„Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften“. Dieses Stück – eine freie Fortschreibung von Henrik Ibsens Beziehungsdrama „Nora oder Ein Puppenheim“ – war im Jahr 1977 Elfriede Jelineks dramatisches Theaterdebüt.
Am Samstag feiert das Werk der späteren Literaturnobelpreisträgerin in den Kammerspielen des Landestheaters Linz in einer Inszenierung von Charlotte Sprenger Premiere.
Abwärtsspirale für ein selbstbestimmtes Leben
Die Emanzipation der Frau als alles beherrschender Motor der Handlung: Nora (Anna Rieser) hat Mann und Kinder verlassen, um in ein neues und selbstbestimmtes Leben aufzubrechen. In einer Textilfabrik nimmt sie eine Arbeit an. Doch von ihren neuen Kolleginnen, alle hart für ihren Lebensunterhalt schuftend, erntet sie vor allem Unverständnis. Wieso gibt eine Frau und Mutter ihr behütetes, bürgerliches Leben auf? Nora will mit positivem Beispiel vorangehen, verliebt sich und dann geht alles den Bach runter.
Für die junge Regisseurin Sprenger ist es das erste Jelinek-Stück. Sie versetzt das in den 1920er-Jahren angesiedelte Schauspiel ins Heute, wo sich Nora nach all den Selbstverwirklichungsgedanken bald in einer Abwärtsspirale befindet, wie Sprenger beim Mediengespräch erklärt: „Die Utopie, die sie sich selbst aufgebaut hat, wird klassisch auf Jelinek-Art Stück für Stück zerlegt. Es gibt keine Gnade für irgendeine Figur. Das ganze Werk ist überhaupt sehr endzeitlich für mich.“
Was kann man also erwarten? „Verlorene Menschen, die am Kapitalismus scheitern“ taumeln knapp unter zwei Stunden ohne Pause auf einer Bühne (von Aleksandra Pavlovic), auf der ein großes Erdloch in einem cleanen, museumsartigen Raum eingebettet ist. Für den passenden Gegenwartsbezug wird ebenso gesorgt. Man darf gespannt sein.hu
Karten unter Tel. 0732/76 11-400