„Sisi“ ist nicht „Sissi“

Neue Serie über Kaiserin Elisabeth ab 28. Dezember im ORF zu sehen

Sisi (Dominique Devenport) freut sich über das Wiedersehen mit Kaiser Franz auf dessen Geburtstagsball.
Sisi (Dominique Devenport) freut sich über das Wiedersehen mit Kaiser Franz auf dessen Geburtstagsball. © ORF/Beta Film/RTL/Story House Pictures/Lukas Šalna

Spätestens seit der berühmten „Sissi“-Trilogie aus den 50er-Jahren gilt die Geschichte von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Josef im deutschsprachigen Raum als das Historien-Hofmärchen schlechthin. Auf Fans dieses offenbar unverwüstlichen Stoffs wartet nun — rechtzeitig zu Weihnachten — die neue, opulent inszenierte Miniserie „Sisi“, die sich um eine zeitgemäßere Version der Story bemüht. ORF 1 zeigt alle sechs Teile in jeweils drei Doppelfolgen von 28. bis 30. Dezember.

Nosbusch & Stemberger in den Rollen der Mütter

Statt Romy Schneider und Karlheinz Böhm verkörpern die gebürtige Schweizerin Dominique Devenport (25) — neuerdings Ensemblemitglied am Volkstheater Rostock — und der Hamburger Jannik Schümann (29) nun das junge Herrscherpaar. Die Österreicherin Julia Stemberger spielt Sisis Mutter, Herzogin Ludovika in Bayern, Désirée Nosbusch die Mutter von Franz, Erzherzogin Sophie. Regie bei dieser RTL-Produktion, an der auch der ORF als Partner beteiligt ist, führte Sven Bohse („Das Geheimnis des Totenwaldes“).

Dass „Sisi“ eher wenig mit „Sissi“ zu tun hat, ahnt man schon am Beginn von Folge 1. Man staunt nicht schlecht über die Eröffnungsszene, die die Teenagertochter des bayrischen Herzogs und spätere Monarchin von Österreich-Ungarn sich lustvoll im Bett rekelnd bei der Selbstbefriedigung zeigt. Später, da wird sie bereits mit Franz verlobt sein, lässt sich Elisabeth im Bordell von einer Prostituierten in Sachen Sex beraten.

Dorthin ist sie ihrem künftigen Mann gefolgt. Der junge Kaiser hält es nicht so genau mit der Treue. Auch sonst wird er als zwiespältige Persönlichkeit gezeigt — einerseits als adretter, durchaus einfühlsamer Charmeur, andererseits als Brutalo, der mit harter Hand etwa gegen aufständische Ungarn durchgreift. Überhaupt präsentiert sich die Neuverfilmung etwas düsterer und zumindest in Ansätzen historisch unterfütterter als die Sissi-Franzl-Kitschorgie der 50er.

Ein bisschen Kitsch und Pathos dürfen schon sein

Mit opulenter Kostümausstattung, pathetischer Musikuntermalung, Hochglanzlandschaftsaufnahmen und ausgiebig dosiertem Drama — von einer zwischen Freiheitsdrang und Hofzwängen zerrissenen Hauptfigur bis zu innerfamiliären Spannungen am Hofe — geht man dann aber doch auf Nummer sicher. Und der Erfolg scheint den Machern recht zu geben. Da scheint es auch keine Rolle zu spielen, dass Originalschauplätze so gut wie gar nicht vorkommen. Gedreht wurde von April bis August nämlich vorwiegend in Lettland und Litauen, nur einzelne Aufnahmen entstanden in Österreich, Deutschland und Ungarn. Noch vor dem eigentlichen TV-Start wurde „Sisi“ bereits erfolgreich vermarktet und wird unter anderem bald in Italien, Frankreich, Brasilien, den Niederlande und vielen osteuropäischen Ländern zu sehen sein. Eine zweite Staffel ist bereits in Planung.

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Wer den direkten Sisi-Sissi-Vergleich machen möchte, ist mit dem ORF-Programm jedenfalls gut bedient. Denn quasi als Einstimmung auf die TV-Serienpremiere werden die drei Teile von Ernst Marischka am 23., 25. und 26. Dezember in ORF 2 gezeigt.