In ihrer 50. Ausgabe warten die OÖ. Stiftskonzerte mit Neuerungen auf, man könnte auch sagen, man öffnet sich — und zwar für neue Formate, Musikrichtungen, aber auch Veranstaltungsorte.
Neu ist bei den Stiftskonzerten seit 1. März auch Geschäftsführer Daniel Hochreiter. Der gebürtige Marchtrenker Hochreiter hat schon als Schüler an der Bruckner Uni Komposition bei Gunter Waldek und später in Salzburg Musikwissenschaften studiert und war die letzten Jahre für einen Wiener Konzertveranstalter im Einsatz. Auch als Komponist und Experte für Neue Musik möchte er sich bei seinem neuen Arbeitgeber einbringen.
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„Es könnte einmal ein Werk von mir auf dem Programm stehen“, sagt er schmunzelnd im VOLKSBLATT-Gespräch. Wichtig sei in Zukunft nicht nur die Förderung Neuer Musik, sondern auch der Jugend und das Erschließen neuer Publikumsschichten, vorstellbar wären etwa „Zweimal-Hören-Konzerte mit erläuternden Gesprächen zwischen den Aufführungen“.
Ein Oboist am Pult
Der Jubiläumsreigen setzt am Samstag, 3. Juni, im Marmorsaal des Stiftes St. Florian mit einem Konzert des Bruckner Orchesters und einer Besonderheit ein: Am Pult einer der ganz großen Oboisten, Francois Leloux, der sein Instrument gegen den Dirigentenstab tauscht für Musik von Schubert und Mendelssohn-Bartholdy. Man darf gespannt sein, auch auf Solistin Bomsori Kim (33), die Südkoreanerin zählt zu den weltbesten Geigerinnen.
Davor regt Philipp Blom als erster Eröffnungsredner der Stiftskonzerte zum Nachdenken über Musik an. Eine Woche später (10.6.) ist erneut das Bruckner Orchester im Einsatz, diesmal unter Chefdirigent Markus Poschner. Zu hören wird in der Basilika nicht nur Bruckners Siebte sein, es gelangt auch ein Auftragswerk zur Uraufführung: Erkki-Sven Tüürs „Epitaph“ ist eine Hommage an Bruckner. „Der Este kam über Rockmusik und minimal music zur Klassik und ist einer der spannendsten Komponisten unserer Zeit“, so Hochreiter. Streichquartette sind seit jeher ein Fixpunkt bei den Stiftskonzerten: Das weltweit reüssierende französische Ensemble Quatuor Ebene (17.6.) feiert im Kaisersaal im Stift Kremsmünster den 100. Geburtstag von György Ligeti mit dessen erstem Streichquartett.
Ein aufstrebendes Bläserensemble der jungen Generation, Federspiel, kommt mit seinem neuen Programm erstmals zur Konzertreihe und bespielt auch einen neuen Veranstaltungsort: den Feigensaal im Stift Kremsmünster (18.6.). Der intime Abend für nur 220 Gäste ist laut Hochreiter bereits ausverkauft.
Politisches Statement
Ein politisches, völkerverbindendes Statement gibt der ukrainische Pianist Vadym Kholodenko am 24. Juni im Stift Lambach mit seinem Programm „The People United Will Never Be Defeated” ab, in dessen Zentrum Beethovens „Mondscheinsonate“.
Ein alter Bekannter steht am 30. Juni mit Julian Rachlin und den Goldberg-Variationen in der Stiftskirche Wilhering auf dem Programm.
Gleich vier Ensembles erwarten das Publikum am 1. Juli in verschiedenen Räumen des Stiftes Lambach mit einem Format, das 2022 gestartet wurde und gleich viel Anklang gefunden hat: der musikalische Rundgang, u. a. mit Lukas Sternath, Gewinner des ARD-Musikwettbewerbes, und Percussionistin Vivi Vassilevat — begleitet von Klosterkundigen.
Schon öfters bei Stiftskonzerten, aber noch nie gemeinsam: Der Concentus Musicus Wien und der Linzer Jeunesse Chor, der seinen 40er begeht. Gefeiert wird mit österreichischem Barock und Händel (7. 7., Marmorsaal St. Florian).
Eine Tür öffnet sich in Richtung Literatur: Erwin Steinhauer ist mit seinem H.C.-Artmann-Programm samt Musik am 8.7. in der neuen Stiftskonzerte-Location Wilheringer Theaterstadel.
An der Kreuzung von Klassik, Jazz & Co. begegnet man heuer Raphaela Gromes (16.7.), Mnozil Brass (15.7.), den Philharmonix (21.7.) und der Gesangskapelle Hermann (19.7.). Alte Bekannte in neuem Gefilde: Die Kings Singers treten erstmals in der Basilika (23.7.) auf. Zum Abschluss laden die Stiftskonzerte zu einem „schönen italienischen Wochenende“ (29. und 30.7.): Europa Galante widmet sich unter Fabio Bondi Vivaldis „Vier Jahreszeiten“.
Von Melanie Wagenhofer