Eifriges Knödeldrehen war am Sonntag an einem Ort angesagt, der sonst musealer Betrachtung gewidmet ist. Das OÖ Landesmuseum hat sein Archiv, ein wahres Schatzkästchen voll mit historischen Kochrezepten, geöffnet, Spitzenköchin Elisabeth Grabmer („Waldschänke“, Grieskirchen) hat die bis zu 350 Jahre alten Anleitungen grandios ins Heute übertragen. Das Ergebnis, das aufwendig gestaltete Kochbuch „Knödelreich“, und einige runde, aber auch eckige kulinarische Köstlichkeiten daraus wurden im Festsaal des Linzer Schlosses kredenzt.
Purkandischer und Wellischer Knödel
An die 1000 Knödel, zubereitet nach sechs verschiedenen Rezepturen, die so klingende Namen wie Purkandischer oder Wellischer Knödel trugen, erfreuten die Gaumen der Gäste der außergewöhnlichen Buchpräsentation. Und am Schluss gab es dann noch eine Neukreation, die 2024 fast sein muss: Bruckner-Knödel mit Zwetschkenröster bildeten den köstlichen süßen Abschluss. Diesen Genuss ließen sich die Ischler Kaisernachfahren, allen voran Markus Habsburg, ebenso wenig entgehen wie Verleger Niki Brandstätter, Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat Markus Achleitner und OÖ Tourismus-Chef Andreas Winklhofer.
Köstlicher alter Schatz gehoben
„Wir wollten diesen Schatz des Landesmuseums den Menschen zugänglich machen“, so Isolde Perndl, ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin der Landes-Kultur GmbH und mittlerweile kaufmännische Geschäftsführerin der Fachhochschule Oberösterreich. Auf ihre Initiative und jene von Landesmuseen-Direktor Alfred Weidinger geht das besondere Buch, quasi eine Kulturgeschichte des Knödels, zurück.
Wie sie „recht sind“
Magdalena Wieser, Leiterin der Bibliothek der oö. Landes-Kultur GmbH, grub und kochte sich in alte Rezepte ein, sammelte sie und traf gemeinsam mit der bekannten Kochbuchautorin Katharina Seiser und Haubenköchin Elisabeth Grabmer die Auswahl. 39 Rezepte sind es geworden, die Grabmer mit großem Aufwand feinsäuberlich und unverändert ins Heute übertragen hat: sie immer und immer wieder gekocht und gedreht, Mengenangaben festgelegt hat, so, dass die Knödel jetzt „recht sind“, wie es in alten Rezepten gerne heißt, und man sie nachkochen kann.
Dazu kamen neben dem neuen Bruckner-Knödel noch je ein Familienrezept von den besten Köchen des Landes: von Lukas Nagl, Philipp Rachinger bzw. seiner Oma und freilich auch eines von Elisabeth Grabmer.
„Ein Stück Heimat“, das Gäste anzieht
Er selbst habe als Wirtshauskind 30.000 Leberknödel selbst gedreht und gebacken („Nur gebacken ist er unser Leberknödel“), outete sich Tourismus-Landesrat Markus Achleitner als Knödelexperte und bezeichnete den Knödel als „Stück Heimat“, das auch für den Tourismus von großer Bedeutung sei: „Unsere Kulinarik, die oberösterreichische Küche, ist ein Buchungsmotiv.“ Mit dem neuen Kochbuch werde dem Knödel ein Denkmal gesetzt.
Zwei Klassen der Tourismusschulen Bad Leonfelden waren im Schloss am Herd und im Service im Einsatz und motivierten auch mit ihrer Begeisterung dazu, sich selbst an den Rezepturen zu versuchen: „Jeder schafft Knödel!“ – Die erste Auflage ist übrigens schon vergriffen.
„Knödelreich. Rezeptschätze der österreichischen Knödelkultur“ (Brandstätter Verlag, 272 S., € 36) ist nicht nur im Buchhandel, sondern auch in den Museumshops der OÖ Landes-Kultur GmbH, unter anderem im Schlossmuseum Linz, erhältlich.
Von Melanie Wagenhofer