vorarlberg museum will sich neues Zukunftsbild verpassen

Vorarlberger Landesmuseum will sich Kooperationen mehr öffnen © APA/THEMENBILD/BARBARA GINDL

Mit mehr Vernetzung und neuem Denken will das „vorarlberg museum“ einer erwartet angespannten Budgetsituation begegnen. Museumsdirektor Michael Kasper rechnete für 2025 mit „reduzierten operativen Mitteln“, genaue Zahlen würden derzeit erarbeitet. Als wichtige Schwerpunkte für das nächste Jahr nannte er am Freitag „80 Jahre Kriegsende“ sowie die Erstellung einer neuen Museumsstrategie, die mittelfristig in eine neue große landesgeschichtliche Schau münden soll.

Mit dem ablaufenden Jahr zeigte sich Kasper, der dem Vorarlberger Landesmuseum seit Februar vorsteht, zufrieden. Insgesamt werden rund 50.000 Besucher und Besucherinnen das Haus am Bregenzer Kornmarktplatz besucht haben, darunter allein im Sommersemester rund 3.300 Kinder und Jugendliche. Dem Ziel des neuen Direktors, das Haus für neue Besucherschichten zu öffnen, kam entgegen, dass bei den über 120 Veranstaltungen fast 12.000 Personen gezählt werden konnten. Zentrale Themen waren eine neue Museumsdatenbank und der nun abgeschlossene Teilumzug von 40.000 Objekten in ein neues Depot in Hard (Bez. Bregenz), ein „großer Wurf“, so der Direktor.

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„80 Jahre Kriegsende“ und zwei neue Sonderschauen

2025 sind dem Ende des Nationalsozialismus und dem Gedenken an das Kriegsende vor 80 Jahren zahlreiche Veranstaltungen gewidmet, etwa die Ausstellung im Atrium „Wir waren begeistert. Warum?“ von 25. Jänner bis 6. April mit Bildern des vom Nationalsozialismus faszinierten Bregenzer Fotografen Werner Schlegel (1908-1945). In Kooperation mit der Landesbibliothek spürt die Schau den Ursachen und Folgen der NS-Begeisterung nach. „Propaganda ist kein Thema der 1930er- und 1940er-Jahre“, betonte Kasper. Heute gebe es zwar andere Formate und Medien, das Thema sei aber „wesentlicher denn je“.

Ebenfalls im Atrium zu sehen ist die Schau „Owu. Fil. Faden. Thread“ (26. April bis 29. Juni), die der Verflechtung von Textilien, Handel und Kolonialismus nachgeht. Zudem wird dort das Künstlerduo „Bildstein Glatz“ von 12. Juli bis November mit einer 16 Meter hohen, bewohnbaren Plattform intervenieren und so das Vordringen des Menschen in neue Gefilde, auch im Lichte des Klimawandels, thematisieren.

2025 sind zwei neue große Schauen geplant: Von 22. Februar bis 17. August zu sehen ist eine Ausstellung über den 2008 in Bregenz gestorbenen Künstler und Designer Hasso Gehrmann, der für den Haushaltsgerätehersteller Elektra Bregenz in den 1960er-Jahren die „erste vollautomatische Küche der Welt“ entwickelte. Einer weiteren schillernden Persönlichkeit ist ab 5. April die Schau „Der atlantische Traum“ gewidmet: Der gebürtige Bregenzer Bildhauer und Abenteurer Franz Plunder baute 1923 das Segelboot „Sowitasgoht V“ und überquerte damit den Atlantik. Noch bis 2026 läuft die Sonderausstellung „tuten & blasen“ zur Blasmusikkultur.

Direktor sieht „viel Potenzial in der Vernetzung“

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Das kommende Jahr werde in budgetärer Hinsicht „keine große Erhöhung“ bringen, die Ausgaben ließen sich zudem kaum reduzieren, sah Kasper für die Zukunft geringe finanzielle Spielräume. Statt sich aber nur auf Landesgelder zu stützen, müsse man auch als Museum ein neues Selbstverständnis entwickeln. Bei neuen Projekten wolle man von Beginn an mitdenken, wie sich Drittmittel lukrieren lassen, etwa über noch mehr grenzüberschreitende Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen und Forschungsprojekte, die den Zugang zu EU-Geldern öffneten. „Ich sehe viel Potenzial in der Vernetzung“, so Kasper. Künftig soll es dafür einen zentralen Ansprechpartner im „vorarlberg museum“ geben. Eine zunehmend wichtige Rolle spielten auch Sponsoren, über deren Engagement man sehr froh sei.

Weiters soll 2025 ein interner Strategieprozess „Zukunftsbild 2030“ gestartet werden. Wesentlich dabei soll nicht nur das Nachdenken über den Stellenwert und Aufgaben eines Museums in heutiger Zeit sein, sondern auch die Erarbeitung eines neuen flexiblen Ausstellungsformats zur Landesgeschichte. Seit dem Abbau der Schau „Vorarlberg. ein making of“ gebe es keinen Überblick über die Vorarlberger Geschichte mehr, das wolle man auch im Sinne von wichtigen Zielgruppen wie Schulklassen und Touristen ändern.

(S E R V I C E – vorarlbergmuseum.at