„Viva la Vida“: Es lebe das Leben. Mit dieser Botschaft signiert Frida Kahlo nur wenige Tage vor ihrem Tod ein Gemälde von Wassermelonen. Anlässlich ihres 70. Todestages ehrt ihr Heimatland Mexiko nun das Erbe der ikonischen Malerin mit einer Ausstellung, Vorträgen und Kunstaktivitäten. Kahlo starb am 13. Juli 1954 im Alter von 47 Jahren nach einem Leben voller körperlicher und seelischer Schmerzen.
„Wir möchten ihr Leben und ihr Vermächtnis feiern“, sagt Perla Labarthe, die Direktorin des Frida-Kahlo-Museums — als Blaues Haus bekannt —, der Deutschen Presse-Agentur in Mexiko-Stadt. Die visuelle Kraft ihrer Werke und die Art, wie sie Gefühle und Erfahrungen in Kunst verwandele, machten Kahlo zu einer faszinierenden Künstlerin. Außerdem sei sie eine sehr ehrliche Künstlerin gewesen und habe ihre eigene Identität geschaffen – das spreche die Menschen heute noch an.
Laut der offiziellen Sterbeurkunde erlag die Malerin einer Lungenentzündung. Als Sechsjährige erkrankte die Tochter des deutschen Fotografen Carl Wilhelm Kahlo und einer Mexikanerin an Kinderlähmung. Mit 18 Jahren wurde sie bei einem Busunglück schwer verletzt. Eine Eisenstange durchbohrte ihren Körper, die Wirbelsäule brach an drei Stellen. Nach dem Unfall musste Kahlo fast ein Jahr lang im Bett liegen und begann so zu malen.
Die drastischen Selbstporträts wie „Die zerbrochene Säule“ sind ein Markenzeichen Kahlos. Jahrelang musste sie Korsetts tragen, die sie bemalte. Ihre Eigendarstellungen mit Damenbart und zusammengewachsenen Augenbrauen zieren auch Souvenirs aller Art. Sie ist eine Kultfigur und gilt als Vorreiterin des Feminismus.
Als Kahlo-Fans gelten die US-Pop-Sängerin Madonna und Hollywoodstar Salma Hayek, Hauptdarstellerin im Film „Frida“ von 2002. Modeschöpfer lassen sich von der Frau des Wandmalers Diego Rivera (1886-1957) inspirieren. Ihr wurde sogar eine Barbie-Puppe gewidmet.
Im Atelierhaus-Museum Diego Rivera und Frida Kahlo in Mexiko-Stadt wird nun die Ausstellung „Frida ohne Grenzen“ gezeigt. Briefe, Krankenakten und mehr als 80 Fotos geben Einblick in das Verhältnis der Malerin zu ihrem gebrochenen Körper und ihren behandelnden Ärzten. Kahlo wurde rund 30 Mal operiert. Eines ihrer Beine wurde unterhalb des Knies amputiert.
Kahlo wohnte 36 Jahre lang im Blauen Haus in Coyoacán, heute Teil der Hauptstadt. Das bei Touristen sehr beliebte Museum zeigt persönliche Gegenstände der Malerin wie die teilweise indigene Kleidung, mit der Kahlo bewusst ihr Ich konstruierte, zahlreiche Briefe, das illustrierte Tagebuch und die Urne mit ihrer Asche.
In einem Text, der derzeit dort ausgestellt ist, beschreibt die Malerin ihren Zugang zur Kunst: „Ich bin nie einer Schule gefolgt oder von jemandem beeinflusst worden“, schreibt sie. „Ich habe von meiner Arbeit nicht mehr als die Befriedigung erwartet, die mir das Malen selbst geben konnte“. Durch ihre Bilder habe sie Wahrnehmungen und Gefühle ausgedrückt, die sie sonst nicht hätte zeigen können.
Kahlo heiratete den 21 Jahre älteren Rivera gleich zweimal. Der nationalistische Maler war bereits berühmt und als Frauenheld bekannt, als sie sich 1929 das erste Jawort gaben. Kahlo war damals 22 Jahre alt. Nach zehn turbulenten Ehe-Jahren ließ sich das Paar scheiden, um ein Jahr später erneut zu heiraten. Auch Kahlo hatte Affären, etwa mit dem russischen Revolutionär Leo Trotzki.
Die Beziehung zu Rivera und Kahlos Fehlgeburten prägten auch ihr Werk. Das Selbstbildnis „Diego y yo“ (Diego und ich) wurde 2021 beim Auktionshaus Sotheby’s in New York für 34,9 Millionen Dollar (etwa 32 Mio. Euro) versteigert. Es ist das teuerste Gemälde eines Künstlers aus Lateinamerika und zeigt eine weinende Frida mit Riveras Gesicht auf der Stirn.
Trotz aller Schwierigkeiten liebte Kahlo das Leben. Doch die körperlichen Schmerzen waren zuletzt unerträglich. Emotional war sie ebenfalls niedergeschlagen. In ihrem letzten Tagebucheintrag schrieb die Malerin: „Ich warte mit Freude auf die Abreise und hoffe, nie wieder zurückzukehren“.