Keiner hat die moderne klassische Musiklandschaft in Oberösterreich so nachhaltig geprägt wie Dennis Russel Davies, der nahezu alle großen europäischen Orchester dirigiert hat und von 2002 bis 2017 als Musikdirektor und Chefdirigent das Linzer Brucknerorchester zu neuen Höhenflügen geführt hat.
Zum 80. Geburtstag gab es für den Jubilar nun ein Wiedersehen am Dirigentenpult mit seinen ehemaligen Musikern bei einem hochkarätig besetzten Konzert im Brucknerhaus.
Keine Geringere als Weltstar Elisabeth Leonskaja hatte ihren Auftritt als Gratulantin am Konzertflügel zugesagt, noch dazu mit einem Gustostückerl, nämlich dem 2. Klavierkonzert von Piotr I. Tschaikowski in G Dur, das dieser für Nikolai Rubinstein komponiert hatte und welches an den Pianisten enorm hohe Ansprüche stellt, während es dennoch im Schatten von Klavierkonzert Nr. 1 steht.
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Und dieser Auftritt hatte es in sich. Wie die Grand Dame am Stainway schon beim ersten Akkord nach dem kraftvollen Anschlag die linke Hand hochreißt, in der Folge oft auch die rechte, dann wiederum die Arme gleichzeitig, als wolle sie direkt abheben im bodenlangen weißen Kleid mit den großen schwarzen Pinselstrichen, ist einmalig. Ihre makellose Technik verblüfft und begeistert einmal mehr an diesem Abend.
Unwillkürlich kommt einem eine russische Großfürstin in den Sinn, die ihre Leidenschaft schon im 1. Satz, dem Allegro brillante, kaum bremsen kann, dabei von einer unvergleichlichen Eleganz und einem feinfühligen Ausdruck zeugt. Auf dem selben Niveau agiert auch das Brucknerorchester. Stets präzise und transparent, einmal kammermusikalisch trotz großer Besetzung, dann wieder feurig und mit Nachdruck, entsteht so ein atemberaubender Dialog mit der Pianistin, den Russel Davies zur überzeugenden Einheit als Dirigent zusammenhält.
Anschließend donnernde Standing Ovations vom Publikum und tosender Applaus im fast ausverkauften Konzertsaal. Drei Rosen aus ihrem prächtigen Ehrenstrauß teilt eine strahlende Leonskaja in schönster Geste mit dem Geburtstagskind, sowie mit Thomasz Liebig für seine schwebenden Soli an der Violine und Lia Vielhaber für ihr elegantes Spiel am Violoncello.
Im zweiten Teil des Konzertes steht dann die Sinfonie Nr. 3 in a-Moll von Sergei Rachmaninow auf dem Programm. Ebenfalls ein Werk, das nicht ganz so populär ist, und im Schatten seines Vorgängers, der 2. Sinfonie steht.
Davies setzt hier vor allem auf die glasklare Struktur dieser Sinfonie voller Spätromantik, die der Komponist im Exil geschrieben hat. Natürlich sind Gefühl und Emotionalität bei dieser Interpretation stets dabei, sentimental oder kitschig wird es aber nie. Mit klugen, nie ausgewalzten Tempi und einem transparenten, aufgefächerten Klang führt Davies das erstklassige Brucknerorchester virtuos durch das farbenreiche Stück.
Ebenfalls dann tosender Jubel und Standing Ovations für den 80jährigen Jubilar, der am Ende des Konzerts für seinen unermüdlichen Einsatz und sein Wirken von Landeshauptmann Thomas Stelzer mit dem goldenen Kultur-Ehrenzeichen des Landes OÖ ausgezeichnet wird.
Wir gratulieren, Happy Birthday, Dennis!
Von Barbara Duftschmid