südkorea an. Anlass dafür ist das 130-Jahr-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und dem ostasiatischen Staat.
Mit im Gepäck sind Werke von Bruckner und Beethoven, aber nicht sämtliche Instrumente, die die Musiker benötigen. Alles, was größer ist als ein Cello und eine Tuba wird vor Ort angemietet, heißt es auf Anfrage. Tuba und Cello benötigen im Flugzeug einen eigenen Sitzplatz, sechs Kontrabässe und ein Paukensatz wurden vor Ort „bestellt“. Wer ein kleineres Instrument spielt, der hat dieses und die Konzertkleidung im Gepäck.
73 Musiker, der Chefdirigent, fünf Personen vom Team, zwei Orchesterwarte und drei Journalisten steigen nun also am Sonntag in den Flieger Richtung Südkorea. Um 18.40 Uhr hebt der ab in Richtung Seoul, um am dortigen Flughafen inklusive sieben Stunden Zeitverschiebung nach einer Flugzeit von 10 Stunden und 45 Minuten montags um 12.25 Uhr zu landen.
Interessiertes Publikum, große Kennerschaft
Die Nervosität vor so einer Reise steigt, man gibt sich erwartungsfroh: „Es ist immer eine Freude, auf Reisen zu gehen, vor allem mit unserem Bruckner unterwegs zu sein zu so einem hoch interessierten Publikum“, sagt der Künstlerische Direktor des Bruckner Orchesters, Norbert Trawöger, im VOLKSBLATT-Gespräch.
Die Koreaner hätten sich die 5. Sinfonie von Bruckner für eines der beiden Konzerte gewünscht: „Normalerweise sind die 4., die 7. oder die 8. die gefragtesten Sinfonien für ein Tourprogramm“, so Trawöger. Aber aus Korea habe es geheißen, die 5. kenne man noch nicht und möchte sie quasi aus erster Hand hören: „Unser Herangehen ist umso lustvoller, wenn man sieht, dass es da eine große Kennerschaft gibt.“
Die zeige sich auch in der weltweiten Präsenz südkoreanischer Musiker: „Das ist ein hochkultiviertes Land mit einer Spitzenaubildung.“ Das Bruckner Orchester genieße nicht nur einen guten Ruf, es finde auch gerade mit der entstehenden Gesamtaufnahme aller Sinfonien Bruckners in- ternational große Resonanz.
130 Jahre diplomatische Beziehungen
Freilich sei auch Corona nach wie vor ein Thema, aber Trawöger beruhigt: „Unsere Sicherheitsmaßnahmen sind hoch, wenn jemand vor der Abreise erkrankt, gibt es personelle Reserven, und wir haben Telefonbücher südkoreanischer Orchester, von denen wir Einspringer organisieren können.“
Österreichs Kultur präsentiert sich zum 130 Jahr-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen vor Ort auch in Form einer Ausstellung des Kunsthistorischen Museums, Außenminister Alexander Schallenberg lädt in Seoul zum Empfang. Der erste Auftritt des Bruckner Orchesters findet am Mittwoch mit der Bruckner-Sinfonie im Seoul Arts Center, in dem sich das Opernhaus befindet, statt.
Einen Tag später wird die Lotte Concert Hall, die über mehr als 2000 Sitzplätze und spezielle Möglichkeiten, auf akustische Anforderungen einzugehen, verfügt, von Beethovenschen Klängen erfüllt: der Ouvertüre zu Coriolan, op. 62, dem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur, op. 15, und der Sinfonie Nr. 7, op. 92 A-Dur. Als Solist hat der südkoreanische Pianist Jae-Hyuck Cho, der auch in Europa mittlerweile große Bekanntheit genießt, ein Heimspiel.
„Ein österreichisches Programm, mit dem wir diesem Jubiläum huldigen“, fasst Trawöger zusammen. „Wir richten auch den Fokus auf das Bruckner-Jahr 2024. Bruckner ist sowieso ein Gigant der Musikgeschichte, die Wahrnehmung erhöht sich gerade international.“
Von Melanie Wagenhofer