Die Veranstaltungsserie „Canto lirico“ endete am Sonntag bei den Salzburger Fespielen in dem von den Fans gestürmten Großen Haus inmitten zweier bombastischer Konzerte der Wiener und Berliner Philharmoniker mit dem erwarteten Triumph der intimen Begegnung.
Ursprünglich war für den Ausnahme-Tenor Juan Diego Florez die Sinfonia por el Peru, ein von Florez unterstütztes peruanisches Jugendorchester vorgesehen. Nach coronabedingter Absage saß nun der Italo-Amerikaner Vioncenzo Scalera neben Florez als Begleiter, um seinen Steinway-Flügel als sachlich-intensiven Unterstützer des lyrischen Schöngesangs zu spielen.
Der Nachmittag begann mit Schuberts populären Liedern „Gesang an Sylvia“, „An die Musik“ und „Ständchen“, wobei bereits die sattsam bekannten ersten Zeilen „Was ist Sylvia, saget an?“, „Du holde Kunst“ und „Leise fliehen meine Lieder“ die Intimität zwischen Sänger und Hörern intensivierten. Abgelöst wurde Schubert von seinem italienischen Zeitgenossen ähnlicher Prägung Vincenco Bellini, der Rossini-Block begann mit dem Allegro-moderato-Satz „Dance sibérienne“, dem später noch Bellinis Largo e tema f-Moll für Klavier solo folgen sollte. Bravo Vincenzo Scalera!
Weiter ging es mit dem durch einen ungarischen Csárdás bekannten Francesco Paolo Tosti, den man allgemein einer späteren Epoche als seiner echten Lebenszeit 1846 bis 1919 zuzuordnen versucht ist. Bei Tosti werden bereits spannende Liebesgeschichten erzählt, die Florez mit intensiviertem Schmelz an seine Fans ablieferte. Donizetti und Verdi widmeten sich keineswegs nur der großen Oper und geistlicher Musik, sondern wie Donizetti in „Il duca d’Alba“ und Verdi in „Jérusalem“ der erzählenden Liedform in Rezitativ und Arie mit neuem Gattungsbegriff. Mit Puccinis traurig-ängstlicher Arie aus „La Villi“ endete der offizielle Teil, was naturgemäß geeichte Florez-Fans nicht störte.
Tatsächlich erschien Florez, wie vorgesehen, mit seiner Gitarre, drei volkstümliche „Songs“ enthusiasmierten die Zuhörer. Der sangesfreudige Florez hatte noch zwei Überraschungen in der Kehle. „Dein ist mein ganzes Herz“ aus Lehárs „Land des Lächelns“ erklang mit ungeheuerlicher Zartheit und Innigkeit, den absoluten Triumph erreichte Florez mit Puccinis Bravourarie „Nessun dorma“ aus „Turandot“.
Die Seelenverwandtschaft der beiden Giganten des Musiktheaters Puccini und Lehár zu beweisen, ist aktuell niemand so geeignet wie Juan Diego Florez. Der Jubel dieses Salzburger Festspielkonzertes dürfte noch lange nachklingen.