Der französische Dirigent und Geiger Remy Ballot, längst bekannt für erfolgreiche Aufführungen in St. Florian mit dem Altomonte Orchester, eröffnete mit seinem Ballot Quintett (Remy Ballot /1. Violine; Iris Ballot/2. Violine; Stefanie Kropfreiter und Natalia Kuleba/ 1. und 2. Viola; Marta Sudraba-Gürtler/ Violoncello), die Saison der Landeskonzert-Reihe „Sonntagsmusik“ im Salon im Linzer Francisco Carolinum.
Zuerst erlebte man im Quintett ein vierteiliges Nocturne in C-Dur von Michael Haydn (1737-1806), dem jüngeren Bruder von Joseph Haydn und sehr angesehenen sogenannten Salzburger Meister. Mit seiner Abendunterhaltung als Tafelmusik lieferte er gesellige, locker gehandhabte und doch spieltechnisch anspruchvolle Eingangsmusik.
Dann Bruckners selten gehörtes „Intermezzo“ in d–Moll WAB 113 nur in einem Satz, ein „Moderato“, das eventuell als Prüfungsstück vorgezeigt und für gut befunden wurde. Mit viel Pizzicato und lang gezogenen Melodien ergaben sich in der Quintettbesetzung bereits Anklänge an spätere Kombinationen in seinen Werken.
Es folgte Bruckners inzwischen oft gespieltes Streichquintett F-Dur WAB 112, das in beeindruckender Weise gleich im ersten Satz mit seinen Motivwiederholungen aufhorchen ließ, im Scherzo schwungvoll aufspielte und beim Adagio gelassene Ruhe und Andacht verbreitete.
Auch in der kargen Besetzung des Quintettes offenbart Bruckner alle Eigenschaften, die ihn als großen Symphoniker auszeichnen: Weiträumigkeit, Freiheit der harmonischen und tonalen Rahmen, mächtige Steigerungen und plötzliche Abstürze, die aber beim Streichquintett die klanglichen Möglichkeiten niemals überforderten.
Im voll besetzen Musiksalon erntete das Ballot Quintett viel Bewunderung, es gab begeisterten Applaus und Bravo-Rufe – ein großer Dank für das großartig gelungene Konzerterlebnis.
Von Christine Grubauer