Stiftskonzert: Bruckners Geist aus Poschners Händen

Markus Poschner
Markus Poschner © WInkler

Den ersten Bruckner in der Jubiläumssaison der OÖ. Stiftskonzerte gab es am Samstag in der vollen Basilika im Stift St. Florian. Als Vorspann spielte das Bruckner Orchester mit Markus Poschner am Pult als Auftragswerk das Werk „Epitaph“, gedacht als Hommage an Bruckner, deutlich Bezug nehmend auf ein rhythmisches Zitat aus dem 2. Satz der 9. Symphonie des Florianer Meisters.

Geschrieben hat es der hierzulande wenig bekannte estnische Komponist Erkki-Sven Tüür (63), dessen internationalen Ruf primär die Rockmusik begründet, was die Orchesterbehandlung seines neuen Stückes auch nicht leugnete und die Zuhörer fesselte.

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Vollends zum Glück führte danach die Symphonie Nr. 7 E-Dur von Bruckner. Die „Siebente“ zählt zu den beliebtesten und meistgespielten Symphonien und eröffnet einen dramaturgisch neuen Bruckner, der von Fassungen verschont blieb. Schöpferisch eine fruchtbare Zeit, in der er an der Symphonie in St. Florian arbeitete.

Und schon an eine „Achte“ dachte. Vielleicht auch die Prüfung für eine Umkehr von den wellenartigen Satzstrukturen von früher, vom permanenten Entwickeln der Steigerungszüge bis zum endlichen Themendurchbruch. Auch die rhythmischen Verkürzungen, komprimiert mit dynamischen Steigerungen durch Sequenzierungen überraschen nicht mehr und bremsen den blockartigen Monumentalstil. Markante Pausen innerhalb der Themen dienen niemals nur leeren Takten. Bruckner also gewandelt und selbstbewusst seine Identität festigend.

Poschner kennt den anderen Bruckner genau. Diesen deutet er entsprechend dem Ebenbild seiner Persönlichkeit ohne Überzeichnungen in Demut und Würde, als würde ihn der Meister prüfen. Kein Zeichen, keine Geste ist zu viel, seine Deutung ist eine Schöpfung für sich. Im ersten Satz mit dem längsten symbolischen Hauptthema in der Musikgeschichte ein Naturhymnus, der im Finale prägnant wiederkehrt, im zweiten die Trauer über den geliebten Wagner mit Pietät zelebriert, im dritten ein inniges Trio darauf kontrastierend und im vierten dynamisch und rhythmisch weitgespannt zu Ende führend. Das leistungsstarke Bruckner Orchester war auf Poschners Wegen nicht immer auf Bestgängen, dies nur leise gesagt, weil die Ovationen am Ende jedes kritische Ohr übertönten.