Sextouristin und jüdische Mame – Inge Maux spielte alle

Prägnante Schauspielerin mit den unverkennbaren roten Haaren ist am Mittwoch 80 Jahre

Am 01. November 2024 um 10:35 Uhr ( ORF 1) ist Inge Maux in "Das schaurige Haus" zusehen. © Foto: ORF/Mona Film/katsey

Egal, ob Inge Maux eine liebeshungrige Sextouristin in Ulrich Seidls „Paradies: Liebe“ oder die komische, exzentrische jüdische „Mame“ im Film „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ spielt – sie verkörpert jede Rolle mit bemerkenswerter Authentizität. Im Vorjahr feierte die prägnante Schauspielerin mit den unverkennbaren roten Haaren in „Heldenplatz“ sogar ihr Burgtheater-Debüt. Am Mittwoch ist sie 80.

Geboren am 2. Oktober 1944 in Mettmach, Oberösterreich, als Ingeborg Christine Wöchtl, erkannte sie bei ersten Begegnungen mit Wandertheatertruppen früh ihre Liebe zur Schauspielerei. Ihr Onkel, der Komponist Richard Maux (1893-1971), konnte ihre Eltern überzeugen, dass sie die Wiener Schauspielschule Krauss besuchen durfte. Von ihm lieh sie sich auch den Künstlernamen. In der Folge hatte sie Engagements u.a. am Theater in der Josefstadt, am Kölner Schauspielhaus und dem Schauspielhaus Zürich (wo sie Anfang der 1980er-Jahre etwa in dem Stück „Amadeus“ neben dem blutjungen Christoph Waltz auftrat), als Musical-Darstellerin spielte sie u.a. am Opernhaus Zürich, am Theater an der Wien und am Raimundtheater. 2010-2014 war sie unter der Leitung von Michael Schottenberg festes Ensemblemitglied des Wiener Volkstheaters.

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Der Durchbruch in Film und Fernsehen kam spät. Ob als Herta Tschachs Mutter in der Serie „Braunschlag“ oder als Rösli neben Karl Merkatz in „Der Blunzenkönig“, verkörperte sie in den 2010ern mit fast 70 eher humoristisch mütterliche Rollen. Konträr dazu war hingegen ihre Darstellung einer Sextouristin in Ulrich Seidls „Paradies: Liebe“ (2012). An der Seite von Margarethe Tiesel spielt sie eine „Sugar Mama“, die in Kenia jüngere Männer für Sex und Liebe bezahlt, und zeigte dabei keine Berührungsängste mit dem Thema der Sexualität von älteren Frauen. Seidls Film führte Maux sogar bis nach Cannes, wo „Paradies: Liebe“ das Rennen um die Goldene Palme gegen Michael Hanekes „Amour“ verlor.

Für ihre Darstellung einer Holocaust-Überlebenden in „Murer – Anatomie eines Prozesses“ (2018) wurde Inge Maux in der Kategorie „Beste Nebenrolle“ mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet. Von ihren eigenen jüdischen Wurzeln habe sie erst als junge Frau erfahren, erzählte sie in Interviews. Um sich mit ihrer Identität auseinanderzusetzen, sang sie nicht nur gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann, dem Schauspieler Manfred Schmid, in ihrer Wahlheimat Artstetten in NÖ jiddische Lieder, sondern spielte auch mit Vorliebe jüdische Charaktere. Über ihre Rolle als „Mame“ in der Komödie „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ (2018) schwärmte sie: „Mit dem Film ist mir ein komplett jüdisches Leben geschenkt worden.“ Der Film schaffte es als Schweizer Einreichung für den Auslands-Oscar beinahe nach Hollywood, kam aber nicht in die engere Auswahl.

Neben Theater und Film ist Inge Maux auch eine begeisterte Malerin und Fotografin, wobei sie ihre Ausstellungen bis nach London, Tel Aviv oder Miami führten. Spät führte sie ihre Schauspieltätigkeit auch ans Burgtheater. 2023 trat sie in der Dramatisierung des Romans „Serge“ der französischen Erfolgsautorin Yasmine Reza als resche, über Israel und die Juden herziehende „Mame“ im Akademietheater auf, ein Jahr später engagierte sie Frank Castorf für seine Neuinszenierung des Thomas-Bernhard-Stücks „Heldenplatz“. Ihr Auftritt am Burgtheater sei „die große Erfüllung eines Lebenstraums“ gewesen, sagte sie damals der „Kronen Zeitung“ – und verriet dort auch, dass sie sich Ballettübungen und Tanzmeditation fit halte: „Gymnastik mag ich überhaupt nicht.“

Auch mit Arbeit scheint sie sich fit zu halten: In der neuen Krimiserie „Lasser ermittelt“, die derzeit unter der Regie von Andreas Schmied in Niederösterreich gedreht wird, steht Inge Maux neben Jürgen Maurer, Maria Köstlinger und Mara Romei vor der Kamera. Die Serie soll voraussichtlich 2025 bei ServusTV über die Bildschirme flimmern.