Zum 128. Todestag Anton Bruckners und Abschluss des aktuellen Brucknerfestes hätte es kaum ein würdigeres künstlerisches Signal geben können, als es das Bruckner Orchester unter der Leitung von Markus Poschner und der Organist Klaus Lang am Freitag-Abend in der Stiftsbasilika St. Florian gestalteten.
Das Konzert begann mit der Uraufführung des Werkes „das wahre angesicht“ für Orgel und Orchester von Klaus Lang, dessen Orgel-Part der Komponist selbst interpretierte. Das Stück stellt mit einem dreiteiligen Dialog zwischen Orgel und Orchester die berechtigte Frage, was nun in seinem dichten Wechselspiel quer durch den ganzen, akustisch variablen Kirchenraum das wahre Gesicht der Musik sei.
Lang breitet einen immer wieder zarten, fast impressionistischen Klangteppich aus, auf dem einmal das Orchester mit kurzweiligen Soli brilliert und dann wieder die Orgel selbst den klaren Ton angibt. Je nach Standort in der Kirche ergibt dies wegen der sich ändernden Akustik ein unterschiedliches Musik-Erlebnis, das aber in jedem Fall lebhaften Beifall fand.
Ähnliche akustische Bedingungen galten naturgemäß, jedoch in frappanter Art und Weise auch für die folgende, insgesamt glänzende Gestaltung von Bruckners 8. Sinfonie in c-Moll in der Endfassung (1890). Wer jüngst die beiden Aufführungen von Bruckners „Neunter“ als Hörer im vorderen Drittel des Hauptschiffes und nun die „Achte“ im letzten Drittel erlebt hat, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Vorne wird die Musik analytisch wahrgenommen, der Klang kommt unmittelbar und wenig vermischt auf einen zu. Hinten dominiert die Klangmischung und erzeugt ungeahnte atmosphärische Effekte.
In Poschners zügiger und werkdienlicher Interpretation entfalteten daher vor allem die Choräle und „sanglichen“ Passagen zumal des Adagios der „Achten“, das noch dazu mit Harfenklängen brilliert, eine geradezu ins Transzendente reichende Klangwirkung.
Auch der Vergleich zur Urfassung der Sinfonie, die zu Beginn des Brucknerfestes im Brucknerhaus im „Originalklang“ zu hören war, drängte sich des öfteren auf: So wurde dort der martialische Charakter des Hauptthemas im beginnenden 4. Satz markant betont; hier freilich stand das majestätische Statement im Vordergrund, wie überhaupt die artistische, den Satz krönende Verarbeitung der vier Hauptthemen der Sinfonie überaus eindrucksvoll präsentiert wurde.
Nach dem abrupten Schluss hätte Poschner eine halbe Minute des stillen Respekts gefordert, doch übereifrige Klatscher machten dies zunichte und leiteten einen Beifallsorkan ein, der in Standing Ovations mündete.
Von Paul Stepanek