Aufgrund der Corona-Krise mussten die Wachau-Festspiele Weißenkirchen die geplante Uraufführung von Hofbauers und Flos „Göttin in Weiß“auf den 20. Juli 2021 verschieben. Intendant Marcus Strahl bot sechs Ersatzprogramme, zum Abschluss der Sommersaison gab es nun nach Jahren eine Wiederaufnahme des „Wachauer Jedermanns“.
Das Neue: Leo Schörgenhofer, früherer Leiter des kürzlich geschlossenen Wiener Ateliertheaters, stellte Strahl und seinem Regisseur Martin Gesslbauer Wachauer Mundart-Urtext von Peter Galler zur Verfügung, der sich stark an Hofmannsthal orientiert, womit man den Intentionen des Dichters sehr nahe kam.
Der zweite qualitativ wichtige Erfolgsfaktor des Premierenabends im Theisenhoferhof: Nicht weniger als vier Strahlszählten zu den Protagonisten: Den 2011 verstorbenen Erwin Strahl hörte man als Stimme des Herren, seine Witwe Waltraud Haas begeisterte als Jedermanns Mutter, Sohn Marcus war ein nachdenklicher Jedermann und dessen Gattin Leila Strahl brachte als glitzernder Mammon einen Hauch von Pop ins Geschehen.
Freiheit für die Darsteller zur Entfaltung
Gesselbauer ließ seinen Profi-Kollegen und den ambitionierten Mitgliedern der Theatergruppe des Männergesangs- und -theatervereins „D’Wachauer“ im eigenen Bühnenbild und in den Kostümen von Christine Zauchinger viel Freiheit zur Entfaltung.
Der Jedermann des Marcus Strahl ist so etwas wie eine intellektueller Realist. Wenn der von Gott, dem Herrn, entsandte Bote Tod in grandioser Maske mit Sense auftritt, sieht er die Zukunft klar. Seine Angebote an seine Vettern (höchst komödiantisch: Leo Schörgenhofer und Gerhard Graf) werden abgelehnt. Felix Kurmayers ehemals Guter Gesell ist charmant und hart zugleich. Ganz leicht macht es sich Barbara Kaudelka als Jedermanns Geliebte, sie verschwindet einfach mit der Tischgesellschaft …
Das Duell zwischen Tod und Jedermann verläuft einseitig: Michael Schefts ist als Sprecher und als Persönlichkeit derart bedrohlich, dass er ein gefundenes Fressen für die allegorischen Persönlichkeiten „Die Werke“ (Michaela Ehrenstein) und „Der Glaube“ (Anke Zisak)ist. Nach Jedermanns Läuterung, der dramaturgischen Schwäche des Hofmansthal’schen Originals, hat auch der Teufel keine Chance mehr. Martin Gesslbauer schafft locker den richtigen Ausgleich zwischen Verstörung, Humor und Gelassenheit.
Natürlich steht eine überragende Persönlichkeit im Mittelpunkt: Waltraut Haas beeindruckte in ihren Auftritten und erhielt im Rahmen des begeisterten Schlussapplauses von Bürgermeister Christian Geppner das Goldene Ehrenzeichen der Marktgemeinde Weißenkirchen überreicht.
Termine: 11., 12. und 13. September, jeweils 19.30 Uhr. Karten: 02715/2268