Wasserschloss Bernau: A´ la chasse in Barockmusik und Jagdliteratur

Der Musikherbst ist auf dem idyllischen Schloß Bernau in Fischlham eingezogen. Dort begann am Freitag ein dreitägiges elitäres Barockfestival, in das sich auch das Literaturschiff einbrachte. Bei der Premiere mit der Eröffnungsrede des in Wien lebenden Autors und Historikers Philipp Blom zum Thema „Die Jagd“.

Der illustre Gast schöpfte gründlich in der Materie, durchkreuzte alle Epochen aus vergangenen Welten mit seiner fesselnden Sprache, die er fast auswendig ins Publikum schickte. Von der Jagd zum Jäger und deren Arten, die feudalen im Mittelalter zur Unterwerfung der Natur bis zu aristokratischen Jägern oder Anklängen an die Bibel.

Immer im Fokus den Jägermenschen, wie er mit der Lust zum Jagen auch der Tierbewohner das Leben meistert. Die Jagd als eine bestimmte Funktion der modernen Gesellschaft, so kam Blom zu der aktuellen Situation in unserer Zeit, in der heute Gesetze den Kampf zwischen Naturwald und Prestigeverhalten zu regeln haben. Die Zerstörung bahnt sich ja immer mehr an.

Insgesamt ein bereichernder Vortrag, der die Gedanken des Publikums bewegt hat. Und ein lehrreicher passender Einstieg in den Abend, der zuerst mit Musik begann. Das Vergnügen mit Ars  Concordia nach zwei Jahren organisierte wieder die Intendantin des Castor Ensembles Petra Samhaber-Eckhardt, bekannt durch ihre Omnipotenz an Charme, Talent und Lebensfreude, womit sie ihre Musiker der Alten Musik und der historischen Aufführungspraxis jedes Mal ansteckt und natürlich auch die Programme verantwortet.

Dass sie sich mit den engagierten Künstlern auf internationalem Parkett bewegt, bewies zur Einleitung der Weltspitzenstar auf der Blockflöte Dorothee Oberlinger mit dem Solostück „Garten der Flöten-Wonne“ des Niederländers Jacob van Eyck, in einer unglaublichen Perfektion, die Fachkollegen nicht so leicht überragen könnten.

Mehrere Auszeichnungen verhalfen ihr in der deutschen Heimat und während ihrer Ausbildung in Salzburg sowie bei jedem Festival zu Gastspielen. Der erste Preis bei einem Wettbewerb kam aus London. Ein Übergehen dieser Künstlerin wird sich wohl kein Konzertveranstalter leisten können.

Noch in weiteren drei Werken mit den Castors entfaltete sie ihr Spielwunder auf einer mitgebrachten ganzen Blockflötensammlung: Bei Nikolaus Chèdeville (Vivaldi-Transkriptionen, der Herbst eine amüsante Saison). Bei dem auch als Opernkomponist versierten Antonio Caldara (Chaconne aus den Triosonaten op. 2).

Und zu guter Letzt angelangt bei Antonio Vivaldi (Flötenkonzert c-moll) mit den prägenden Persönlichkeiten der Alten Musik auf ihren Originalinstrumenten Rodolfo Richter, Samhaber-Eckhardt (Violinen), Jonathan Ponet (Viola), Kaspar Singer (Cello) und dem unverzichtbaren Cembalisten und basso continuo Spieler Erich Traxler.

Alles und von allen klangsicher gestaltet in ihrer modulierenden polyphenen Herrlichkeit des Barock.

Dass der hochbarocke Meister Antonio Vivaldi im Programm nicht fehlte, war fast zwingend. Der „rote Priester“ wegen seiner Haarfarbe so genannt, und sein Amt als Geistlicher nicht ausübend, blitzte geistig öfter durch an dem Abend, galt er doch neben Corelli als epochemachend in der Barockgeschichte.

So selbstverständlich war es daher auch, die Blütezeit der Blockflöte im italienischen Barock zu feiern, hat man eine Dorothee Oberlinger zur Verfügung. Auf die lauten Bravi schenkte sie mit ihren Musikpartnern dem stattlich erschienenen, begeisterten Publikum noch eine Zugabe. Viele Erfolgswünsche für die noch zwei Ars Concordia Abende.

Von Georgina Szeless

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