Tcherniakov und Serebrennikov geben Regie-Debüts in Salzburg

Das Direktorium der Salzburger Festspiele hat am Dienstag in der Mozartstadt das Festspielprogramm 2025 vorgestellt. „Wie unter einem Brennglas verdichten sich in den Werken dieses Festspielsommers unsere Fragen, unsere Zweifel, unsere Einsamkeiten, unsere Ängste und lichtesten Hoffnungen“, heißt es in dem von Intendant Markus Hinterhäuser, Festspielpräsidentin Kristina Hammer und dem kaufmännischen Direktor Lukas Crepaz gezeichneten Vorwort der Presseunterlagen.

„Wir leben in Zeiten, die nicht wirklich beruhigend sind“, sagte Hinterhäuser. „Im Wortsinn folgt auf eine Apokalypse aber immer auch ein neuer Himmel!“ Auf diese Gewissheit, dass wieder etwas Neues entsteht, müsse man bauen. „Die Opern im nächsten Jahr haben das Thema Macht im Zentrum. Es sind Endspiele, wir schauen in die großen Machtzentren“, umriss der Intendant den programmatischen Roten Faden.

Ulrich Rasche inszeniert „Maria Stuarda“

Dmitri Tcherniakovs Salzburger Regie-Debüt mit Georg Friedrich Händels „Giulio Cesare in Egitto“ (ab 26. Juli im Haus für Mozart), die ersten Salzburger Opernregien von Ulrich Rasche (Gaetano Donizettis „Maria Stuarda“ ab 1. August im Großen Festspielhaus) und Evgeny Titov („Drei Schwestern“ von Peter Eötvös ab 8. August in der Felsenreitschule) sowie ein von Peter Sellars inszenierter Abend mit Gustav Mahlers „Der Abschied“ und „Erwartung“ von Arnold Schönberg („One Morning turns into an Eternity“, ab 27. Juli in der Felsenreitschule) sind die Höhepunkte des Opernprogramms.

Dazu kommt Barrie Koskys von den Pfingstfestspielen übernommenes szenisches Pasticcio namens „Hotel Metamorphosis“ mit Arien, Ensembles und Chören Antonio Vivaldis im Haus für Mozart, sowie die Wiederaufnahme von Krzysztof Warlikowskis vor zwei Jahren herausgekommener Inszenierung von Verdis „Macbeth“ mit Vladislav Sulimsky als Macbeth und Asmik Grigorian als Lady Macbeth im Großen Festspielhaus. Semiszenisch werden Mozarts Oper „Mitridate, Re di Ponto“ sowie ein Projekt rund um das Singspiel „Zaide“ angeboten. Letzteres steht unter Verantwortung von Raphael Pichon, „ein Dirigent, der mir nur Freude macht“ (Hinterhäuser). Teodor Currentzis dirigiert eine konzertante Aufführung von Rameaus „Castor et Pollux“.

Dušan David Pařízek inszeniert Karl Kraus

In dem von der mittlerweile entlassenen Marina Davydova zusammengestellten Schauspielprogramm wird am 19. Juli Robert Carsens „Jedermann“-Neuinszenierung mit Philipp Hochmair in der Titelrolle und Deleila Piasko als Buhlschaft wiederaufgenommen. Dušan David Pařízek inszeniert in einer Burgtheater-Koproduktion Karl Kraus‘ „Die letzten Tage der Menschheit“, die zuletzt 2014 in einer Inszenierung von Georg Schmiedleitner bei den Salzburger Festspielen zu sehen war. Premiere ist am 25. Juli auf der Perner-Insel, in der Besetzung ist auch Ex-Jedermann Michael Maertens angekündigt.

Vladimir Sorokins Roman „Der Schneesturm“ gilt eine Koproduktion mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus, bei der Kirill Serebrennikov sein Salzburger Regie-Debüt gibt. Premiere ist am 16. August auf der Perner-Insel. Als Gastspiel des Odéon-Théâtre de l’Europe im Landestheater werden von Julien Gosselin in Szene gesetzte Werke des russischen Literaten Leonid Andrejew gezeigt („Le Passé„, Premiere: 28. Juli). “Four new Works“ der Choreografin Lucinda Childs sind in der Szene Salzburg zu sehen.

Mit „Land of No Return“ wird jenes Stück von Marina Davydova in der Szene Salzburg erstmals auf Deutsch gelesen, das kürzlich bei dem von ihr mitverantworteten „Voices“-Festival in Berlin auf Russisch gelesen wurde. Intendant Hinterhäuser: „Ich finde es wichtig, dass wir diese Lesung zeigen. Ich weiß nicht, wie Marina Davydova damit umgeht. Ich wünsche mir sehr, dass wir da eine Einigung finden. Ich möchte diese Lesung im Programm behalten“.

Die „Ouverture spirituelle“ widmet sich dem Schicksal

In der „Ouverture spirituelle“ sind unter dem Übertitel „Fatum“ Werke programmiert, „in der der schicksalhaften Determiniertheit unseres Handelns nachgespürt wird“, wie es in den Unterlagen heißt. Den Beginn macht „Das Floß der Medusa“ von Hans Werner Henze. Hinterhäuser konnte mit einem einfachen Telefonanruf Starschauspieler Christoph Waltz als Sprecher des Oratoriums „Oedipus Rex“ gewinnen. Der deutsche Maler Georg Baselitz gestaltet Ausstattung und Marionetten einer Koproduktion von Igor Strawinskys „Die Geschichte vom Soldaten“ mit dem Salzburger Marionettentheater. In dem vom nach 13 Jahren scheidenden und nach München wechselnden Konzertchef Florian Wiegand gestalteten Musikprogramm findet sich auch eine Reihe für Pierre Boulez: „À Pierre“.

Die Salzburger Festspiele 2025 dauern von 18. Juli bis 31. August und bieten 174 Aufführungen in 45 Tagen an 16 Spielstätten sowie 37 Vorstellungen im Jugendprogramm „jung & jede*r“ an. Dort ist Sebastian Schwabs „Musketiere!“-Uraufführung in Koproduktion mit der Wiener Staatsoper einer der Höhepunkte: Es gehe um „eine junge Heldin, die sich mit den Ungerechtigkeiten der Welt nicht zufriedengibt“, berichtete Programmverantwortliche Ursula Gessat und verkündete eine Frohbotschaft: „Die Komposition ist fertig!“

salzburgerfestspiele.at

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