steirischer herbst zeigt in Ausstellung den „Horror Patriae“

Einen Bogen von lokalen Mythen bis zu globalen Narrativen spannt die Ausstellung „Horror Patriae“, die das Kernstück des steirischen herbst ’24 bildet. Die Kooperation mit der Neuen Galerie des Universalmuseums Joanneum (UMJ) präsentiert ein „alternatives Museum nationaler Komplexe“ und verbindet Werke aus den eigenen Sammlungen mit zeitgenössischen Arbeiten. Die Schau erforscht die Verflechtung von imperialen und volkstümlichen Elementen im Vaterlandsdiskurs.

„Bei der zentralen Ausstellung des steirischen herbst fließt auch die Geschichte des Museums selbst ein“, erläuterte herbst-Intendantin Ekaterina Degot bei einer Presseführung am Donnerstag. „Wir stellen nicht nur das Haus zur Verfügung, es werden auch die Sammlungen gewürdigt“, betonte Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie. Das Joanneum wurde 1811 als Museum der Aufklärung von Erzherzog Johann gegründet. Der Staat, der es hervorgebracht hat, war eher flüchtig, das Habsburgerreich nicht immer klar definiert. Zu Beginn wurde im Museum der Lokalpatriotismus gefördert, dem allerdings die Realität eines großen Vielvölkerstaats gegenüberstand. Von universalistischer Denkweise zeugten dagegen die Offenheit, von Handwerk und Technik aus anderen Ländern zu lernen.

Die Kuratorinnen und Kuratoren der Ausstellung – Ekaterina Degot, David Riff, Gabor Thury und Pieternel Vermoortel – versuchen in der Schau, besonders die Spannungen zwischen dem Lokalen und dem Kosmopolitischen aufzuzeigen. In den 1880er-Jahren widmete sich das Joanneum nicht nur der angesehenen Kunst, sondern richtete auch eine Abteilung für bäuerliches Alltagsleben ein.

Den Beginn der Ausstellung macht die „Ahnengalerie“ von Thomas Hörl, der im Foyer des Museums sieben Collagen mit Perchten zeigt, die einerseits in ihrer furchterregenden Ausformung ein Quell der Angst sind, andererseits aber auch für Geschlechterfluidität und Befreiung von kirchlicher Unterdrückung stehen. Auf die Heimatschutzbewegung verweist eine Gedenktafel aus dem Volkskundemuseum. Diese Abteilung des UMJ wurde vom Volkskundler Viktor Geramb gegründet. Sein Nachfolger war Hanns Koren, einer der Initiatoren des steirischen herbstes. Von ihm hängt ein eher naiv gemaltes Bild in der Ausstellung, dessen Maler unbekannt ist. Einen anderen Blick auf Ländliches und Volkstümliches wirft Michele Pagel mit seinen „White Trash“-Installationen, bei denen gipsgefüllte Müllsäcke aus einer Lederhose und einem Trachtenkorsett quellen.

Im „Kabinett der Gipfel und Hügel“ findet sich ein Bild von Joseph Feid, das Anastasius Grün, der sich für die slowenische Sprache und politischen Liberalismus einsetzte, auf dem Gipfel des Losers zeigt. Ein surreales Bild von Erzherzog Johann und ein traditionelles Ölgemälde von Berchtesgaden zeigen unterschiedliche Facetten.

Eine der neuen Arbeiten stammt von Helene Thümmel, die Wörter und Sätze zu den Themen der bevorstehenden Nationalratswahl als kleine Fähnchen auf ein Landschaftsrelief setzte. Ihre Landkarte umfasst nicht nur Österreich, sondern verweist auch auf die ehemalige Großmacht.

In der „Sektion der braunen Flaggen“ finden sich Verweise auf Sonnwendfeiern, „Fahnen“-Arbeiten von Hannes Priesch und die Videos „Walder“ und „Eigner“ von Ingo Niermann und Erik Niedling. „Eigner“ ist ein herbst-Auftragswerk, in dem sich derselbe Protagonist wie im ersten Video mit der NS-Vergangenheit auseinandersetzt und das Lager Buchenwald besucht.

„Horror Patriae“. Ausstellung im steirischen herbst. Von 19.9.2024 bis 16.2.2025. steirischerherbst.at, neuegalerie.at

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