Kammermusikgenuss der Superlative, den man kaum jemals erleben könnte, wäre man nicht dabei gewesen beim Linzer Debüt des Zadig-Trios. Den Namen haben sich Boris Borgolotto (Violine), Marc Girard-Garcia (Violoncello) und Ian Barber, der krankheitshalber am Klavier durch Pauline Chenais ersetzt werden musste, in Anlehnung an die Voltaire-Figur zugelegt.
Zadigs Geschichte ist fantastisch, unterhaltsam und verbreitet Wahrheiten über Natur und Realität, so definiert sich das Trio selbst. Aber hinter seiner Kunstausübung voll Leidenschaft, Enthusiasmus und Virtuosität steckt noch viel mehr.
So frisch und kühn, der wahren Authentizität verwandt, ist eine solche Herangehensweise an die Stücke sonst nicht leicht zu erleben. Dabei bleibt nichts auf der Strecke. Nicht der emotionale Aufwand, nicht der höchste technische Anspruch, nicht das präzis dem Werkinhalt angepasste, in die Tiefe der Interpretation hineinleuchtende gestalterische Konzept.
Das wegen der Umbesetzung leicht geänderte Programm begann mit dem e-Moll Trio Hob.XV:12 von Haydn und zauberte spontan ein Klangwunder herbei voller dynamischer Kontraste von Crescendo- und Diminuendo-Phasen.
Der Sprung zu Beethovens „Geister“-Trio op. 70 Nr. 1 D-Dur hatte den richtigen Elan zum Vergessen des irreführenden Titels als ein natürlich-realistisches Stück, das gar nicht anders vorstellbar ist. Lebhaft phrasiert, dynamisch wieder von extrem abgestufter Gegensätzlichkeit, jenseits von klassischer Strenge und doch mit heiterem leichten Lauf seiner Tremolo- und Trillereffekte.
Aber das Repertoire des Trios ist stilistisch keineswegs begrenzt. Denn es setzte noch zu rhythmischen Umarmungen an mit den „Vier Jahreszeiten von Buenos Aires“ von Astor Piazzolla. Viele Bravi beendeten den unvergesslichen Nachmittag nach einer Zugabe. G. Szeless